Avocados
  • Ein essbarer Überzug soll Avocados und andere Früchte frisch halten.
  • Foto: dpa

Edeka: Wie „Verhüterlis“ Früchte vor dem Müll bewahren sollen

Altes Brot, abgelaufener Joghurt, schrumpeliges Obst – in Deutschland wandern unglaubliche Mengen an Lebensmitteln in die Tonne. Direkt bei den Läden oder auch bei uns zu Hause. Edeka und Rewe setzen im Kampf gegen den teuren Abfall auf neu entwickelte pflanzliche Schutzschichten, die nach der Ernte auf das Obst aufgesprüht werden. Doch hilft das wirklich? Und wie gesund sind die Verhüterlis eigentlich, die das Verderben verhindern sollen?

Edeka und Netto werben damit, dass ihr Überzug namens „Apeel“ dafür sorgt, dass etwa Avocados und Zitrusfrüchte länger vermarktet und gegessen werden können, weil sie langsamer reifen. „In den Obst- und Gemüseabteilungen mit Apeel mussten rund 50 Prozent weniger Avocados aussortiert und entsorgt werden“, sagt Jennifer Teichert aus der Edeka-Pressestelle über einen Pilotversuch mit Apeel, der 2020 durchgeführt wurde. 

Der nachträglich aufgesprühte pflanzliche Mantel darf bisher in Deutschland nur bei Früchten genutzt werden, deren Schale nicht mitgegessen wird, dazu gehören Zitronen, Orangen oder Avocados. Aber der Hersteller Apeel Sciences will in Europa auch eine Zulassung für Erdbeeren, Gurken oder Tomaten beantragen. In den USA ist es laut Edeka bereits erlaubt.

Edeka nutzt Apeel: Pflanzliche Schutzschicht

„Für Verbraucher gibt es keine gesundheitlichen Bedenken“, versichert Armin Valet von der Hamburger Verbraucherzentrale. Der hauchdünne Überzug wird von der EU grundsätzlich als gesundheitlich unbedenklich eingestuft und besteht je nach Hersteller aus pflanzlichen Fetten (Apeel bei Edeka) oder aus Zucker und Ölen (AgriCoat NatureSeal bei Rewe). Apeel wurde von einem US-Unternehmen aus Kalifornien entwickelt und besteht aus Abfällen aus der Lebensmittelproduktion, etwa aus der Weinherstellung.

Edeka wirbt mit Apeel-Überzug für Orangen. dpa
Apeel
Edeka wirbt mit Apeel-Überzug für Orangen.

Das Prinzip ist einfach: Durch die aufgespritzte Schicht auf der Obstschale kann weniger Sauerstoff in die Frucht eindringen und weniger Wasser ausdringen, was beides die Reifung und das Verderben verlangsamen. So bleiben die Lebensmittel durch das Verhüterli länger frisch.

Was für Kunden aber ja auch wichtig ist: Schmecken die Früchte wirklich auch länger gut, oder sehen sie nur länger gut aus? Und wie ist es um die Vitamine bestellt, bleiben die so lange erhalten? „Dazu gibt es noch keine Untersuchungen“, so Armin Valet. „Wir wissen leider nicht, ob es womöglich zu einem Vitaminabbau kommt.“ Die Früchte könnten am Ende frischer erscheinen, als sie wirklich sind.

Bei Bio-Früchten ist die Schutzschicht nicht erlaubt

Apeel hat laut eigenen Angaben über 30 modifizierte Coatings zum Einsatz bei Äpfeln, Zitronen, Limetten, Erdbeeren, Tomaten und Paprika, denn für jedes Produkt muss die „zweite Haut“ eine spezielle Zusammensetzung haben. Das Unternehmen bereitet laut Verbraucherzentrale derzeit einen Zulassungsantrag bei der Europäischen Kommission vor. Bei Erdbeere, Tomate und Paprika würde die Schutzschicht dann auch mitgegessen.

Wer das lieber nicht möchte, dem empfielt die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, zu Bio-Früchten zu greifen. Da sei das Coating nicht erlaubt. Eine Ausnahme besteht nur bei Carnaubawachs aus biologischer Herstellung für Zitrusfrüchte.

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp