Von Frauen für Frauen: Diese Hamburger Start-ups machen die Welt besser
Was haben folgende Ideen gemeinsam: Eine App auf Rezept, eine Talentbörse für Mütter und eine modische Gehhilfe? Sie alle wurden von Hamburger Gründerinnen entwickelt. Zum Internationalen Frauentag stellt die MOPO fünf Hamburger Startups von Frauen vor, die mit ihren Ideen die Welt ein Stück besser machen wollen.
Was haben folgende Ideen gemeinsam: Eine App auf Rezept, eine Talentbörse für Mütter und eine modische Gehhilfe? Sie alle wurden von Hamburger Gründerinnen entwickelt. Zum Internationalen Frauentag stellt die MOPO fünf Hamburger Start-ups von Frauen vor, die mit ihren Ideen die Welt ein Stück besser machen wollen.
„Pink!“ macht stark gegen Brustkrebs
„In der Klinik sprachen mich Patientinnen an, ob ich nicht mal eine Webseite aufbauen könnte, die verlässliche Informationen unabhängig von Pharmafirmen anbietet“, sagt Gynäkologin Pia Wülfing (48) aus Eppendorf. Inzwischen hat Wülfing eine Webseite und eine App entwickelt, die es sogar auf Rezept gibt. Mit „Pink!“ erhalten Brustkrebspatientinnen individuelle Tipps zu Ernährung, Bewegung und mentaler Gesundheit, um selbst aktiv zu werden.

„Das Problem im Gesundheitssystem ist: Reden wird nicht bezahlt“, sagt Wülfing. Wenn die Patientinnen mit der Chemotherapie fertig sind, werden sie in die ambulante Nachsorge entlassen. Dort haben die Ärzte aber auch noch ganz andere Themen zu betreuen und meist wenig Zeit.
Zwei Jahre lang hat Wülfing die App in Zusammenarbeit mit einem wissenschaftlichen Beirat entwickelt. Auch eine klinische Studie musste sie vorweisen. Mehr als 3000 Nutzerinnen haben sich bereits für die App registriert. Derzeit entwickelt Wülfing einen psycho-onkologischen Onlinenkurs, der demnächst in die klinische Studienphase geht und für den noch Teilnehmerinnen gesucht werden.
„Mom Hunting“ bringt Frauen in Führung
Auf die Idee für „Mom Hunting“ kam Virginia Thrun (42) aus Boberg während ihrer zweiten Elternzeit: „Es gibt so viele Frauen, die hochqualifiziert sind und vor ihrer Schwangerschaft eine super Karriere hatten, doch mit ihrer Schwangerschaft sind sie unsichtbar auf dem Arbeitsmarkt.“ Gemeinsam mit Nadine Schneider (41), ihrer Freundin aus Kindertagen, hat sie im November vergangenen Jahres die Plattform gestartet.

„Bei uns bewerben sich nicht die Mütter bei den Unternehmen, sondern die Unternehmen bewerben sich bei den Müttern. Wir sind eine Talentbörse, orientiert an den Bedürfnissen der Frauen“, sagt Co-Gründerin Schneider, die aus Fuhlsbüttel kommt. „Frauen sollen sich nicht zwischen Kindern und Karriere entscheiden müssen, sondern beides haben können.“
Beide Gründerinnen haben jeweils rund 20 Jahre Erfahrung in unterschiedlichen Führungsrollen und Branchen gesammelt. „Ob Effizienz, die Fähigkeit zuzuhören oder Empathie, Mütter bringen ganz viele wichtige Fähigkeiten mit“, sagt Thrun. Warum sie sich gerade auf Frauen in Führungsrollen konzentrieren? „Wir wollen schnelle Erfolgsquoten für beide Seiten und gerade Mütter in Führungspositionen stärken, weil es hier mehr Vorbilder braucht“, sagt Thrun. Ein Angebot für Väter ist in Planung.
„CityCaddy“ für mehr Würde im Alter
„Die Würde im Alter darf nicht verloren gehen“, sagt Elke Jensen. Die 73-jährige Produktdesignerin aus der Sternschanze hat den „CityCaddy“ erfunden. Das Gefährt ist eine Mischung aus Hackenporsche und Rollator. „Man kann ihn schieben und ziehen“, so Jensen. „Mein Anliegen war, eine praktische und elegante Gehhilfe zu entwickeln, denn Bewegung im Alter ist wichtig.“ Auf dem Gestänge lässt sich auch eine Tasche für Einkäufe anbringen.

2021 hat Jensen den „CityCaddy“ nach sechs Jahren Entwicklungszeit auf den Markt gebracht. Bisher ist er hauptsächlich online erhältlich und im „P36“ auf der Uhlenhorst. Allerdings hat der „CityCaddy“ seinen Preis: rund 1400 Euro kostet das gute Stück inklusive einer Tasche. Als Nächstes will Jensen einen Reisekoffer für den „CityCaddy“ entwickeln. Eine Idee mit Zukunft, denn die Zahl der Senioren wächst: Mehr als 191.500 Frauen über 65 Jahre und fast 145.000 Männer gab es Ende 2021 in Hamburg.

Black Female Business macht schwarze Frauen stark
Ihre Vision: „Schwarze Frauen zusammenzubringen und eine Community zu schaffen“. Mariam Guédé (34) aus Hamm und Lioba Jarju (33) aus Bahrenfeld stillten mit „Black Female Business“ das eigene Bedürfnis nach einem deutschsprachigen Netzwerk für schwarze Frauen. 2020 startete das Pilot-Projekt – drei Jahre später erreichen die beiden bereits rund 200 schwarze Frauen.

Mit ihrer Erfahrung im Projekt- und Eventmanagement organisieren Jarju und Guédé regelmäßig Workshops und Events, um schwarze Gründerinnen zu vernetzen und zu fördern. „Die Kompetenzen sind in unserer Community vorhanden, wir wissen nur einfach ganz häufig nicht voneinander“, so Jarju. Den Mitgliedern wird geholfen, die strukturellen Hürden schwarzer Frauen im Gründungsbereich zu überwinden.
Auch Jarju und Guédé sind mit diesen Hürden bekannt und damit laut der „Afrozensus“-Studie von 2020 auch nicht allein: 1842 in Deutschland lebende schwarze Frauen wurden befragt – 49,1 Prozent gaben an, bei der Arbeit aufgrund ihres Geschlechts diskriminiert worden zu sein.
„Equalchamps“ schickt Leistungssportlerinnen ins Rennen
Sie sorgen für Fairness im Sport – zumindest bei der Bezahlung. Mit „Equalchamps“ gründeten Laura Elbers (28) aus Osnabrück und Lina Soffner (30) aus Wandsbek 2021 eine Plattform, die Leistungssportlerinnen und Sponsoren zueinander bringt.

„Kurzfristig wollen wir damit Sportlerinnen finanziell unterstützen, mittelfristig hoffen wir, den Frauensport sichtbarer zu machen“, erklärt Soffner. Denn: 93 Prozent des weltweiten Sponsoring-Volumens fließen in den Männersport – nur sieben Prozent in den Frauensport. Mehr als 150 Sportlerinnen und Frauenmannschaften sowie 60 Unternehmen sind bereits bei „Equalchamps“ registriert.
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Die Anmeldung ist kostenlos, bei einer erfolgreichen Vermittlung gehen dann 15 Prozent des Sponsorings an „Equalchamps“. Elbers und Soffner, selbst sehr sportbegeistert, kam die Idee für das Unternehmen erstmals 2020 während des gemeinsamen Studiums des Managements und Entrepreneurships – mittlerweile können sie rund 50 erfolgreich vermittelte Sponsorings zählen.