Döner für 6,50€, Disco-Eintritt 20€ – auf dem Kiez explodieren die Preise
Geschlossene Clubs, Ausgangssperren und Alkoholverbot: Während der vergangenen zwei Pandemiejahre war die schillernde Reeperbahn (St. Pauli) samt ihrer verruchten Ecken, betrunkener Touris und tätowierter Muskelprotze ein ruhiger Ort. Doch diese Zeiten sind vorbei! Auf dem Kiez leuchten wieder die Reklamen, die Besucher können wieder trinken, essen und tanzen. Eines ist jedoch anders als damals: Der Spaß kostet deutlich mehr als noch vor der Pandemie.
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Geschlossene Clubs, Ausgangssperren und Alkoholverbot: Während der vergangenen zwei Pandemiejahre war die schillernde Reeperbahn (St. Pauli) samt ihrer verruchten Ecken, betrunkener Touris und tätowierter Muskelprotze ein ruhiger Ort. Doch diese Zeiten sind vorbei! Auf dem Kiez leuchten wieder die Reklamen, die Besucher können wieder trinken, essen und tanzen. Eines ist jedoch anders als damals: Der Spaß kostet deutlich mehr als noch vor der Pandemie. Die MOPO hörte sich um.
„Ich war letztens in einem Club auf der Reeperbahn. Der Eintrittspreis lag bei 20 Euro“, erzählt eine MOPO-Leserin. Ich habe mich ganz schön erschrocken, gezahlt habe ich trotzdem“, sagt sie.
Ein kleines Bier am Spielbudenplatz kostet nicht mehr rund 3 Euro, sondern inzwischen 4 Euro. Der Döner kostet auf der Reeperbahn mittlerweile 6,50 Euro, nicht mehr 4,50 Euro. Eintrittspreise liegen in einigen Clubs sogar bei 20 Euro, statt wie früher 10 Euro. Das sind Preisanstiege, die reinhauen. Wollen die Betreiber nach den Pandemie-Einbußen auf dem Rücken feierwütiger Hamburger Gewinne maximieren?

Der Betreiber eines Dönerladens erklärt den Preisanstieg in seinem Geschäft. „Früher habe ich für Frittierfett 13 Euro gezahlt, heute zahle ich 32 Euro. Das ist mehr als das Doppelte“, sagt Gügün Batikar, stellvertretener Geschäftsführer von „Döner Welt Getränke Welt“. „Der Ukraine-Krieg hat viele Kosten in die Höhe schießen lassen, wir mussten unsere Gerichte vor zwei Wochen teurer machen“, sagt er. „Einige Läden übertreiben allerdings. 6,50 Euro für einen Döner ist unsere Schmerzgrenze. Teilweise verlangen andere 7,50 Euro, das ist zu hoch“, sagt Batikar.
Hamburger Gastronom öffnete seinen Laden kurz vor der Corona-Pandemie
Resul Baycuman, Betreiber von „St. Pauli Burger und Noodlehouse“ auf der Reeperbahn trifft es besonders hart. „Ich habe meinen Laden kurz vor der Pandemie eröffnet. Und jetzt trifft mich auch noch die Krise“, sagt Baycuman. Er zahle derzeit 2700 Euro monatlich für Strom. „Und die Leute kommen einfach nicht, die sparen gerade alle“, sagt er. „Es ist ein Drama. Das ist nicht normal“. Sein Blick ist ernst.

Kiez-Wirt Martin K. von „Tante Emma“ auf dem Hamburger Berg sieht das genau so. „Es ist eine Katastrophe“, sagt er. „Die Lieferanten haben massiv die Preise erhöht, ich in meinem Laden noch nicht“, so K.. Er wolle noch die Sommersaison abwarten und im Herbst entscheiden, ob er die Preise um etwa 20 Cent anheben wird. Ein kleines Bier würde dann 2,70 Euro kosten – auf der Reeperbahn kostet es teilweise sogar 4 Euro.

Hinzu komme die Erhöhung des Mindestlohns im Oktober auf 12 Euro. „Ich finde das super mit dem Mindestlohn. Die Leute sollen ja auch vernünftig verdienen. Aber gerade kommt alles auf einmal“, so der Kiez-Wirt. Er hat wenig Hoffnung, dass sich die Situation demnächst ändern wird. „Ich glaube, die Inflation wird bleiben, sogar massiv ansteigen“, sagt er.
„Ich mache mir im Moment viele Gedanken“
Mit dieser Befürchtung ist K. nicht allein. „Nach zwei Jahren absoluter Existenzangst wird es auch in Zukunft nicht besser werden“, sagt Sascha Nürnberg, Betreiber des „Knallermann“ auf dem Hamburger Berg. „Ich mache mir im Moment viele Gedanken“. Als Problem nennt er ebenfalls die steigenden Kosten und Lieferengpässe. „Letztens konnte ich keine Cola bestellen, weil keine Glasflaschen mehr vorhanden waren“, erzählt er. Die Preise habe er noch nicht erhöht, auch er warte erstmal das Sommergeschäft ab.
Talip Konar, Betreiber von „Deniz Imbiss“ in der Talstraße, hat seine Preise ebenfalls noch nicht erhöht. Hier kostet der Döner noch 4,50 Euro – wie in guten alten Zeiten. Warum, hat die MOPO gefragt.

„Meine Kunden haben nicht viel Geld, ich kann die Preise nicht erhöhen“, sagt Konar. Er ist einer der wenigen, der die Preise für Döner-Gerichte nicht angehoben hat. Er betreibt seit 31 Jahren den „Deniz Imbiss“. Seine Stammkunden sind ihm wichtig. „Ich merke, dass alles teurer wird. Aber ich werde versuchen, die Preise zu halten“, sagt er.
Hamburger Kiez-Akteur Lars Schütze hat Verständnis für Betreiber
Lars Schütze von der Interessengemeinschaft (IG) St. Pauli sagt deutlich: „Die Betreiber heben die Preise nicht an, um Gewinne zu maximieren. Sie wollen überleben. Die Nebenkosten steigen, die Nachfrage sinkt. Kiez-Besucher haben aufgrund der Krise weniger Geld in den Taschen, die Feierlust hält sich in Grenzen“, sagt er.

Doch es ist nicht nur der Kiez, der mit hohen Preisen die Laune der Hamburger drückt. In der ganzen Stadt ist zu beobachten, dass Ausgehen, Essen und Einkaufen teurer geworden ist.
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„Wie es weitergeht, ist leider ungewiss. Hinzu kommt, dass man nicht weiß, ob uns die Pandemie ab Herbst wieder das Leben erschwert“. Eine Sache sticht jedoch positiv heraus: „Die Kiez-Gäste haben bislang alle Verständnis für die schwierige finanzielle Situation und die steigenden Preise“, sagt Schütze. Und das sei nicht nur auf dem Kiez so, sondern überall.