Diese Schatulle ist eine kleine Sensation für Hamburg
Was hat die goldverzierte Schatulle von 1716 eines Grafen aus Mainz mit dem Kampf um Frieden in Hamburg zu tun? Eine ganze Menge! Im Mittelpunkt der Geschichte steht ein Kampf um die Macht in der Stadt, um lukrative Verbindungen und Bürgerrechte. Dieser dauerte Jahrzehnte und eskalierte in bürgerkriegsähnlichen Zuständen – bis ein Regent ein Machtwort sprach, für klare Verhältnisse sorgte und somit die hamburgische Verfassung entscheidend prägte. Zu verdanken war dies dem Verhandlungsgeschick eines Reichsgrafen – seine großzügige Belohnung ist nun hinter einer Glasscheibe zu bestaunen.
Was hat die goldverzierte Schatulle von 1716 eines Grafen aus Mainz mit dem Kampf um Frieden in Hamburg zu tun? Eine ganze Menge! Im Mittelpunkt der Geschichte steht ein Konflikt um die Macht in der Stadt, um lukrative Verbindungen und Bürgerrechte. Dieser dauerte Jahrzehnte und eskalierte in bürgerkriegsähnlichen Zuständen – bis ein Regent ein Machtwort sprach, für klare Verhältnisse sorgte und somit die hamburgische Verfassung entscheidend prägte. Zu verdanken war dies dem Verhandlungsgeschick eines Reichsgrafen – seine großzügige Belohnung ist nun hinter einer Glasscheibe zu bestaunen.
Hinter einer Glasscheibe im Museum für Hamburgische Geschichte steht die Schatulle seit Mitte Februar. Sie war für die Aufbewahrung von Schreibutensilien gedacht. Auf der einen Seite ist eine goldene Figur mit einer Schriftrolle und den Worten „Das friedliche Hamburg“ zu sehen, daneben eine weitere, die ihren Fuß auf einen besiegten Drachen gestellt hat.
Außerdem stehen – für uns heute etwas kryptisch – dort folgende Worte: „Dir (dieses Geschenk), wofür die Bürgerschaft in der Lage sein wird, für so bedeutende zurückkehrende (Rechte und Freiheiten). Die kaiserliche Kommission in Hamburg ist glücklich beendet.“ Was hat es damit auf sich?
Reichsgraf aus Mainz rettete den Frieden in Hamburg
Bereits seit Mitte des 17. Jahrhunderts gab es in Hamburg großen Zwist um die Macht zwischen dem Rat und der Bürgerschaft. Der Rat war die Regierung der Stadt, während es sich bei der Bürgerschaft nicht wie heute um ein gewähltes Gremium, sondern um eine Versammlung aller Bürger mit Grundbesitz handelte.
Diese warfen dem Rat nun vor, Vetternwirtschaft zu betreiben und Bürgerrechte zu beschneiden. Eine Vereinbarung von 1679 sollte eigentlich für mehr Abhängigkeit des Rates von der Bürgerschaft sorgen, doch so richtig wollte das nicht funktionieren. Deshalb kam es in Hamburg zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen.

Etwa um das Jahr 1708 hatte der Kaiser Joseph dann genug von dem Stress in einer so bedeutenden Reichsstadt wie Hamburg und schickte eine Kommission an die Elbe, die den Streit, wenn nötig, mit Waffengewalt beenden sollte. Anführer dieser Kommission war Damian Hugo Philipp von Schönborn-Buchheim, Reichsgraf aus Mainz.

In monatelangen Verhandlungen gelang ihm am 13. Oktober 1712 der sogenannte Hauptrezess, der fast anderthalb Jahrhunderte die Grundlage der hamburgischen Verfassung bilden sollte. Er bestimmte beispielsweise, wie viele Ratsherren (24) und Bürgermeister (4) die Regierung bildeten, wie Rat und Bürgerschaft zusammenarbeiten sollten und wer an den Bürgerschaftsversammlungen teilnehmen durfte.
Um sich gebührend für seinen Beitrag zu „dem friedlichen Hamburg“ zu bedanken, schenkte die Stadt dem Grafen von Schönborn-Buchheim wohl die Schatulle aus dem Jahr 1716. Bis dahin lebte er in Hamburg, ehe er nach Speyer (Rheinland-Pfalz) zog.
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Im Jahr 2021 konnte die Stiftung Historische Museen Hamburg die Prachtschatulle ankaufen. In der neuen Dauerausstellung nach der Renovierung des Museums für Hamburgische Geschichte soll sie „eine besondere Rolle“ spielen, wie es heißt.