Ein Chatbot als Lehrer? Hamburger Schulen schlagen Alarm
Ob Fragen zur Photosynthese oder die nach dem Weihnachtsmann – der Chatbot ChatGPT hat auf alles eine Antwort. Das Besondere: Der Bot kann bei seinen Antworten richtig kreativ werden – auf Anfrage schreibt er Gedichte oder ganze Programmier-Codes. Wo führt das hin? Schreibt er demnächst auch Schulaufsätze und Bachelor-Arbeiten? So faszinierend ChatGPT auch sein mag, in Bildungseinrichtungen sorgt der Bot für Aufruhr.
- Deutsch (Deutschland)
MOPO+ Abo
für 1,00 €Jetzt sichern!Die ersten 4 Wochen für nur 1 € testen!Unbeschränkter ZugangWeniger Werbung
Danach nur 7,90 € alle 4 Wochen
Wenn Sie E-Paper Kunde sind, betrifft diese Änderung Sie nicht.
Ob Fragen zur Photosynthese oder die nach dem Weihnachtsmann – der Chatbot ChatGPT hat auf alles eine Antwort. Das Besondere: Der Bot kann bei seinen Antworten richtig kreativ werden – auf Anfrage schreibt er Gedichte oder ganze Programmier-Codes. Wo führt das hin? Schreibt er demnächst auch Schulaufsätze und Bachelor-Arbeiten? So faszinierend ChatGPT auch sein mag, in Bildungseinrichtungen sorgt der Bot für Aufruhr.
Ende vergangenen Jahres wurde er veröffentlicht – der digitale Gesprächspartner für jedermann. Der virtuelle Sprachroboter ChatGPT von dem US-amerikanischen Unternehmen „Open AI“ sorgt gleichermaßen für Begeisterung und Besorgnis.
Künstliche Intelligenz (KI) ermöglicht dem Bot, Texte wie von einem Menschen zu verfassen und dabei sogar auf Nachfragen zu reagieren. In Schulen führt dies vor allem zu einem: der Sorge, dass Schüler und Studenten ab jetzt keine eigene Arbeit mehr erbringen. Aber worin liegt der Unterschied zum Abschreiben aus dem Internet? Suchmaschinen im Netz sind schließlich nicht neu und dass sie als Hilfestellung für den Unterricht genutzt werden, auch nicht.
Chatbot kann auch falsche Informationen liefern
Eva Bittner, Professorin für Wirtschaftsinformatik an der Universität Hamburg, erklärt der MOPO: „Der Unterschied ist, dass mit Suchmaschinen zusammengestellte Texte meist als solche zu erkennen sind. ChatGPT produziert jedoch völlig neue Texte – das macht die Plagiatsüberprüfung für Lehrende schwer bis unmöglich“.
Schüler und Studenten sollten dem Bot auch nicht alles glauben, so die Professorin: Dadurch, dass ChatGPT mit Daten aus dem Internet „gefüttert“ wurde, können sich auch falsche Informationen oder Diskriminierungen in die Texte schleichen.
Künstliche Intelligenz soll in Schulalltag integriert werden
Bittner fordert daher eine bessere Vermittlung von Daten- und Medienkompetenz in Bildungseinrichtungen – denn nur wer die Fähigkeiten und Grenzen von KI kenne, könnte diese in Alltag und Beruf künftig kompetent nutzen.
Ein Verbot von ChatGPT, wie es nach Medienberichten in Schulen in New York verhängt wurde, hält die Professorin für wenig sinnvoll. Auch Sven Quiring, Vorsitzender der Hamburger Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft, sagt der MOPO: „Es ist nicht die Frage, ob, sondern wie künstliche Intelligenz in den Schulalltag integriert wird.“ Dafür seien auch Weiterbildungsangebote für Lehrkräfte nötig.
Interaktives Lernen durch künstliche Intelligenz
Und wie sähe so eine Integration von ChatGPT in den Schulalltag aus? Für Lehrende könnte der Bot eine Arbeitserleichterung sein: Lernmaterialien können von der KI zusammengefasst oder in vereinfachter Sprache umgeschrieben werden, abhängig vom jeweiligen Sprachniveau der Schüler, erklärt Bittner.
Das könnte Sie auch interessieren: Schwere Vorwürfe vom Bezirk: Hamburger Kita illegal betrieben!
Der SprachBot könne zudem zum interaktiven Lernen beitragen, indem er im Geschichtsunterricht beispielsweise die Rolle einer historischen Person einnimmt. Quiring betont jedoch: „Klar ist, dass künstliche Intelligenz pädagogische Arbeit durchaus unterstützen, nie aber ersetzen kann.“