Ein teuflischer Plan: Die Schönheits-Ärztin, der ungeliebte Ex und der Darknet-Killer
Foto, Adresse, Anweisungen zur Tat: Die Hamburger Ärztin Lotta N. (49) und ihr Ehemann Thomas N. (51) sollen versucht haben, im Darknet einen Auftragskiller zu bestellen, um ihren Ex-Partner zu töten. Seit Donnerstag muss sich das Paar vor dem Landgericht Hamburg verantworten. Bei der Anklageverlesung hält sich die Ärztin die Ohren zu.
Foto, Adresse, Anweisungen zur Tat: Die Hamburger Ärztin Lotta N. (49) und ihr Ehemann Thomas N. (51) sollen versucht haben, im Darknet einen Auftragskiller zu bestellen, um ihren Ex-Partner zu töten. Seit Donnerstag muss sich das Paar vor dem Landgericht Hamburg verantworten. Bei der Anklageverlesung hält sich die Ärztin die Ohren zu.
Darknet, Killer, Auftragsmord, FBI. Dieser Fall klingt nach Fernsehprogramm ab 20 Uhr, nach einem Sonntagabend-Krimi, nichts für schwache Nerven. Doch es ist die harte Realität, die merkliche Spuren bei der Angeklagten hinterlassen hat. Lotta N. (49) tapst fahrig in den Gerichtssaal. Als sie ihren schwarzen Daunenmantel ablegt, kommt eine abgemagerte Frau in gestreiftem Pulli und mit zerzausten Haaren zum Vorschein.
„Die Frau, die hier sitzt, ist aufgrund einer psychischen Erkrankung nicht mehr die Frau, die früher erfolgreich eine Praxis für Schönheitschirurgie betrieben hat, und auch nicht mehr die Frau, die Ende 2021 in einer persönlichen Ausnahmesituation“ gehandelt habe, so die Verteidigerin.
Während die Staatsanwältin die Anklage verliest, wippt die Angeklagte, einst spezialisiert auf Straffungen im Intimbereich, mit dem Oberkörper vor und zurück. Sie wirkt völlig derangiert, hält sich sogar die Ohren zu. Als die Richterin sie bittet, die Maske abzulegen, reagiert sie nicht.
Hamburg: Ehepaar soll Auftragskiller im Darknet gesucht haben
Die Anklage gegen Lotta N. und ihren Ehemann Thomas N. (51) ist heftig: Sie sind angeklagt wegen gemeinschaftlicher Anstiftung zum Mord in zwei Fällen. Der Unternehmer und die Schönheitschirurgin sollen versucht haben, im Darknet einen Auftragskiller zu bestellen. Diesen sollen sie auf ihren Ex-Partner, Thomas R., angesetzt haben – den Vater der gemeinsamen Tochter (6). Hintergrund soll ein Sorgerechtsstreit sein.
Wie die Staatsanwältin vorträgt, soll das Paar zwischen Januar und März 2022 auf eine Webseite im Darknet gestoßen sein, die den Anschein erweckte, Auftragskiller zu vermitteln. Unter dem Pseudonym „Eppentown67“ posteten sie dort, so die Anklage, den Auftrag zum Mord – samt Foto und der Adresse des Ex-Partners in Hamburg-Eppendorf. Zudem sollen Lotta und Thomas N. auch die geforderten 15.000 US-Dollar in Bitcoin auf das vom Seitenbetreiber genannte Treuhand-Konto eingezahlt haben.
Zum Glück wurde der Mord nie ausgeführt – denn die Webseite war ein Fake. Doch das Ehepaar brauchte etwas, um das zu erkennen. Mitte März 2022 habe das Ehepaar im Forum der Webseite den Nutzer „Felix Fleischer“ angeschrieben und ihn um Rat gebeten, so die Staatsanwältin. Auch an ihn hätten sie die Adressdaten des Ex geschickt, samt Foto und Wünschen, wie die Tat ablaufen solle. Als Grund für ihre Mordlust hätten sie angeblichen Kindesmissbrauch des Ex-Mannes angegeben. Doch auch dieser Nutzer war Teil der Betrugsmasche. Am 4. April klärte ein Administrator das Ehepaar darüber auf und informierte sie, dass das Geld nicht zurück erstattet werde.
Hinweis des FBI führte zur Festnahme des Ehepaars
Auf den Fall aufmerksam wurden die Sicherheitsbehörden durch einen Hinweis des FBIs, wie ein Sprecher des Gerichts bestätigte. Der Hinweis landete beim Hamburger Landeskriminalamt und führte schließlich zu einer spektakulären Festnahme: Lotta N. wurde im Gerichtssaal des Strafjustizgebäudes in Hamburg festgenommen – während sie als Nebenklägerin in einem Prozess gegen den Vater ihres Kindes auftrat. Sie hatte ihren Ex wegen Gewalt in der Beziehung angezeigt, er wurde jedoch freigesprochen.
Das könnte Sie auch interessieren: Vater fand seine tote Tochter: Ihr Bruder soll 80 Mal auf sie eingestochen haben
Seit diesem Tag, dem 7. Juni 2022, sitzt Lotta N. in Untersuchungshaft. Ihr Ehemann Thomas N. wurde wenige Tage später in Stuttgart festgenommen. Die Verteidigerin der Ärztin stellte im Verfahren die Frage, warum nicht auch gegen die betrügerische Webseite ermittelt werde. Informationen über den Betreiber könnten hier wichtig sein. Der Prozess wird fortgesetzt.