Klage und Blockade: Wird der Abriss der Sternbrücke doch noch gestoppt?
Die Bagger stehen schon bereit, die letzten Stunden der denkmalgeschützten Häuser scheinen abzulaufen, nun soll ein Eilantrag vor dem Oberverwaltungsgericht die historische Sternbrücke retten. Die Initiative Prellbock e.V. hat einen 70 Seiten dicken Eilantrag eingereicht. Die Richter müssten allerdings sehr schnell sein, denn die Bahn zeigt sich unbeeindruckt und schafft derweil Fakten.
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Die Bagger stehen schon bereit, die letzten Stunden der denkmalgeschützten Häuser scheinen abzulaufen, nun soll ein Eilantrag vor dem Oberverwaltungsgericht die historische Sternbrücke retten. Die Initiative Prellbock e.V. hat einen 70 Seiten dicken Eilantrag eingereicht. Die Richter müssten allerdings sehr schnell sein, denn die Bahn zeigt sich unbeeindruckt und schafft derweil Fakten.
Es sei ein „robust begründeter Antrag auf Baustopp“, den man bei Gericht eingereicht habe, erklärt Michael Jung, Sprecher der Initiative Prellbock Altona. Die Bahn kontert, dass man den Initiativen und Anwohnern ja bereits entgegengekommen sei, als man den Abriss der kleinen 20er-Jahre-Stadthäuser rund um die Brücke um vier Wochen verschoben habe. Aber am 15. März läuft die Gnadenfrist ab, dann sollen die Häuser weg, Denkmalschutz hin oder her. Der Platz wird für die neue Bahnbrücke gebraucht, von den Gegnern nur „Monsterbrücke“ genannt.
Ein Bahnsprecher gibt sich auf MOPO-Nachfrage angesichts des Eilantrages betont gelassen: „Ein Fortsetzen der Bauarbeiten ist trotz laufender Klagen möglich, da der Planfeststellungsbeschluss einen Sofortvollzug beinhaltet.“ Heißt: Bis Ende Mai werden fünf Häuser und zwei Garagen an der Kreuzung Max-Brauer-Allee/Stresemannstraße plattgemacht. Lärmgeplagte Anwohner können auf Kosten der Bahn ausweichen: „Dafür haben wir Zimmer in verschiedenen Hotels in der Nähe reserviert“, so der Sprecher.
Für die Gegner ist der Zug noch nicht abgefahren
Für die unverdrossenen Brückenretter hingegen ist der Zug noch nicht abgefahren: „Wenn wir jetzt anfangen, ist auf jeden Fall genug Zeit für die Neuplanung einer Sternbrücke, auf die Hamburg auch in 100 Jahren noch stolz sein kann,“ sagt Axel Bühler, Sprecher der Initiative Sternbrücke. Ihre Hoffnung heißt „Hängebeschluss“.
Mit dem könnte das Oberverwaltungsgericht einen Last-Minute-Aufschub verhängen, denn so ein Beschluss sorgt dafür, dass alle Beteiligten in einem Rechtsstreit eine Zeit lang die Füße stillhalten müssen, damit keine vollendeten Tatsachen geschaffen werden, bevor das Gericht sich in der Eilsache einen Überblick verschaffen konnte. Denn: Wenn die Häuser, die als typisch für die Altonaer Stadtgeschichte gelten, einmal weg sind, würde der Eilantrag ins Leere laufen. Dass bereits 40 Bäume gefällt wurden, gilt juristisch nicht als vollendete Tatsache, die könnten ja nachgepflanzt werden.
Sternbrücke: Das Bo unterstützt Protest mit Kreiselkonzert
Seit Jahren laufen die Gegner Sturm gegen das Vorhaben der Bahn, während die Planungen weiterliefen: „Die schlecht geplante Monsterbrücke darf so nicht gebaut werden“, sagt Prellbock-Sprecher Michael Jung. Während viele Anwohner den schrabbeligen Charme der fast 100 Jahre alten Sternbrücke schätzen, die einen Hauch von Bronx ins Quartier bringt, will die Bahn das Bauwerk durch eine eine 108 Meter lange und 21 Meter hohe, stützenfreie Stabbogenkonstruktion ersetzen.
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Das Eisenbahnbundesamt hat alle Genehmigungen erteilt, die Musikclubs und Gewerbebetriebe sind bereits ausgezogen, eines der denkmalgeschützen Häuser hat schon kein Dach mehr. Am Donnerstagabend fand zum wiederholten Mal ein „Kreiselkonzert“ mit rund 700 Menschen unter der Brücke statt, diesmal mit Rapper Das Bo. Es war das 100. Protestkonzert – und womöglich das letzte, das die alten Häuser noch miterleben.
Das erzürnte einige Teilnehmer so sehr, dass sie im Anschluss an den Auftritt die Stresemannstraße blockierten: Es kam zu Rangeleien mit der Polizei, mehrere Menschen wurden in Gewahrsam genommen.