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  • Prof. Dr. Christian Drosten, Direktor Institut für Virologie, Charité Berlin: „Familien müssen umschalten."
  • Foto: picture alliance/dpa

Dramatischer Corona-Appell: Virologe: „Enkel nicht mehr zu den Großeltern bringen“

Über 2300 bestätigte Corona-Fälle in Deutschland, meldet das Robert-Koch-Institut (Stand 12. März), kein Bundesland ist mehr Corona-freie Zone. Besonders für ältere Menschen scheint die Situation zunehmend bedrohlich zu werden. Der Berliner Virologe Christian Drosten warnt in seinem täglichen NDR-Podcast vor Sterblichkeitsraten bei über 80-Jährigen Coronapatienten von bis zu 25 Prozent. Familien sollten ihre Großeltern schützen. Die MOPO hat nach Antworten auf einige drängende Fragen rund um Corona gesucht. 

Sollten Enkel derzeit noch ihre Großeltern besuchen?

Nein, sagt Prof. Dr. Christian Drosten, Leiter der Virologie an der Berliner Charité, in seinem täglichen NDR-Podcast. Der Experte fordert ein „Umschalten“ in den Familien: „Kinder, die sich infizieren und das Virus von sich geben, jetzt mal bis zum September oder Oktober nicht mehr bei Oma und Opa zur Betreuung abgeben, sondern stattdessen für Oma und Opa einkaufen, dass die nicht ständig in den Supermarkt müssen. Das ist ein Dienst, den wir alle leisten müssen.“ Menschen im Rentenalter müssten sich klar machen, dass „ihr Sozialleben in den kommenden Monaten aufhören muss“, so Drosten. Bei über 80-jährigen Infizierten sei sonst mit Sterberaten von bis zu 25 Prozent zu rechnen.

Wie sieht es mit Besuchen in Pflegeheimen aus?

Frankreich hat Besuche in staatlichen Altersheimen und Pflegeeinrichtungen bereits verboten. Auch in Deutschland haben sich einige Heime dafür entscheiden, Besuche von Angehörigen einzuschränken. 

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Wie kann man der Risikogruppe der Rentner helfen?

Um die Ausbreitung des Virus einzudämmen, werden wir alle unseren Alltag ändern müssen, vor allem, um die zu schützen, für die eine Ansteckung tödliche Folgen haben könnte: ältere und vorerkrankte Menschen. Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz: „Selbst wer den persönlichen Kontakt scheut, kann sich um andere kümmern.“ Das reiche vom Telefonanruf beim Nachbarn oder einen persönlichen Aushang im Treppenhaus bis zu Nachrichten im Briefkasten. „Ein Einkaufszettel kann die Verbindung von Mensch zu Mensch sein.“

Warum sind Männer stärker betroffen als Frauen?

Im Gegensatz zum männlichen Geschlechtshormon Testosteron regt das weibliche Östrogen das Immunsystem an. Dazu kommt, so der molekulare Virologe Thomas Pietschmann gegenüber der Deutschen Welle, eine genetische Disposition: Es gibt immunrelevante Gene, die „auf dem X-Chromosomen kodiert werden“. Und von diesem Chromosom besitzen Frauen zwei in jeder Zelle, Männer nur eines.

Sind Raucher stärker von Corona gefährdet?

Tatsächlich deuten laut WHO Daten aus China daraufhin, dass auch das Rauchen einer der Gründe für die beobachtete höhere Sterblichkeitsrate männlicher Corona-Infizierter ist. In China rauchen 52 Prozent der Männer und so gut wie keine Frau. Der Virologe Hendrik Streeck sagte dem Portal t-online.de: „Eine Vorschädigung der Lunge und der Atemwege könnte womöglich ein Co-Faktor für einen schweren Verlauf von Covid-19 sein.“

Kann ich mich über Post oder Waren aus einem Risikogebiet anstecken?

Nein. Das Robert-Koch-Institut nennt diesen Infektionsweg „unwahrscheinlich“. Die Übertragung der Viren erfolgt über Sekrete aus Nase und Rachen, die beim Husten und Niesen wie ein Nebel in die Umgebung geschleudert werden.

Was sind das für Vorerkrankungen, die eine Corona-Infektion unabhängig vom Alter gefährlich machen? 

Laut dem Präsidenten des Robert-Koch-Institutes Lothar Wieler zählen zu den Risikogruppen Krebskranke in Chemotherapie sowie Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder auf Diabetes zurückgehenden Organschäden. Eine WHO-Analyse der Fälle in China zeigt, dass auch Bluthochdruck, und chronische Atemwegserkrankungen eine Rolle bei der Schwere der Infektion spielen. Den größten Einfluss hat jedoch das Alter.

Kann ich mich in der Sauna anstecken?

Präventionsmediziner. Dr. Christoph Specht erklärt in einem Blog-Beitrag für die Therme Erding: „Eine Ansteckung bzw. Übertragung über das Wasser schließe ich komplett aus“. Und die hohen Temperaturen in einer Sauna überlebe das Virus nicht.

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