„Absolute Katastrophe“: Wichtige Straße soll schrumpfen – Anwohner auf Zinne
„Das ist eine absolute Katastrophe!“ Heike Paulsen kann es einfach nicht fassen – und sie ist nicht alleine damit. Die Rodigallee in Jenfeld, die parallel zur A24 verläuft, soll künftig von vier auf zwei Fahrbahnen verengt werden. Viele Anwohner sind strikt dagegen, würden am liebsten alles so behalten, wie es jetzt ist – aus gutem Grund, wie sie finden. Die Verkehrsbehörde hat indes andere Pläne.
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„Das ist eine absolute Katastrophe!“ Heike Paulsen kann es einfach nicht fassen – und sie ist nicht alleine damit. Die Rodigallee in Jenfeld, die parallel zur A24 verläuft, soll künftig von vier auf zwei Fahrbahnen verengt werden. Viele Anwohner sind strikt dagegen, würden am liebsten alles so behalten, wie es jetzt ist – aus gutem Grund, wie sie finden. Die Verkehrsbehörde hat indes andere Pläne.
Und die reichen von der Jüthornstraße in Marienthal auf 3,3 Kilometer bis zur Barsbütteler Straße in Jenfeld. Die kaputte Strecke soll dabei nicht nur saniert, sondern auch im Sinne der Mobilitätswende umgebaut werden.
Bedeutet konkret: In Zukunft haben die Autos nur noch eine Fahrbahn pro Richtung. Stadteinwärts wird es dafür eine Sonderspur für Busse geben und bessere Fuß- und Radwege. Letztere werden teilweise vom Gehweg auf die Straße verfrachtet.
Jenfeld: Rodigallee soll auf zwei Spuren verengt werden
„Wir wurden als Anwohner überhaupt nicht darüber informiert, das ist unmöglich!“, regt sich Frank Hiemer auf, Gründer der Bürgerinitiative „Rettet die Rodigallee“. Er habe per Zufall davon erfahren und konnte laut eigener Aussage nicht „tatenlos zusehen“.
„Es ist jetzt schon immer sehr viel Rückstau im Berufsverkehr“, erzählt die 67-jährige Anwohnerin Bärbel Schildt. „Wie soll das denn erst werden, wenn nur noch eine Spur offen ist?“
Diese Befürchtung teilt die Verkehrsbehörde nicht: „Die vier Fahrstreifen in der Rodigallee sind schon heute nur während weniger Stunden am Tag erforderlich“, so ein Sprecher. „Die Reduzierung wurde im Vorfeld bereits durch Simulationen inklusive einer Verkehrsprognose und einer Analyse der aktuellen Verkehrszahlen geprüft.“
Jenfeld: Initaitive befürchtet Stau-Chaos auf Rodigallee
Simulationen erscheinen den Protestlern jedenfalls nicht als belastbar, sie schlagen vielmehr ein Real-Experiment vor. „Die können doch erst mal für eine begrenzte Zeit die Fahrspur absperren und sehen, was passiert“, schlägt Heike Paulsen (68) vor. „Alle werden dann in die Nebenstraßen ausweichen und da ist es sowieso schon eng.“
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Aber auch die Radplanung ist der Initiative ein Dorn im Auge. Bisher fahren die Räder auf einem wirklich sehr verlotterten, alten und engen Weg auf dem Gehweg, der teilweise immer wieder aufhört – Sanierungsbedarf ist hier also auf jeden Fall da. Aber: „Die Räder sollen künftig direkt neben den Autos auf der Straße fahren und dann kreuzt in Zukunft auch noch der Bus immer wieder deren Weg“, sagt der 35-jährige Christian Paulsen. „Das ist viel gefährlicher als jetzt!“
Jenfeld: Radwege verlaufen künftig auf der Straße
Anna Hentschel, die selbst oft mit dem Rad hier unterwegs ist, bekräftigt das. Die 55-Jährige gibt zu, dass bei den Radwegen dringend Handlungsbedarf bestehe – aber doch bitte keine Verlegung auf die Straße. In der Behörde betont man jedoch, dass zum ersten Mal seit Jahrzehnten überhaupt in der Rodigallee regelkonforme Rad- und Fußwege geschaffen würden.
Vor allem der Busverkehr soll profitieren, insgesamt sieben Linien sind dort unterwegs: „Schon heute sind sehr viele Menschen in Jenfeld dringend auf den ÖPNV angewiesen. Insgesamt fahren dort in der Spitzenstunde 1700 Fahrgäste mit den Bussen und damit ebenso viele Menschen wie auf der anderen Spur mit dem Pkw“, argumentiert der Behörden-Sprecher. Dem wolle man endlich Platz und Rechnung tragen.
Umbau Rodigallee: Konditor befürchtet Kundenverlust
Weniger Platz für seine Kunden befürchtet wiederum Konditor Wolfram Töllner, der seit 50 Jahren sein Geschäft auf der Rodigallee führt. „Da parken so viele kurz auf der rechten Spur, um sich mal schnell ein Törtchen zu holen“, sagt er. „Das ist dann nicht mehr möglich. Ich denke darüber nach, dann auch die Konditorei dichtzumachen.“ Offiziell halten dürfen die Autos dort natürlich auch heute schon nicht.
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Unterstützung bekommt die Initiative jedenfalls von der Wandsbeker CDU, die jüngst ein öffentliches Beteiligungsverfahren forderte. Denn auch die Bezirksversammlung sei bei den bisherigen Planungen ungenügend eingebunden gewesen.
Mitte 2023 soll übrigens mit dem 50 Millionen schweren Umbau bereits begonnen werden, die voraussichtliche Bauzeit beträgt zwei Jahre. Die Initiative hofft, bis dahin doch noch etwas bewegen zu können, ihre Petition „Rettet die Rodigallee“ haben bis jetzt 1500 Personen unterschrieben.