Flohmarkt-Fund in Hamburg: Drei Euro für die Diktator-Büste
Büsten von Lenin, Marx oder Beethoven sieht man öfter auf gut sortierten Flohmärkten. Eine Büste des jugoslawischen Diktators Tito dagegen, die ist hier eine Seltenheit. Für gerade mal drei Euro wechselte das interessante Stück auf der Flohschanze (St. Pauli) den Besitzer.
Büsten von Lenin, Marx oder Beethoven sieht man öfter auf gut sortierten Flohmärkten. Eine Büste des jugoslawischen Diktators Tito dagegen, die ist hier eine Seltenheit. Für gerade mal drei Euro wechselte das interessante Stück auf der Flohschanze (St. Pauli) den Besitzer.
„Das ist der Diktator von Albanien!“ Der Flohmarkt-Verkäufer, der mir das Stück anbot, lag ein klein wenig daneben. Nein, das war nicht Enver Hodscha, sondern eindeutig Josip Broz, genannt Tito (1892-1980). Der Kroate führte ein „Jahrhundert-Leben“.
Geboren als Sohn eines Kleinbauern im kleinen Ort Kumrovec, machte Josip Broz eine Schlosserlehre und ging 1911 nach Deutschland. Er arbeitete bei der Firma Benz von Autopionier Carl Benz in Mannheim. Wenig später war Broz als „Einfahrer“ bei Daimler in Wiener Neustadt tätig. Während des Ersten Weltkriegs brachte es Josip Broz in der österreichisch-ungarischen KuK-Armee zum Feldwebel und erhielt die silberne Tapferkeitsmedaille. 1915 landete er an der Ostfront in russischer Kriegsgefangenschaft. Dort lernte er Russisch, arbeitete bei Bauern, an einer Mühle und bei der Eisenbahn. Als 1917 die Revolution begann, trat Broz der Roten Garde bei und kämpfte im Bürgerkrieg.
Tito organisierte Partisanenkrieg gegen die Wehrmacht
Als glühender Anhänger des Kommunismus kehrte er in seine Heimat zurück, die nun zum Königreich Jugoslawien gehörte. Als Sekretär der Metallarbeitergewerkschaft bekämpfte Broz die Monarchie. 1928 entdeckte die Polizei in seiner Wohnung Bomben. Es folgte eine sechsjährige Haftstrafe. Nach der Entlassung 1934 nannte sich der Kommunist „Tito“ und wurde 1937 Generalsekretär der Kommunistischen Partei Jugoslawien (KPJ). 1941 überfiel Deutschland Jugoslawien und Tito organisierte den Partisanenkrieg gegen die Besatzer. Die Deutschen versuchten Tito mit allen Mitteln unschädlich zu machen, doch der entkam mehrfach knapp. 1944 übernahm er die Macht in Jugoslawien und behauptete gegenüber Stalin seine Unabhängigkeit.

Es entstand der Begriff „Titoismus“ für einen liberaleren Kommunismus, der Stalin missfiel. Der sowjetische Diktator schickte mehrfach Killer nach Belgrad, die Tito liquidieren sollten. Der schrieb Stalin 1948 einen Brief: „Hör auf, Mörder nach mir auszusenden. Wir haben bereits fünf von ihnen gefangen. Falls du nicht verstehst, schicke ich einen effizienten Killer nach Moskau zu dir. Ich muss bestimmt keinen Zweiten nachsenden.“
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Nach Stalins Tod wurde Tito, inzwischen Staatspräsident auf Lebenszeit, führender Vertreter blockfreier Staaten. Er verurteilte den Einmarsch der Roten Armee 1968 in die CSSR und hatte zu Bundeskanzler Willy Brandt ein deutlich besseres Verhältnis als zu DDR-Parteichef Erich Honecker. Tito starb 1980 im Alter von 87 Jahren. An seiner Beisetzung nahmen vier Könige und 31 Staatspräsidenten teil.