Dürfen die das überhaupt? Hamburger Flughafen jammert über Verluste durch Streiks
„Leere Terminals: Die Verdi-Streiks des Luftsicherheitspersonals kosten den Hamburger Airport pro Tag über eine halbe Million Euro“, schreibt die Pressestelle des Hamburger Flughafens am Freitag auf Twitter. Das geht gar nicht, findet die Bürgerinitiative „BAW Fluglärm“: Der Flughafen müsse sich als überwiegend städtischer Betrieb neutral zum Streik verhalten. Welche besondere Rolle der Flughafen als Arbeitgeber diesmal spielt und warum der Ärger offenbar wächst.
„Leere Terminals: Die Verdi-Streiks des Luftsicherheitspersonals kosten den Hamburger Airport pro Tag über eine halbe Million Euro“, schreibt die Pressestelle des Hamburger Flughafens am Freitag auf Twitter. Das geht gar nicht, findet die Bürgerinitiative „BAW Fluglärm“: Der Flughafen müsse sich als überwiegend städtischer Betrieb neutral zum Streik verhalten. Welche besondere Rolle der Flughafen als Arbeitgeber diesmal spielt und warum der Ärger offenbar wächst.
Die MOPO fragt nach, was der Hamburger Flughafen zu dem Tweet sagt: „Der Streik hat wirtschaftliche Auswirkungen auf die Hamburg Airport Gruppe. Diese Auswirkungen zeigen wir in der auch im Tweet verlinkten Pressemitteilung“, sagt Janet Niemeyer, Sprecherin des Hamburg Airport. Darin habe der Flughafen Fakten aufgelistet, nach denen mehrere Medienvertreter gefragt hätten.
Flughafen Hamburg: „Enttäuschung, Verärgerung, regelrechte Verzweiflung“
Die Pressemitteilung hat einen anklagenden Ton: „Das ist heute der fünfte Verdi-Streiktag in diesem Jahr, der den Flugverkehr am Hamburger Flughafen nahezu lahmlegt“, teilt Niemeyer darin mit. Bei den Betroffenen erlebe man „viel Enttäuschung, Verärgerung, teilweise auch regelrechte Verzweiflung”, jeder abgesagte Flug habe massive Auswirkungen auf viele Unbeteiligte.

Die Streiks fielen in eine Zeit, in der der Flughafen Hamburg die Folgen der drei Corona-Jahre weiterhin spüre. „Das wirtschaftliche Defizit des Flughafens lag 2022 noch bei rund 27 Millionen Euro. Die schwarze Null sollte erst in diesem Jahr wieder erreicht werden – aber mit jedem Streiktag entfernen wir uns weiter davon“, so Niemeyer weiter. Klingt, als würden die Streikenden für die Verluste verantwortlich gemacht und unter Druck gesetzt. Ist das noch neutral?
Hamburg Airport: „Neutral ist das, was wir sind.“
Auch in der restlichen Mitteilung wird kein Hehl daraus gemacht, wer hier als Problemverursacher gesehen wird: „Weil die Fluggäste die von Verdi bestreikte Passagierkontrollstelle nicht passieren können, mussten alle 156 für heute geplanten Abflüge gestrichen werden oder finden ohne Passagiere statt.“ Und ein paar Zeilen weiter: „Aufgrund des Verdi-Streiks ist heute kein Vorabend-Check-In für die Samstagsflüge möglich.“

Die Hamburger Bürgerinitiative gegen Fluglärm „BAW” findet das alles nicht richtig und meint auf Twitter, dass ein überwiegend städtisches Unternehmen dem Verdi-Streik gegenüber neutral sein müsse. Darauf antwortet der Leiter der Kommunikationsabteilung des Hamburger Flughafens: „Neutral ist genau das, was wir sind. Ein wirtschaftlicher Schaden im Rahmen einer Tarifrunde, bei der Hamburg Airport gar kein Tarifpartner ist, entsteht dennoch und hinterlässt Spuren.“
Verdi: „Flughafen ist schlecht beraten”
Diesmal wird tatsächlich nicht der Flughafen selbst als Arbeitgeber bestreikt, sondern der Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS). Es geht um die Zeitzuschläge für Nacht-, Samstags-, Sonntags- und Feiertagsarbeit sowie eine bessere tarifliche Regelung zur Entlohnung von Überstunden für die Sicherheits- und Servicekräfte an Verkehrsflughäfen. Ein schriftliches Angebot des BDLS sei unzureichend und nicht einigungsfähig, betonte Verdi. Die Verhandlungen sollen am 27. und 28. April fortgesetzt werden.
„Aus unserer Sicht ist der Flughafen schlecht beraten, wenn er sich auf die Seite der Arbeitgeber schlägt“, sagt Stubbe der MOPO. „In öffentlichen Unternehmen sollten gute Arbeitsbedingungen herrschen, so dass theoretisch auch eine alleinerziehende Person ihre Familie ernähren kann.“
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Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) kritisierte, die andauernde Abfolge von Streiks an verschiedenen Flughäfen in Deutschland habe nichts mehr mit Warnstreiks zu tun. „Mit den erneuten Streiks erschweren die Gewerkschaften die intensiven Vorbereitungen auf den Sommerreiseverkehr”, sagte BDL-Hauptgeschäftsführer Matthias von Randow. „Leidtragende sind die Reisenden und auch unsere Unternehmen, die sich nach den pandemiebedingten Reisebeschränkungen jetzt wieder für einen reibungslosen Flugbetrieb engagieren”, sagte von Randow weiter.