Drogenszene Hauptbahnhof: So muss Obdachlosen geholfen werden
Der Hamburger Hauptbahnhof zur Mittagszeit: Menschen strömen in das Gebäude, andere heraus, eine Warteschlange bildet sich vor einer Pommes-Bude. Schräg gegenüber, vergraben unter Decken, liegt eine schlafende Gestalt. Ein gewohnter Anblick, an dem sich hier schon lange keiner mehr stört. Wenige hundert Meter weiter, am ZOB: Menschen vor der Drogenberatungsstelle Drob Inn. Obdachlosigkeit und Drogensucht – das geht leider immer häufiger zusammen. Die Verelendung am Bahnhof wird schlimmer. Sozialarbeiter und einige Politiker fordern: Es braucht mehr und angepasstere Hilfsangebote.
Der Hamburger Hauptbahnhof zur Mittagszeit: Menschen strömen in das Gebäude, andere heraus, eine Warteschlange bildet sich vor einer Pommes-Bude. Schräg gegenüber, vergraben unter Decken, liegt eine schlafende Gestalt. Ein gewohnter Anblick, an dem sich hier schon lange keiner mehr stört. Wenige hundert Meter weiter, am ZOB: Menschen vor der Drogenberatungsstelle Drob Inn. Obdachlosigkeit und Drogensucht – das geht leider immer häufiger zusammen. Die Verelendung am Bahnhof wird schlimmer. Sozialarbeiter und einige Politiker fordern: Es braucht mehr und angepasstere Hilfsangebote.
Schon lange ist der Hauptbahnhof Zufluchtsort für obdachlose Menschen, doch die Situation hat sich mit der Zeit sichtlich verschlechtert. „Der Schmerz und die Isolation treiben viele in die Drogensucht“, weiß Ronald Kelm. Er ist medizinischer Koordinator vom Gesundheitsmobil, das kostenlos medizinische Hilfe für Menschen ohne Krankenversicherung bietet. Regelmäßig steht das ehrenamtliche Team auch am Hauptbahnhof. „Das größte Problem ist, dass es nicht genug Hilfsangebote gibt“, so Kelm.
Straßensozialarbeiter: Die Lage am Hauptbahnhof verschlimmert sich
Ein Problem, gegen das die Linksfraktion mit einem Antrag für die kommende Bürgerschaftssitzung vorgehen will. Die Forderung: Beendet die Verelendung am Hauptbahnhof! „Wir sind im regelmäßigen Austausch mit Straßensozialarbeitern. Immer wieder hören wir, dass sich die Lage am Hauptbahnhof verschlechtert“, so Dr. Stephanie Rose, sozialpolitische Sprecherin der Linksfraktion.

Vergangenen November stellte die Fraktion diesbezüglich eine Kleine Anfrage an den Senat. Die Antwort: Auch die Sozialbehörde beobachte, dass sich Obdachlosigkeit und die Drogenszene am Hauptbahnhof zunehmend vermischen. Ein Grund: Konsumierende würden weniger zu Alkohol und mehr zu synthetischen, also chemischen, Drogen greifen. Diese steigern den Beschaffungsdruck. Ein weiteres Problem ist, dass nicht-deutsche Obdachlose keinen Zugang zum Regelsystem der Suchthilfe haben.
Personelle Verstärkung der Straßensozialarbeit gefordert
Ob sich die Lage für obdachlose Drogenkonsumierende weiter verschärft hat, ist für Ronald Kelm „schwer zu greifen.“ Seine Patienten werden schließlich anonym behandelt und Obdachlosigkeit stehe auch mit anderen Umständen wie Prostitution oder einem Fluchthintergrund in Verbindung.
In jedem Fall betont er: „In diesem Hilfesystem gibt es zu wenig personelle Kapazitäten.“ Eine Überschneidung mit den Linken, denn auch sie fordern eine personelle Verstärkung der Straßensozialarbeit rund um den Hauptbahnhof: Unbesetzte Sozialarbeiterstellen am Brennpunkt Hansaplatz (St. Georg) sollen wiederbesetzt werden. Zwei zusätzliche Vollzeitstellen mit dem Schwerpunkt Drogen und Sucht mögen geschaffen werden.
Die Bahnhofsmission ist nach vier Jahren Umbau und provisorischer Unterkunft in Containern zwar wieder direkt vor Ort – hat auf ihren 400 Quadratmetern auch Platz und frisches Wasser für jeden Hilfesuchenden – bietet aber keine spezifischen Angebote für die immer größer werdende Gruppe der drogensüchtigen Obdachlosen.

Mehr Aufenthaltsmöglichkeiten für Obdachlose nötig
„Wir brauchen auch Tagesaufenthaltsstätten für obdachlose Konsumierende“, führt Rose die Forderungen ihrer Fraktion fort. Erst kürzlich öffnete eine solche Einrichtung in der Spaldingstraße (Hammerbrook), diese sei aber nicht speziell für Drogenkonsumierende. Bereits bestehende Unterbringungs- und Beratungsangebote müssten zudem „bedarfsgerecht aufgestockt“ werden. Eine Maßnahme, um das Elend am Hauptbahnhof zu verringern? Nein, so Kelm. „Es bedarf mehr dezentraler Angebote in den Bezirken.“ Andernfalls sammeln sich alle Hilfesuchenden an einem Ort, eine Entlastung des Hauptbahnhofs sei somit auch nicht gegeben.
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Ebenfalls kritisch sieht Kelm die Vertreibung der Obdachlosen vom Hauptbahnhof. „Das ist nicht die Lösung des Problems, die Menschen tauchen ja wieder an anderer Stelle auf.“ In diesem Sinne fordern auch die Linken eine Berücksichtigung von Obdachlosen und ihren Aufenthaltsmöglichkeiten bei dem geplanten Umbau des Hauptbahnhofs.