E-Scooter-Kontrolle: Zehntausende Euro Bußgeld – aber hat sich die Lage gebessert?
Seit die Roller im Sommer 2019 ihren Einzug in die Hansestadt gefeiert haben, reißen die Beschwerden nicht ab: Mal liegen sie quer auf dem Bürgersteig, mal blockieren sie Radwege und manchmal werden sie sogar aus Alster und Elbe gefischt. Wie viel die neue Roller-Patrouille wegen herumliegender Gefährte bisher kassierte. Und wie es mit den geliebten und gehassten Flitzern weitergehen soll.
Selten sind sich Hamburgs Autofahrer, Radfahrer und Fußgänger so einig wie beim Thema E-Scooter. Seit die Roller im Sommer 2019 ihren Einzug in die Hansestadt gefeiert haben, reißen die Beschwerden nicht ab: Mal liegen sie quer auf dem Bürgersteig, mal blockieren sie Radwege und manchmal werden sie sogar aus Alster und Elbe gefischt. Mitte September 2021 griff Hamburg dann durch und installierte gemeinsam mit den Anbietern eine Fußpatrouille. Oben drauf wurden dann auch die ersten Knöllchen an Falschparker verteilt. Die bisherige Bilanz: Fast 47.000 Euro.
Aufgrund der aktuellen Gesetzeslage dürfen die elektrischen Tretroller nach der Fahrt überall im öffentlichen Raum abgestellt werden – was zu gefährlichen Situationen im Straßenverkehr führen kann. Deshalb wurde die Task-Force der fünf in Hamburg tätigen E-Scooter-Anbieter gegründet. Laut Patrick Grundmann, Sprecher von „Tier“, sind die zwei Mitarbeiter jeden Tag sechs Stunden im Einsatz, die pro Tag zwischen 350 und 400 E-Scooter ordentlich platzierten.
E-Scooter in Hamburg: Das sind die „Hotspots“
Als „Hotspots“ bezeichnet er unter anderem den Hauptbahnhof, die Straße An der Alster, die Lange Reihe und den Steindamm in St. Georg, sowie alles rund um Landungsbrücken, Baumwall und die HafenCity. Die Sternschanze, alles rund um die U-Bahn St. Pauli und das Heiligengeistfeld seien wiederum „normal frequentierte Bereiche“. „Nach kleinen Anlaufschwierigkeiten sind wir mit der gemeinsamen Patrouille in Hamburg sehr zufrieden“, so lautet die Bilanz von Grundmann nach sieben Monaten.

Caspar Spinnen, Sprecher des Konkurrenz-Anbieters „Voi“, sieht das ähnlich: „Das hat bis jetzt super geklappt. Am Hauptbahnhof sind die Patrouillen-Mitarbeiter teilweise bis zu zwei Stunden im Einsatz, damit alles gut aussieht.“
E-Scooter-Chaos in Hamburg: Anwohner noch skeptisch
Ein Anwohner aus dem Schanzenviertel ist nicht ganz so euphorisch, aber vorsichtig optimistisch. „Komplett-Chaos-Zustände, wie mit 20 Rollern zugeparkte Eingänge, gab es in der letzten Zeit nicht mehr“, sagt er der MOPO. Er geht allerdings auch von einem saisonalen Effekt aus. „Die vergangenen Monate war ja noch Winter und größtenteils schlechtes Wetter. Ich befürchte, dass das jetzt wieder richtig losgeht. Es wird warm und die Touristen sind wieder unterwegs.“ Dazu kommt: Die Anzahl der E-Scooter steigt in Hamburg rasant. Aktuell werden 17.500 Fahrzeuge verliehen, im vergangenen Jahr waren es noch durchschnittlich 11.000.

Damit diese riesige Flotte nicht die Geh- und Radwege überschwemmt, wurden seit Oktober Knöllchen in Höhe von 10 bis 35 Euro von der Stadt an diejenigen Scooter-Fahrer verteilt, die den Roller achtlos zurückgelassen haben. Die Mitarbeiter des Landesbetriebs Verkehr (LBV), die sowieso die Anwohnerparkzonen kontrollieren, kontrollieren seitdem die Roller gleich mit. Aber auch die Polizei zettelt die Scooter manchmal ab. Wie die Bußgeldstelle der MOPO mitteilte, gab es seitdem 2780 Verstöße wegen „Falschparken“. Insgesamt mussten die Fahrer 46.883 Euro an Strafe blechen.
E-Scooter in Hamburg: 47.000 Euro Bußgeld gezahlt
Laut LBV hat die Anzahl der Ordnungswidrigkeiten seit Oktober rapide abgenommen: Waren es am Anfang um die 100 Verstöße pro Woche, sind es inzwischen nicht einmal mehr 30. „Das lässt darauf schließen, dass sich das Abstellverhalten der E-Scooter-Nutzenden nachhaltig verbessert hat“, heißt es vom LBV. Allerdings wird hier auch die Jahreszeit eine große Rolle gespielt haben.
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Trotz all der Verbesserungen wünscht sich die Verkehrsbehörde allerdings eine bundeseinheitliche Regelung, um noch gezielter durchgreifen zu können. „Wir haben das bereits bei der neuen Bundesregierung platziert und erste positive Gespräche mit dem Bundesverkehrsministerium laufen“, sagt Sprecher Dennis Krämer der MOPO. Bislang müssen die Kommunen das Vorgehen mit den Anbieter-Firmen in jeder Stadt einzeln verhandeln.