Diese Zahlen zeigen, was die wirklichen Probleme im Hamburger Verkehr sind
Falschparker sind in Hamburg ein echtes Ärgernis: In der Hektik und mit dem Gedanken „Ach das passt schon so“ stellen sich Autofahrer auf Radwege, blockieren Gehwege, halten in zweiter Reihe oder mitten im Halteverbot. Auch bei den Verkehrskontrollen der Hamburger Polizei im März sticht diese Gruppe wieder ganz besonders negativ hervor. Warum ignorieren so viele Autofahrer die Regeln?
Falschparker sind in Hamburg ein echtes Ärgernis: In der Hektik und mit dem Gedanken „Ach, das passt schon so“ stellen sich Autofahrer auf Radwege, blockieren Gehwege, halten in zweiter Reihe oder mitten im Halteverbot. Auch bei den Verkehrskontrollen der Hamburger Polizei im März sticht diese Gruppe wieder ganz besonders negativ hervor. Warum ignorieren so viele Autofahrer die Regeln?
Bei den insgesamt 731 Kontrollen fielen Autofahrer unter anderem 325-mal aufgrund technischer Mängel – zum Beispiel defekter Blinker – und 370-mal wegen Handynutzung am Lenkrad auf. 435 Personen fuhren über eine rote Ampel, 237 waren nicht richtig angeschnallt.
So viele Falschparker wurden in Hamburg abgezettelt
Eine Zahl lässt allerdings aufhorchen: Unabhängig von den 8818 kontrollierten Fahrzeugen registrierten die Beamten 17.962 „Verstöße im ruhenden Verkehr“. Dazu zählen diejenigen, die in gebührenpflichtigen Bereichen wie Anwohnerparkzonen ohne gültiges Ticket standen, aber eben auch Falschparker auf Geh- und Radwegen. Das ist übrigens nicht das erste Mal, dass diese Gruppe auffällt: Bei einer Verkehrskontrolle im Februar notierte die Polizei an einem Tag mehr als 1500 Verstöße – davon 894 Falschparker.
Für Dirk Lau, Sprecher der Hamburger Fahrradclubs ADFC, ist das Ergebnis nicht überraschend. „Zugeparkte Radwege werden seit Jahren im ADFC-Klimatest als eine wichtige Ursache dafür genannt, dass sich Radfahrende auf Hamburgs Straße nicht sicher fühlen“, sagt er. Falschparker „nötigen Radfahrende zu einem Spurenwechsel und zum Einfädeln in den fließenden, schnell fahrenden Autoverkehr, was oft zu gefährlichen Situationen führt.“
Sind zu wenig Parkplätze Schuld an den Falschparkern?
CDU-Verkehrsexperte Richard Seelmaecker sieht den Grund für die vielen Falschparker indes in der „konsequenten Politik gegen Autofahrer in unserer Stadt“, sagt er der MOPO. „Obwohl die Zahl der in Hamburg zugelassenen Autos ständig steigt, vernichten SPD und Grüne jedes Jahrs aus Neue hunderte Parkplätze. Dadurch steigt der Parkdruck.“ Er schlägt unterirdische Quartiersgaragen vor, um neue Stellplätze zu schaffen.
Der ADAC schlägt teilweise in die gleiche Kerbe: „Wenn Parkflächen verschwinden, gleichzeitig aber immer mehr Autos herumfahren, dann steigt irgendwann auch die Toleranz der Autofahrer für nicht legale Stellplätze“, sagt Sprecher Christian Hieff. Also können Autofahrer nicht anders, als falsch zu parken? Er rudert zurück. Natürlich könne es auch schnell gefährlich werden, besonders in Wohngebieten, wenn Kinder dadurch die Straße nicht mehr überblicken könnten.
Sollten Falschparker viel häufiger abgeschleppt werden?
Die These, dass Autofahrer immer häufiger ihr Fahrzeug falsch abstellen, teilt er jedoch nicht. „Dadurch, dass es immer neue Anwohnerparkzonen gibt, werden vorher kostenlose Parkplätze plötzlich gebührenpflichtig“, sagt er. Außerdem kontrolliere die Stadt viel öfter, als noch vor ein paar Jahren, weswegen kein guter Vergleich möglich sei.
Auch die innenpolitische Sprecherin der Hamburger Grünen, Sina Imhof, will zu den Gründen der vielen Falschparker nicht spekulieren. Die hohe Kontrolldichte befürwortet sie allerdings: „Wer falsch parkt, gefährdet andere Verkehrsteilnehmende und behindert unsere Rettungskräfte beim Einsatz“, sagt sie.
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Der ADFC fordert wiederum, nicht nur Knöllchen zu verteilen, sondern die Autos auch konsequent abzuschleppen. Denn sonst, fürchtet Lau, werde „wegen der derzeit geringen Höhe des Bußgeldes bei den allermeisten Autofahrenden keine Verhaltensänderung erzielt.“ Derzeit kostet ein Knöllchen fürs Falschparken 55 Euro – vor ein paar Jahren waren es gerade einmal zwischen zehn und 20 Euro gewesen.