Hamburgs miesester Ausblick: SAGA-Mieter verzweifeln an Dauerbaustelle
Der Eingang zum Gebäude: ein düsterer Gerüsttunnel, in den Wohnungen: Zwielicht. Die Mieter eines SAGA-Hochhauses in Bramfeld (Heukoppel 14) leben wegen Sanierungsarbeiten seit mehr als drei Jahren hinter Plastikplanen. Die Bauarbeiten verzögerten sich immer wieder. Was die SAGA zu der zermürbenden Dauerbaustelle sagt und was ein CDU-Abgeordneter jetzt für die Mieter fordert.
Der Eingang zum Gebäude: ein düsterer Gerüsttunnel, in den Wohnungen: Zwielicht. Die Mieter eines SAGA-Hochhauses in Bramfeld (Heukoppel 14) leben wegen Sanierungsarbeiten seit mehr als drei Jahren hinter Plastikplanen. Die Bauarbeiten verzögerten sich immer wieder. Was die SAGA zu der zermürbenden Dauerbaustelle sagt und was ein CDU-Abgeordneter jetzt für die Mieter fordert.
Eigentlich ist der Blick aus dem fünften Stock des Hauses an der Heukoppel auf die Stadt wirklich schön. Doch Paulina Kerl (Name geändert) und ihr Mann können sich kaum noch daran erinnern. Denn seit April 2019 ist das ganze Gebäude von einem Gerüst und Plastikplanen umschlossen.
„Wir können auch nicht richtig lüften“, sagt Paulina Kerl, die nicht mit ihrem echtem Namen genannt werden möchte, aus Angst, von der SAGA nie wieder eine Wohnung zu bekommen. „Jedesmal muss ich nach dem Lüften alle Oberflächen abwischen, weil es durch die Arbeiten so staubt.“ Ganz zu schweigen von dem Lärm der Bauarbeiten.

Besonders schwer sei es in der Corona-Zeit gewesen. In den 70 Wohnungen leben auch viele alte Menschen, die kaum das Haus verlassen und sich zum Schutz vor der Pandemie zurückgezogen hatten. „Und das in diesen dunklen Wohnungen ohne einen Ausblick.“
Hochhaus in Bramfeld: Saga saniert mit Verzögerungen
Bereits seit April 2019 sind die Balkone des Hochhauses gesperrt. Damals waren laut einer Senatsanfrage des CDU-Abgeordneten Sandro Kappe „massive Rissbildungen und korrodierte Brüstungen“ festgestellt worden. Bis das Gerüst für die Sanierung aufgestellt war, dauerte es ein ganzes Jahr, bis die Arbeiten begannen weitere drei Monate – ohne Balkon. Und von Juni 2020 an dann auch ohne Licht wegen der Plastikumhüllung des Gebäudes. Nach mehr als 15 Monaten kamen die Gerüste dann endlich weg und die Balkone waren wieder nutzbar.
Allerdings nur für das Winterhalbjahr. Denn im März 2022 waren die Gerüste zurück, ebenso die Planen und die Balkonsperrung. „Wir sind also schon wieder seit einem Jahr in Dunkelheit, Lärm und Schmutz“, so die Mieterin verzweifelt. Laut SAGA sind die Gerüste nun nötig für die umfassende energetische Sanierung des ganzen Gebäudes. Die Instandsetzung der Balkone war wegen der akuten Gefahr vorgezogen worden.

Sie dürfen auch immer noch nicht betreten werden, weil die Beschichtung der Balkonböden noch aussteht und das geht laut SAGA nicht, wenn es so kalt ist wie seit November 2022 immer mal wieder.
„Die Mieter können seit dreieinhalb Jahren ihre Balkone nicht nutzen“, sagt Sandro Kappe. „Und sie klagen über erhebliche Belastungen durch Staub, Lärm und Lichtmangel.“ Aber obwohl alle Mieter darunter leiden, haben bisher nur einzelne eine Mietminderung bekommen – „offenbar nur die, die mit einem Anwalt oder Mieterverein vorstellig wurden“. Doch nicht jeder im Haus sei überhaupt in der Lage, solche Rechtsstreitigkeiten zu führen und für seine Rechte zu kämpfen.

Daher fordert Kappe: „Die SAGA sollte bei solchen baulichen Maßnahmen an Wohn- und Gewerbeimmobilien von sich aus auf die Mieterinnen und Mieter zugehen und pauschale Mietminderungen umsetzen.“ Das mache selbst die Vonovia bei vergleichbaren Objekten in Steilshoop. „Da darf die SAGA nicht nachstehen. Denn die Mieter können nichts dafür, dass die Balkone nach 57 Jahren zu bröckeln anfangen.“
Zumindest die Balkone sollen nun laut SAGA ab Ende März wieder nutzbar sein. In der Senatsanfrage von Kappe weist das städtische Wohnungsunternehmen die Forderung von Kappe noch zurück: „Die SAGA hat weder in der Vergangenheit pauschale Mietminderungen gewährt, noch plant sie dies für die Zukunft“, heißt es dort.
Auf Nachfrage der MOPO kommt es jetzt zu einem erfreulichen Sinneswandel. Wir hatten gefragt, warum denn der Einzelfall geprüft werden müsse, wenn das ganze Haus eingerüstet ist und alle Balkone saniert werden. SAGA-Sprecher Gunnar Gläser sagt nun: „Vor dem Hintergrund der nachvollziehbaren Belastungen bereiten wir aktuell eine pauschale Mietminderung für alle betroffenen Mieterinnen und Mieter vor, die wir im kommenden Monat gutschreiben möchten.“
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So können sich die Mieter nach der harten Zeit zumindest über ein Mietminderung freuen. Und wenn die energetische Sanierung endich abgeschlossen ist, dann auch über neue Fenster, modernisierte Bäder und Küchen und besser isolierte Wohnungen, die die Heizkosten reduzieren.