Diese kleinen Leuchten schützen ab sofort Hamburgs Radfahrer
Es sind alarmierende Zahlen: Im vergangenen Jahr kamen in Hamburg neun Radfahrer ums Leben, so viele wie schon seit neun Jahren nicht mehr. Fünf davon starben bei den berüchtigten „Abbiegeunfällen“. Um das künftig zu verhindern, testet die Verkehrsbehörde jetzt ein hamburgweit einzigartiges Projekt in der HafenCity.
Auf den ersten Blick sind sie kaum zu erkennen – erst bei genauerem Hinsehen fallen die neun runden Bodenleuchten auf, die entlang des rot markierten Radwegs an der Kreuzung Am Sandtorkai/Großer Grasbrook in der HafenCity im Boden installiert wurden. Um die 1400 Radfahrer sind dort täglich unterwegs.
- Deutsch (Deutschland)
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Es sind alarmierende Zahlen: Im vergangenen Jahr kamen in Hamburg neun Radfahrer ums Leben, so viele wie schon seit neun Jahren nicht mehr. Fünf davon starben bei den berüchtigten „Abbiegeunfällen“. Um das künftig zu verhindern, testet die Verkehrsbehörde jetzt ein hamburgweit einzigartiges Projekt in der HafenCity.
Auf den ersten Blick sind sie kaum zu erkennen – erst bei genauerem Hinsehen fallen die neun runden Bodenleuchten auf, die entlang des rot markierten Radwegs an der Kreuzung Am Sandtorkai/Großer Grasbrook in der HafenCity im Boden installiert wurden. Um die 1400 Radfahrer sind dort täglich unterwegs.
HafenCity: Bodenleuchten sollen Radfahrer schützen
Fährt dort ein Radfahrer geradeaus, und ein Auto- oder Lkw-Fahrer will zeitgleich abbiegen, aktivieren sich die Lampen und leuchten weiß auf. So sollen die Fahrzeugführer gewarnt werden, um noch rechtzeitig vor einem möglichen Unfall bremsen zu können. Erfasst werden die Kfz und Räder per Radar: Sobald ein Zusammenstoß möglich wäre, lösen die Sensoren aus. Fußgänger sind davon allerdings ausgenommen.
„Es ist unser gemeinsames Ziel, die Verkehrssicherheit zu erhöhen, insbesondere für die schwächeren Verkehrsteilnehmer“, sagt Verkehrsbehördensprecher Dennis Krämer zur MOPO. Dafür solle eben auch Digitalisierung genutzt werden. Diese komme nicht nur bei den Bodenleuchten zum Einsatz, sondern auch bei Abbiegeassistenten in Bussen.
Seit mehr als einem Jahr hängt in vielen Hamburger Bussen oben rechts ein Display, auf dem regelmäßig ein Ampelmännchen erscheint. Ist es gelb, steht jemand in der Nähe des Busses oder läuft daran vorbei. Sobald sich aber ein Verkehrsteilnehmer schnell in Richtung Bus bewegt und der Bus gleichzeitig mit einer gewissen Geschwindigkeit unterwegs ist, berechnet die künstliche Intelligenz den Zeitpunkt, wann beide kollidieren würden. Ist die Zeit bis dahin nur noch kurz, wird das Ampelmännchen rot und ein Warnsignal ertönt.
HafenCity: Technik wird vom „Heat“-Bus übernommen
Die Testkreuzung für die Bodenleuchten wurde laut Krämer deshalb ausgewählt, weil dort größtenteils die Technik, darunter Kabel, Masten und Schaltschränke, vom ehemaligen „Heat“-Bus verwendet werden kann. Dieser drehte von 2019 bis 2021 auf einer Teststrecke in der HafenCity autonom seine Runden, fand seinen Weg selbstständig mithilfe von Sensoren und Kameras.
Die Verkehrsbehörde hofft, mit dieser Technik einen weiteren Schritt in Richtung „Vision Zero“ – also null Verkehrstote – zu gehen. Aktuell ist Hamburg davon allerdings noch entfernt: 28 Menschen starben Jahr 2023 bei Verkehrsunfällen, vier mehr als im Jahr zuvor und genauso viele wie im Vor-Corona-Jahr 2019. Auch im Januar dieses Jahres starb bereits eine Radfahrerin, als ein Autofahrer sie beim Abbiegen überrollte.
Das Projekt „Prio Bike“ wird erst einmal bis Ende des Jahres getestet und anschließend bewertet – bevor es dann an weiteren Kreuzungen in Hamburg zum Einsatz kommen könnte. Eine Radfahrerin vor Ort ist jedenfalls noch nicht überzeugt: „Ich hätte die Leuchten gar nicht gesehen. Wäre vielleicht besser, wenn sie rot blinken würden.“