Verkäufe stagnieren, Säulen fehlen: War’s das schon mit dem E-Auto-Boom?
In Hamburgs klimafreundlicher Zukunft sollen E-Autos schon bald die Verbrenner ablösen. Doch die Verkaufszahlen brechen derzeit krachend ein und eine Studie zeigt, dass das Interesse an E-Autos spürbar abnimmt. Woran liegt das? Wie ist die Lage in der Stadt? Und wo sollen eigentlich die vielen benötigten Ladesäulen herkommen?
In Hamburgs klimafreundlicher Zukunft sollen E-Autos schon bald die Verbrenner ablösen. Doch die Verkaufszahlen brechen derzeit krachend ein und eine Studie zeigt, dass das Interesse an E-Autos spürbar abnimmt. Woran liegt das? Wie ist die Lage in der Stadt? Und wo sollen eigentlich die vielen benötigten Ladesäulen herkommen?
Seit Jahren bemüht sich Hamburg, die Elektromobilität voranzutreiben, stellt viele Fahrzeuge des eigenen Fuhrparks möglichst auf E-Autos um und ermutigt Car-Sharing-Anbieter, nachzuziehen. Außerdem können die elektrischen Wagen fast überall noch kostenlos parken.
E-Autos: Hamburg ist bundesweit Spitzenreiter
Das scheint sich auszuzahlen: Seit mehreren Jahren ist die Hansestadt bundesweiter Spitzenreiter. Laut Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes fuhren im Januar 2023 insgesamt 22.674 E-Autos durch die Straßen. Bei insgesamt 806.060 gemeldeten Kfz entspricht das einem Anteil von 2,8 Prozent. Anfang 2022 waren es noch 1,6 Prozent und ein Jahr davor sogar nur 0,9 Prozent.

Also läuft alles nach Plan? Der sieht für Hamburg immerhin überaus ambitioniert vor, dass bis 2030 knapp 44 Prozent aller Autos elektrisch unterwegs sind. Bei diesen Planungen sind aber auch die Plugin-Hybrid-Fahrzeuge mitberechnet.
Verkaufszahlen für E-Autos brechen drastisch ein
Was diesem Plan allerdings im Weg stehen könnte: Die Verkaufszahlen für E-Autos brechen derzeit nach Jahren des Booms drastisch ein. Wurden im Januar vergangenen Jahres deutschlandweit noch 20.892 Neuzulassungen registriert, waren es diesen Januar nur noch 18.136. Das liegt vor allem an der veränderten Förderung: Statt 6000 Euro gibt es nur noch 4500 Euro (Nettolistenpreis maximal 40.000 Euro). Hybrid-Fahrer bekommen gar nichts mehr. Aber auch Lieferschwierigkeiten und -engpässe spielen eine Rolle.
In Hamburg sinken die Zulassungszahlen entgegen des Bundestrends nicht. Im Januar wurden 447 neue E-Autos zugelassen, das sind 93 mehr als im Januar 2022. Trotzdem ist auch hier ein krasser Abfall zu beobachten: Im Dezember waren es immerhin noch 2213 neue E-Wagen. Darunter wahrscheinlich viele, die noch die volle Förderung mitnehmen wollten.
Was spricht gegen die Anschaffung eines E-Autos?
Laut aktuellem Mobilitätsmonitor der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften haben 71 Prozent aller Befragten Bedenken wegen der hohen Kosten bei E-Autos – für sie kommt eine Anschaffung deshalb nicht in Frage. Für 62 Prozent spielen auch die erhöhten Strompreise eine große Rolle. Deshalb stagniere das Interesse an der E-Mobilität. 23 Prozent überlegen, sich ein E-Auto zu kaufen, in den vergangenen Jahren waren es 24 Prozent.
Ein Problem ist zudem die noch recht geringe Zahl der Ladesäulen. In Hamburg gibt es insgesamt knapp 1300 städtische Ladepunkte. Hinzu kommen weitere 600 öffentlich zugängliche Ladestationen privater Anbieter, macht zusammen 1900 Stück.
Ladesäulen sind in Hamburg ungleich über die Bezirke verteilt
Für CDU-Fraktionschef Dennis Thering ist das trotzdem zu wenig. „Besonders tragisch ist der mangelhafte Ausbau und die ausbleibende Reparatur der Schnellladesäulen“, sagt er. „2022 gab es sogar weniger Schnellladesäulen als im Vorjahr, ihre Zahl sank von 55 auf 45.“ So werde niemand auf E-Mobilität umsteigen.
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Zudem zeigt seine Anfrage an den Senat, dass die Ladesäulen über die einzelnen Bezirke teilweise ungleich verteilt sind: Finden sich beim Spitzenreiter Hamburg-Nord ganze 162 Stück, sind es in Bergedorf und Harburg nur jeweils 28.

Ein Sprecher der zuständigen Wirtschaftsbehörde kündigte bereits an, dass in diesem Jahr noch 200 neue Ladestationen dazukommen. Dazu soll der überwiegende Teil der Ladevorgänge im privaten Bereich, „also zu Hause, beim Arbeitgeber oder privaten Ladeanbietern auf Supermarktparkplätzen oder Parkhäusern“ stattfinden. Damit würde man sogar zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: E-Auto-Besitzer hätten mehr Lade-Orte und es müssten keine extra Parkplätze dafür geschaffen werden.