Doppelt geimpft, doppelt infiziert? Ein Hamburger hat ganz viel Pech
Mathias P. hat alles getan, um eine Corona-Infektion zu vermeiden. Der 48-Jährige hält Abstand, trägt Maske, achtet auf Hygiene und war Anfang Dezember vor dem Booster-Start doppelt geimpft. Dann schlug das Schicksal zu: Mathias P. infizierte sich nicht nur einmal, sondern wurde nur eine Woche nach der Genesung schon wieder positiv getestet! Der Mann aus St. Pauli versteht die Welt nicht mehr.
Wie kann das sein? Kann man sich nur eine Woche nach der Genesung, die ja einem Booster gleichkommt, schon wieder infizieren? UKE-Professor Johannes Knobloch hält das für unwahrscheinlich. Seine Vermutung ist eine andere.
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Mathias P. hat alles getan, um eine Corona-Infektion zu vermeiden. Der 48-Jährige hält Abstand, trägt Maske, achtet auf Hygiene und war Anfang Dezember vor dem Booster-Start doppelt geimpft. Dann schlug das Schicksal zu: Mathias P. infizierte sich nicht nur einmal, sondern wurde nur eine Woche nach der Genesung schon wieder positiv getestet! Der Mann aus St. Pauli versteht die Welt nicht mehr.
Alles fing schon so seltsam an: Am 1. Dezember sollte Mathias P., der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, beruflich nach Dubai fliegen. Zwar verlangt das Emirat keinen PCR-Test als Einreisevoraussetzung. Doch Mathias P.s Firma, die weltweit aktiv ist, verpflichtet ihre Mitarbeiter dennoch, einen Test zu machen. Als Vorsichtsmaßnahme und aus Verantwortungsbewusstsein.
Dass die erste Infektion festgestellt wurde, war purer Zufall
Das Ergebnis war positiv. Mathias P. fiel aus allen Wolken: „Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Ich hatte gar keine Symptome“, erzählt der Lebensmitteltechniker. Auf die Dienstreise, auf die er sich schon gefreut hatte, musste er verzichten. Seine beiden Söhne, die noch zu jung für eine Impfung waren, mussten mit ihm in Quarantäne. Auch seine Frau, die zwar geimpft ist, aber im Gesundheitsbereich arbeitet und kein Risiko eingehen wollte, blieb zu Hause. Lockdown-Koller. Alle Familien in Hamburg wissen, was das bedeutet.
Bei Familie P. war es auch deshalb anstrengend, weil in den folgenden zwei Wochen alle vier krank wurden. Auch Mathias. „Es waren die für diese Jahreszeit typischen Erkältungssymptome“, sagt der Familienvater. Sämtliche Schnelltests blieben aber negativ. Und auch die durch ein mobiles Team an Kindern und Ehefrau durchgeführten PCR-Tests blieben negativ.
Kurz nach der Genesung traten schon wieder Corona-Symptome auf
Als die Quarantäne vorbei war und auch sein PCR-Test wieder negativ, ging Mathias P. wieder zur Arbeit. Es waren nur drei Tage im Büro, in der Woche vor Weihnachten. Sonst hatte P. in diesen Tagen nur beim Einkaufen Kontakt zu anderen Menschen.
Am Heiligabend fühlte er sich nicht gut. Um die Großeltern nicht zu gefährden, blieb er zu Hause, während Frau und Kinder zum Familienfest fuhren. Einen Tag später fuhren sie zu viert mit dem Auto in den Urlaub nach Süddeutschland.
Doch mit den geplanten Ausflügen in die Berge wurde es nichts. Schon am ersten Tag zeigte der ältere Sohn Symptome. Ergebnis der Schnelltests: Vater und Sohn positiv. Mutter und der jüngere negativ. Um ganz sicher zu gehen, machten sie einen PCR-Test. Ergebnis: alle positiv!
UKE-Virologe: Eine Re-Infektion gleich nach der Genesung ist unwahrscheinlich
Wie kann das sein? Kann man sich nur eine Woche nach der Genesung, die ja einem Booster gleichkommt, schon wieder infizieren? UKE-Professor Johannes Knobloch hält das für unwahrscheinlich. „Ich denke, bei dem Mann wurde ein Restvirus nachgewiesen“, so der Virologe. Das Virus sei bis zu sechs Wochen nach der Infektion nachweisbar. Besonders wenn beim Rachenabstrich ein Hustenreiz ausgelöst werde, könne es noch eine ganze Weile zu positiven Testergebnissen kommen, auch wenn dann keine Ansteckungsgefahr mehr besteht. Am UKE, wo die Mitarbeiter regulär jede Woche getestet werden, hat es laut Knobloch schon weit über hundert Fälle mit der gleichen Konstellation gegeben: Doppelt geimpft, infiziert, PCR negativ, PCR positiv.
Dass Mathias P.s Familie aber erst beim zweiten Mal ebenfalls positiv war, erklärt Knobloch so: „Die haben sich wahrscheinlich woanders angesteckt. Vermutlich mit Omikron. Die Variante hatte zum Zeitpunkt des PCR-Tests bereits 50 Prozent aller Infektionen in Hamburg ausgemacht.
Das einzige, was gegen diese Erklärung spricht, ist, dass Mathias P. erst nach dem zweiten positiven PCR-Ergebnis typische Corona-Symptome hat. „Ich hatte Fieber, habe starke Hustenanfälle und Kopfschmerzen.“ Den Kindern gehe es ähnlich. Am schlechtesten gehe es seiner Frau, die sogar schon geboostert war. Sie leidet unter starken Gliederschmerzen und Luftnot.
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Aus wenn es laut dem Virologen Knobloch extrem unwahrscheinlich ist: Theoretisch ist es möglich, dass Mathias P. beim ersten Mal mit der Delta-Variante infiziert war und nun Omikron hat. Sequenziert wurden seine Proben nicht. „Eine durchgemachte Infektion nach zwei Impfungen ist vergleichbar mit einem Booster. Die Wahrscheinlichkeit, sich noch einmal zu infizieren sinkt. Aber sie sinkt nicht auf Null”, so Knobloch. „Weder eine Genesung noch ein Booster schützt Hundertprozent vor einer Infektion. Sie schützen aber vor einer Krankenhauseinweisung.”
Für Mathias P. ist deshalb klar: „Ich würde mich immer wieder impfen lassen. Vielleicht läge ich jetzt sonst im Krankenhaus und der Verlauf wäre ein ganz anderer gewesen. Sobald es geht, lasse ich mich boostern.“