Wie aus dieser Hamburger Kaufmannsvilla ein Zuhause für ukrainische Flüchtlinge wurde
Die Villa des Kaufmanns Ludwig Blohm an der Horner Landstraße 85 hat schon einiges erlebt: Früher klapperten hier Pferdekutschen vorbei, dann war das schicke Landhaus Sitz der Nazi-Kreisleitung und schließlich Deutsch-Dänische Begegnungsstätte im „Norwegerheim“. Nun finden hier Geflüchtete aus der Ukraine eine neue Bleibe. MOPO erzählt die bewegte Geschichte der legendären Villa.
Die Villa des Kaufmanns Ludwig Blohm an der Horner Landstraße 85 hat schon einiges erlebt: Früher klapperten hier Pferdekutschen vorbei, dann war das schicke Landhaus Sitz der Nazi-Kreisleitung und schließlich Deutsch-Dänische Begegnungsstätte im „Norwegerheim“. Nun finden hier Geflüchtete aus der Ukraine eine neue Bleibe. MOPO erzählt die bewegte Geschichte der legendären Villa.
Das Holzhaus liegt hinter alten Bäumen versteckt, direkt am Blohms Park. Vom Verkehr auf der nahen Horner Landstraße ist kaum etwas zu hören. 1834 klapperten hier noch Kutschen vorbei. Der Kaufmann Ludwig Friedrich Blohm, Bruder von Werftgründer Hermann Blohm (Blohm & Voss), hatte sich eine prächtige Villa mit Park gebaut.
Am Blohms Park in Hamburg-Horn: Haus für Kinder in Not
Nach 1933 machten sich die Nazis in dem Landhaus breit. Zehn Jahre später ging das Gebäude beim „Feuersturm über Hamburg“ unter. 1950 wurde die Ruine gesprengt. Und dann trat der dänische Pfarrer und Journalist Karl Nielsen auf den Plan. Er hatte Hamburg schon 1945 besucht und die Not von Kindern und Jugendlichen gesehen. Nur die Hälfte der Minderjährigen hatte damals ein eigenes Bett, viele lebten in Kellern von Ruinen.

Nielsen arbeitete in einer dänische Hilfsorganisation, die ein Holzhaus aus Norwegen bekam und dafür sorgte, das es auf dem Villen-Fundament in Hamburg-Horn aufgestellt wurde. Ein „Jugend-Europa-Haus“ entstand. Später wurde daraus die Dänisch-Deutsche Akademie. Hier wurden Jugendtreffen organisiert und politische Bildung angeboten.
Norwegerhaus wurde zum „Lost Place“
In den 80er Jahren fiel die Immobilie an die Stadt Hamburg. Das Norwegerhaus diente als Lehrlingsheim, später wurden hier sozial schwache Frauen betreut. Ab 2020 stand das Gebäude leer, Obdachlose stiegen ein und der Bau wurde zum „Lost Place“. Nun kam Bernd Peter Holst (78) ins Spiel. Er engagiert sich seit fast 20 Jahren im Verein „Bürger helfen Bürgern“. Die Idee einer Flüchtlingsunterkunft war geboren. Doch es fehlte Geld.

Der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Markus Schreiber stellte Kontakt zum Hamburger Investor und Bauunternehmer Dieter Becken her. Der wusste aus eigener Erfahrung, was es heißt, ein Flüchtling zu sein: Der Bauunternehmer war als Kind 1960 mit Eltern und Geschwistern aus der DDR geflohen. Becken: „Wir mussten fast zwei Jahre im Übergangslager Friedland zusammen mit 30 anderen Menschen in einem Raum leben.“
Investor Dieter Becken spendet für Renovierung
Nun stellt Becken mit großzügiger finanzieller Hilfe sicher, dass ukrainische Flüchtlinge es bei uns besser haben. Er sorgt dafür, dass 22 Räume für Frauen mit Kindern renoviert und eingerichtet werden. Becken: „Ich kann sehr gut nachvollziehen, wie schwierig die Situation für die Flüchtlinge ist, und helfe sehr gern. Das ist eine echte Herzensangelegenheit für mich.“
Doch Becken ist nicht der einzige, der das Flüchtlingsprojekt in Horn unterstützt. Der Metall-Konzern Aurubis auf der Peute schickte 32 Auszubildende und vier Ausbilder. Die malten, schraubten und putzten 12 Tage lang. Auch Elektroleitungen wurden gelegt. Weitere Hilfen kamen von Azubis von Hamburg Wasser
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Bernd Peter Holst vom Verein „Bürger helfen Bürgern“ hofft, dass die ersten Räume am Blohms Park noch in diesem Sommer bezogen werden können. Der Verein hat schon viele Freiwillige, auch aus der Ukraine und Russland, als Unterstützer an Bord. Auch Künstler aus dem russischen Sprachraum haben Auftritte im ehemaligen „Norwegerheim“ fest zugesagt.