„Erbe für jeden“: Warum verschenken Sie 60.000 Euro?
Die Stiftung „Ein Grunderbe für jeden“ verlost 20.000 Euro in drei deutschen Regionen – darunter auch der Bezirk Hamburg-Nord. Stiftungsgründer Christoph Prüm hat früher Solaranlagen gebaut und fährt heute durch die Republik, um sich für mehr Chancengerechtigkeit einzusetzen. Die MOPO hat mit ihm über das Grunderbe-Projekt gesprochen, wer sich bewerben kann und wie ein Grunderbe in Deutschland finanzierbar wäre.
MOPO: Warum will Ihre Stiftung an drei Menschen in Deutschland ein Grunderbe von 20.000 Euro vergeben?
Christoph Prüm: Es geht uns um Chancengleichheit. Wir wollten schauen, was passiert, wenn man einem jungen Menschen mit 30 Jahren ein Startkapital für sein Leben gibt. In der Politik und in der Wissenschaft wird das Thema schon länger diskutiert, wir wollen jetzt einfach mal etwas tun.
Die Stiftung „Ein Grunderbe für jeden“ verlost 20.000 Euro in drei deutschen Regionen – darunter auch der Bezirk Hamburg-Nord. Stiftungsgründer Christoph Prüm hat früher Solaranlagen gebaut und fährt heute durch die Republik, um sich für mehr Chancengerechtigkeit einzusetzen. Die MOPO hat mit ihm über das Grunderbe-Projekt gesprochen, wer sich bewerben kann und wie ein Grunderbe in Deutschland finanzierbar wäre.
MOPO: Warum will Ihre Stiftung an drei Menschen in Deutschland ein Grunderbe von 20.000 Euro vergeben?
Christoph Prüm: Es geht uns um Chancengleichheit. Wir wollten schauen, was passiert, wenn man einem jungen Menschen mit 30 Jahren ein Startkapital für sein Leben gibt. In der Politik und in der Wissenschaft wird das Thema schon länger diskutiert, wir wollen jetzt einfach mal etwas tun.
Wie läuft der Bewerbungsprozess ab?
Wir haben dieses Jahr 60.000 Euro zur Verfügung und haben uns ein zweistufiges System überlegt. In der ersten Stufe haben wir drei Orte in Deutschland ausgelost: Hamburg-Nord, Koblenz und Gütersloh. In der zweiten Stufe versuchen wir, dort möglichst viele 30-Jährige zu erreichen, die sich auf das Losverfahren für das Grunderbe bewerben können.

Warum dürfen sich für das Pilotprojekt nur 30-Jährige bewerben?
Wir wollen jedes Jahr unter den genau Dreißigjährigen auslosen, dann bekommt jeder einmal in seinem Leben die Chance. Über die Festlegung 30 Jahre kann man sicher streiten. Wir haben gedacht, dass es dem Menschen mehr nützt, wenn er schon gewisse Erfahrungen im Beruf und im Umgang mit Geld gemacht, aber auch noch einen Großteil seines Lebens vor sich hat.
60.000 Euro sind eine Menge Geld. Woher kommt der Betrag?
Das kommt aus einer Firma von einem Freund von mir, der hat es gespendet.
Haben die Gewinner dann sofort Zugriff auf das Geld?
Nein, es gibt Regeln. Der Empfänger muss ein Anlagegut für das Geld suchen wie ein Geschäft, ein Haus oder einen Sparvertrag bei der Bank. Dazu gilt eine Karenzzeit von drei Jahren, in der das Anlagegut nicht verkonsumiert werden darf. Denn es gibt Menschen, die nicht gut mit Geld umgehen können und es direkt ausgeben würden – für die ist es eine Hilfe, sich an den Besitz zu gewöhnen. Nach den drei Jahren ist die Sperre weg, dann können sie damit machen, was sie wollen.
Wenn jemand das Grunderbe gewinnt und dann selbst eine große Summe erbt, muss die Person das Grunderbe dann zurückzahlen?
Eine der Regeln ist auch eine Rückzahlungsverpflichtung: Wenn jemand privat erbt, soll er 20 Prozent davon in den Topf des Grunderbes zurückzahlen. Wer 20.000 Euro erbt, müsste also 4000 Euro, wer 100.000 Euro erbt, muss die gesamte Summe zurückzahlen. Privates Erben soll mit dem Grunderbe nicht sinnlos werden.
Hinter dem Projekt steht die Forderung eines Grunderbes für alle Menschen in Deutschland. Wie soll das funktionieren?
Wir haben die Vorstellung, dass ein Grunderbe aus einer Abgabe auf große Erbschaften finanziert werden kann. Über den Daumen besitzen etwa zehn Prozent der Bevölkerung zwei Drittel des Vermögens der Republik. Mit einer durchschnittlichen Abgabe von fünf Prozent auf alle Erbschaften könnte man ein Grunderbe von 20.000 Euro für alle 30-Jährigen in Deutschland finanzieren.

Warum fordern Sie ein Grunderbe und kein Grundeinkommen?
Wenn ich einem 18-Jährigen ein Grundeinkommen für den Rest seines Lebens zusichere, dann finde ich das hochgefährlich. Dann setze ich quasi die jungen Leute auf Rente, bevor sie überhaupt etwas zur Gesellschaft beigetragen haben. Es geht uns darum, die Leute zu aktivieren. Außerdem gehen sich alle Finanzierungsmodelle, von denen ich bisher gelesen habe, nicht aus.
Wird das Projekt wissenschaftlich begleitet, um es am Ende bewerten zu können?
Wir machen mit den Gewinnern einen Vertrag. Da stehen die Regeln drin, aber auch dass wir einmal im Jahr ein kurzes Interview führen zur Auswertung des Projekts.
Kommen wir zu Ihnen. Früher haben Sie Solaranlagen gebaut, jetzt haben Sie eine Stiftung, die das Grunderbe unterstützt. Wie kam das?
Ich habe tatsächlich erst Solaranlagen gebaut und dann war ich Abteilungsleiter bei einer Firma für Biogasanlagen, die einem Freund gehört. Mit ihm habe ich 2010 die Stiftung gegründet, da war das Grunderbe noch gar kein Thema in Deutschland. Ich trage das Thema schon seit meiner Jugend mit mir herum, weil ich als Kind in meinem Dorf an der Mosel gesehen habe, wie die eigene Herkunft über die Zukunft entscheiden kann.
Im ella Kulturhaus Langenhorn, Käkenflur 30, findet für Interessierte am Donnerstag, den 25. August 2022, ab 19 Uhr eine Informationsveranstaltung mit Christoph und Sebastian Prüm zum Projekt „Ein Grunderbe für Jeden“ statt.