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  • Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU)
  • Foto: picture alliance/dpa

Echter Lockdown jetzt!: Frau Merkel hat doch nichts mehr zu verlieren

Kommentar –

Was ich mich manchmal frage: Was zur Hölle Angela Merkel eigentlich zu verlieren hat? Dass diese Hannebambel (Wort aus meiner südwestdeutschen Heimat, erklärt sich vermutlich lautmalerisch), die Ministerpräsident*innen bleiben oder gar Kanzler werden wollen, sich kurzfristig um Wählerstimmen sorgen, ist zwar traurig, aber vielleicht nachvollziehbar. Aber Frau Merkel hat keine Wahl mehr zu gewinnen.

Rekapitulieren wir: Nach einem Jahr Pandemie sind über 75.000 Corona-Tote zu beklagen. Jetzt sind wir mittendrin in der dritten Welle, erneut mittendrin im exponentiellen Wachstum, mit einer dominierenden, deutlich tödlicheren und ansteckenderen Virus-Mutation. Seit Januar existieren Modell-Rechnungen für die Mutante B.1.1.7, unter anderem von dem vom „Focus“ leicht despektierlich „Merkel-Flüsterer“ genannten Modellierer Michael Meyer-Herrmann. Alles, was dort vorausgesagt wurde, ist so in etwa eingetroffen. Sprich: Wir rasen mit Voll-Karacho in die Katastrophe.

Markus Söder schlumpfgrinst was von „Team Vorsicht“

Und der Bund-Länder-Gipfel? Beschließt so gut wie nichts. Markus Söder (CSU) setzt dazu das Scholzsche Schlumpfgrinsen auf und redet allen Ernstes davon, dass das „Team Vorsicht“ gewonnen hätte. Wie bitte?

Nicht einmal zu verpflichtenden Tests in Firmen hat man sich durchringen können, dank Kollege Laschet. Anderntags der Merkel-Kotau mit der Oster-Rolle rückwärts und nochmal später eine Rede, bei der hängen bleibt: Den Kommunen sei es ja nicht verboten, sich Konzepte à la Tübingen zu überlegen.

Und sonst? Nichts.

Frau Merkel müsste ein Positiv-Szenario malen

Wäre ich Angela Merkel, würde ich mich jetzt an die Bürger*innen wenden. Und auch bei der Opposition, ob FDP oder Linke, werben: Dass wir jetzt noch einmal die Arschbacken zusammenkneifen müssen und einen echten Lockdown brauchen. Nicht dieses halbgare Rumeiern der vergangenen Monate, sondern einen, bei dem auch das Tabu Wirtschaft angegangen wird. Bei dem sich nicht mehr Menschen in U-Bahnen und Großraumbüros anstecken.

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Und dann tatsächlich Perspektiven aufzeigen: Welche Öffnungsschritte im Mai folgen könnten. Dank Testungen und Impfungen. Wie die Wirtschaft wieder anlaufen würde. Nochmal vorrechnen, dass der Sommer dann, nach gebrochener Welle, wirklich gut werden könnte. Und dass wir im September dann so gut wie durch sein könnten mit der Pandemie. Ein Szenario malen, in dem die Menschen irgendwann wieder mit ihren Verwandten und Freund*innen zuhause, am Tresen oder im Stadion zusammenkommen und das Leben feiern.

Das wird so oder so kommen. Die Frage ist wann und mit wie vielen weiteren Todesopfern. Die Weichen müssen jetzt gestellt werden. Sofort. Frau Merkel wäre in der Position, dafür mal ein paar Wochen Gegenwind auszuhalten.

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