„Wo eine Autobahn war, ist jetzt Leben”: Was das Mega-Projekt A7-Deckel gebracht hat
Er soll die Wunde, die die Autobahn durch mehrere Stadtteile gerissen hat, endlich heilen: In Schnelsen ist der A7-Deckel samt Park und Schrebergärten seit einem Jahr fertig. Anwohner schwärmen davon, erstmals seit 40 Jahren mit offenem Fenster schlafen zu können, Kinder spielen auf der Grünfläche, Familien picknicken, Kleingärtner gärtnern – und über alle Parteigrenzen wird das Megaprojekt gelobt. Doch es gibt noch Probleme.
Ein Donnerstagmittag Ende August: Die Sonne scheint und im Dorothea-Buck-Park ist es herrlich ruhig. Ein paar Spaziergänger führen ihre Hunde aus. Gärtner werkeln. Senioren spielen Boule – obwohl direkt unter ihnen ein Auto nach dem nächsten über die A7 brettert.
Er soll die Wunde, die die Autobahn durch mehrere Stadtteile gerissen hat, endlich heilen: In Schnelsen ist der A7-Deckel samt Park und Schrebergärten seit einem Jahr fertig. Anwohner schwärmen davon, erstmals seit 40 Jahren mit offenem Fenster schlafen zu können, Kinder spielen auf der Grünfläche, Familien picknicken, Kleingärtner gärtnern – und über alle Parteigrenzen wird das Megaprojekt gelobt. Doch es gibt noch Probleme.
Ein Donnerstagmittag Ende August: Die Sonne scheint und im Dorothea-Buck-Park ist es herrlich ruhig. Ein paar Spaziergänger führen ihre Hunde aus. Gärtner werkeln. Senioren spielen Boule – obwohl direkt unter ihnen ein Auto
nach dem nächsten über die A7 brettert.
A7: Seit einem Jahr ist der Park auf dem Deckel eröffnet
Möglich macht das ein Mammut-Projekt, das Teile der A7 in Hamburg überdeckelt. In Schnelsen ist der 550 Meter lange Abschnitt seit 2019 fertig. Zweieinhalb Jahre lang wurde anschließend noch am dem drei Hektar großen und 4,5 Millionen Euro teuren Park gewerkelt, bevor die Grünfläche im September 2022 öffnete.
Und wie kommt er jetzt, etwa ein Jahr später, an? „Besonders sonntags ist es ziemlich voll“, sagt Celina Schulz (17). Die Schülerin geht hier oft mit ihrem Hund spazieren oder trifft sich mit Freunden. Nur ein Bistro oder Kiosk fehlen ihr.
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Ahmed Moussaid (57) versorgt sich dagegen einfach selbst: Mit seiner Familie nimmt er häufig das Abendessen mit raus oder er spielt mit seinem Sohn Fußball, erzählt er. Auch Nicoletta Eutin (26) zufolge schätzen die Anwohner den Park: „Sogar im Bus höre ich, wie Leute davon schwärmen“, sagt sie.

Noch ist es hier recht leer. Auch Schatten gibt es bislang kaum. Kiosk oder Café und öffentliche Toiletten sind schon beschlossen. Jetzt soll ein Konzept für mehr Ausstattung erarbeitet werden – Spielflächen oder Sportgeräte zum Beispiel. Der Antrag der Eimsbütteler SPD dazu wurde am Montag beschlossen.
Kleingärten in Schnelsen: Langsam erwachen Parzellen zum Leben
Einfach war der Weg zum Deckel mit den jahrelangen Bauarbeiten nicht. Doch es habe sich gelohnt, sagt Koorosh Armi, verkehrspolitischer Sprecher der SPD im Bezirk Eimsbüttel. „Ich bin fast täglich dort und sehe, dass die Menschen den Park sehr gut annehmen.“ Er sehe sogar Eltern mit Kinderwagen über die Schotterpiste gehen, weil sie so ihre Kinder zum Einschlafen bringen.

Vorher mussten viele Schnelsener die A7 auf ihrem Weg zum Ortskern, zu Kitas oder zu den Grundschulen in der Frohmestraße oder Röthmoorweg überqueren. Das sei nun deutlich angenehmer, so Armi. „Eine Anwohnerin erzählte mir, dass sie nun erstmals seit 40 Jahren endlich auch mit offenem Fenster gut schlafen kann. Was das für die Menschen ausmacht, ist enorm.”
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Gundula Grzybowski und Andreas Brockmann (beide 59) pflanzen auf der einstigen Betonwüste nun sogar Tomaten, Erdbeeren und Himbeeren. „Wo früher eine Autobahn war, ist jetzt wieder Leben“, sagt Grzybowski.

Ihr Schrebergarten soll ihr Rückzugsort werden – von den Autos direkt unter ihnen spüren sie nichts. Außer, dass die Pflanzen nur eine bestimmte Wurzeltiefe haben dürfen und das Gewicht begrenzt ist.

Die Laube des Paares ist eine der ersten, die hier gerade fertig werden. So erwachen die 42 Parzellen des Vereins „Op‘n Deckel“ zum Leben. Der Wermutstropfen: Trotz Wasseranschlüssen fließt hier noch kein kühles Nass. Deshalb müssen die beiden bei jedem Besuch 30 Liter Wasser schleppen.
A7-Deckel: Hier sind sich plötzlich alle einig
Viel Grün sind auch für die Abschnitte in Stellingen und Altona geplant. In Stellingen wird schon gepflanzt. In Altona wird noch bis 2028 am Deckel gebaut. „Jahrzehntelang war die Autobahn wie eine offene Wunde mitten in der Stadt – mit dem Bau des Deckels wird diese Wunde nun endlich geschlossen“, sagt die Bezirksamtsleiterin des Bezirks Altona, Stefanie von Berg (Grüne).
Dadurch, dass Verkehr und Lärm verschwinden, werde nicht nur die Lebensqualität enorm gesteigert, sondern auch Quartiere wieder verbunden und Sichtachsen neu belebt.

Sogar CDU und Linke sind sich beim Mehrwert des Deckels einig. „Je mehr man von den großen Verkehrsachsen unterirdisch führen kann, desto besser”, sagt Anke Frieling (CDU). „Das wäre auch für die Willy-Brandt-Straße eine Option.“
Da vertritt Heike Sudmann (Linke) dann doch einen anderen Ansatz: Der Deckel sei ein Gewinn, aber „aus den Augen darf nicht aus dem Sinn heißen”, sagt sie. Der Autoverkehr müsse drastisch reduziert werden.