„Dooring“-Unfall: Wenn die Autotür zur tödlichen Gefahr wird
Die Autotür öffnet sich plötzlich. Der Radfahrer hat keine Chance mehr auszuweichen und stürzt. Am Montagnachmittag kam es in Stellingen zu einem sogenannten „Dooring“-Unfall. Der Radler hatte Glück und wurde nur leicht verletzt. Doch Zusammenstöße wie dieser passieren immer wieder auf Hamburgs Straßen. Wieviel Fälle die Hamburger Polizei seit 2019 registriert hat – und was der ADFC Fahrradclub Radfahrerinnen und Radfahrern rät.
Die Autotür öffnet sich plötzlich. Der Radfahrer hat keine Chance mehr auszuweichen – und stürzt. Am Montagnachmittag kam es in Stellingen zu einem sogenannten „Dooring“-Unfall. Der Radler wurde zum Glück nur leicht verletzt. Doch Zusammenstöße wie dieser können tödlich enden.
Ob auf ausgebauten Radwegen oder auf Radfahr- und Schutzstreifen: Immer wieder kommt es in Hamburg durch plötzlich geöffnete Autotüren zu Unfällen. 2019 registrierte die Polizei 13 „Dooring“-Unfälle auf Radwegen, 2020 waren es 15, bestätigt ein Polizeisprecher gegenüber der MOPO. Auf Radfahr- oder Schutzstreifen stieg die Zahl der Unfälle im gleichen Zeitraum von 31 auf 36 Fälle. 2021 wurden insgesamt 96 Unfälle dieser Art aufgenommen.
Hamburg: Radler verletzten sich bei „Dooring“-Unfällen
Bei „Dooring“-Unfällen kommen oft mehrere Faktoren zusammen. Einerseits die Unachtsamkeit der Autofahrer: Bevor man die Türen des Autos öffnet, müssen sowohl der Fahrer wie auch der Beifahrer schauen, dass sich kein Radfahrer dem Wagen nähert. Doch auch die Radfahrer müssen eine entscheidende Regel im Straßenverkehr beachten: Sie sollten stets einen Abstand von mehr als einem Meter zu den parkenden Autos halten.
Das ist jedoch leichter gesagt als getan. Wenn Radfahrer den Abstand einhalten wollen, müssen sie oft in der Mitte der Straße fahren. Dennoch empfiehlt der ADFC sich daran zu halten – auch um im Falle eines Unfalls nicht der Mitschuld bezichtigt zu werden.
Autofahrer müssen Radfahrer mit Abstand überholen
Doch nicht nur Autotüren bergen eine Gefahr für Hamburgs Radler. Immer wieder kommt es durch zu knapp kalkulierte Überholmanöver zu Unfällen. Dabei gilt: Autofahrer müssen beim Überholen eines Radfahrers einen Abstand von anderthalb bis zwei Meter einhalten.
Der ADFC hat 2021 das Projekt „Open Bike Sensor“ gestartet. Die Hamburger ADFC-Mitglieder Thomas Lütke und Markus Jaschinsky fuhren mit Sensoren an den Rädern durch den Osten Hamburgs. Mittels Ultraschall wurde so der Abstand zwischen Fahrrad und überholenden Autos, sowie vom Fahrrad zu den parkenden Autos gemessen (die MOPO berichtete). Das vorläufige Ergebnis: Die Abstände beim Überholen werden oft nicht eingehalten.
Studie: Sicherheitsbedenken halten Menschen vom Radfahren ab
Die Angst vor Unfällen im Straßenverkehr hält viele Menschen vom Radfahren ab. Das hat die aktuelle Studie „Cycling across the world“ des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Ipsos herausgefunden. In der Online-Studie wurden zwischen dem 25. März und dem 8. April 2022 insgesamt 20.057 Menschen aus 28 Ländern befragt. In Deutschland umfasste die Stichprobe etwa 1000 Personen.
Drei Viertel von ihnen gab dabei an, dass sie zwar das Fahrrad als wichtiges Verkehrsmittel bei der Reduzierung des Verkehrsaufkommens (75 %) und der Verringerung von Treibhausgasen (77 %) sehen – das Rad dennoch eher wenig als bevorzugtes Fortbewegungsmittel nutzen. So gab nur jeder Fünfte bei der Befragung an, bei Kurzstrecken das Rad zu nehmen (21 %). Jeder dritte Deutsche legt die Strecke lieber zu Fuß (33 %) oder mit dem Auto zurück (31 %).
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Diese Entscheidung steht in Zusammenhang mit der Einschätzung der Teilnehmer, dass es mit dem Rad im Straßenverkehr zu gefährlich sei: 42 Prozent der Befragten bemängeln die Sicherheit für Radfahrer in ihrer Wohngegend. Über die Hälfte der Teilnehmer aus Deutschland (53 %) sind deshalb auch der Meinung, dass der Radverkehr bei neuen Straßen- und Verkehrsinfrastruktur-Projekten priorisiert werden sollte.
Doch sind die Sicherheitsbedenken gerechtfertigt? In Hamburg wurden im vergangenen Jahr 3703 Verkehrsunfälle mit Radfahrern aufgenommen, schreibt die Innenbehörde. Dabei handelt es sich im Vergleich zum Jahr 2020 um einen geringfügigen Anstieg von 0,9 Prozent. Die Anzahl der dabei verunglückten Radfahrer ist 2021 mit 2737 Fällen unverändert. Rund zwei Drittel der Unfälle seien durch Radfahrende zumindest mitverursacht, heißt es. Im Vergleich: 2020 lag die Zahl der Unfälle mit Radfahrerbeteiligung bei 3668. Für etwa die Hälfte waren die Autofahrer verantwortlich.