„Ein großes Vergnügen“: Neues Archiv verwaltet Roger Willemsens Erbe
Vor knapp sechs Jahren starb Roger Willemsen mit nur 60 Jahren. Die Berliner Akademie der Künste kümmert sich nun um den Nachlass des Multitalents, das zuletzt in Wentorf bei Hamburg (Kreis Herzogtum Lauenburg) lebte. Bei einer Erinnerungsveranstaltung am Donnerstagabend zeigte sich noch einmal, wie vielfältig sein Lebenswerk ist.
Willemsen war Schriftsteller, Fernsehmoderator und Filmproduzent, Essayist, Literaturwissenschaftler und Publizist. Er galt als geistreicher Interviewer und Erzähler. Und er reiste viel.
Sein Nachlass umfasst 39 Archivmeter und mehr als 150 Aktenordner. Bücher, Filme, Talkshows, Briefe, Notizen: Wie viele Facetten das Werk hat, das er hinterließ, wurde am Donnerstagabend bei der Eröffnung seines Archivs deutlich.
Roger Willemsen hinterlässt facettenreiches Erbe
Freunde und Weggefährten erinnerten am Donnerstagabend in der Berliner Akademie der Künste an Roger Willemsen. Die meisten hätten ihn als Moderator gekannt, aber er selbst habe sich als Schriftsteller identifiziert, erklärte Gabriele Radecke, die Leiterin des Literaturarchivs der Akademie: „Der Nachlass zeigt das – dass er im Grunde seines Herzens permanent geschrieben hat.“
Nach ihrer Einschätzung dauert es mindestens fünf Jahre, bis der Nachlass erschlossen ist. Das sei eine „intellektuelle Herausforderung“. Sie versprach, das Werk werde nicht im Archiv verschwinden. Ein erster Auszug aus dem Nachlass wurde in einer Vitrinenausstellung präsentiert.
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Willemsen gehörte zu den bekanntesten deutschen Intellektuellen. Er starb 2016 im Alter von 60 Jahren an den Folgen einer Krebserkrankung in der Nähe von Hamburg. Die jahrelang mit ihm befreundete Literaturkritikerin Insa Wilke hatte den künstlerischen Nachlass der Akademie anvertraut. Sie führte durch den Abend und sprach mit Weggefährten Willemsens, es ging dabei auch um sein Engagement in Afghanistan.

Auch alte Ausschnitte aus Radio und Fernsehen wurden vorgeführt, darunter ein Talkshow-Gespräch mit Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki. Unter den Gästen in der Akademie war Musiker Campino von den Toten Hosen.
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Der Schauspieler Matthias Brandt las aus Büchern wie „Die Enden der Welt“ und erinnerte sich an gemeinsame Auftritte auf der Bühne. Auch wenn diese immer viel länger gewesen seien als die von Brandt favorisierten 90 Minuten: „Es war ein großes Vergnügen.“
Was Willemsen aus seiner Sicht ausmachte: „Er konnte denken und fühlen gleichzeitig.“ Das höre sich banaler an als es sei. Wilke zitierte einen Satz, den Roger Willemsen als sieben Jahre alter Junge gesagt haben soll: „Wie lecker ist das Essen und das Leben knusprig dazu.“ (dpa/fbo)
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