Diese Hamburg-Ikone verschwindet für immer auf dem Müll – entsetzte Reaktionen
Wenn der große Mercedes-Stern auftaucht, dann weiß der Hamburger, der über die Elbbrücken gen Heimat fährt: „Jetzt bin ich zu Hause.“ Nach über 50 Jahren soll diese Werbe-Ikone nun aber im wahrsten Sinne des Wortes auf dem Müll entsorgt werden. Anwohner, Politiker und der Denkmalverein sind entsetzt – und fordern die Stadt zum Handeln auf. Auch der Bezirkschef hofft auf eine Rettungsmöglichkeit. Doch die Chancen stehen schlecht. Die MOPO erklärt, warum.
- Deutsch (Deutschland)
MOPO+ Abo
für 1,00 €Jetzt sichern!Die ersten 4 Wochen für nur 1 € testen!Unbeschränkter ZugangWeniger Werbung
Danach nur 7,90 € alle 4 Wochen
Wenn Sie E-Paper Kunde sind, betrifft diese Änderung Sie nicht.
Wenn der große Mercedes-Stern auftaucht, dann weiß der Hamburger, der über die Elbbrücken gen Heimat fährt: „Jetzt bin ich zu Hause.“ Nach über 50 Jahren soll diese Werbe-Ikone nun aber im wahrsten Sinne des Wortes auf dem Müll entsorgt werden. Anwohner, Politiker und der Denkmalverein sind entsetzt – und fordern die Stadt zum Handeln auf. Auch der Bezirkschef hofft auf eine Rettungsmöglichkeit. Doch die Chancen stehen schlecht. Die MOPO erklärt, warum.
Für viele Hamburger ist das graue Hochhaus, das einsam an der Billhorner Brückenstraße steht und gleich nach Überquerung der Neuen Elbbrücke ins Visier gerät, das „Mercedes-Haus“. Grund ist der gewaltige Stern, der auf dem Dach des Hauses thront.
Seit 1972: Stern auf „Mercedes-Haus“ an Billhorner Brückenstraße
Dabei hat der weltberühmte Auto-Konzern hier niemals seinen Sitz gehabt. Die Bewohner des Hauses haben es zwar oft erlebt, dass es bei ihnen an der Tür klingelte, weil Mercedes-Besitzer auf der Suche nach Ersatzteilen für ihren Benz waren. Doch tatsächlich hat die Daimler AG nur die Dachfläche gemietet, um hier weit sichtbar in Richtung Stadtautobahn ihren Stern als Werbeträger zu installieren.
1972 war das. Seitdem gehört der Stern für die Hamburger längst zur Silhouette der Stadt und wurde sogar zum Motiv des Star-Fotografen Daniel Josefsohn, der 1998 die Schauspielerin Julia Hummer von hinten im Stern hängend fotografierte.
Der Mercedes-Stern wird im Dezember abgebaut und entsorgt
Nun müssen die Hamburger Abschied nehmen von ihrem Werbe-Wahrzeichen. Wie die Mercedes-Benz AG der MOPO bestätigte, wird der Stern am 13.12. abgebaut. Grund sei die Beendigung des Mietvertrages für die Werbefläche. Weitere Pläne gibt es nicht für die Leucht-Reklame. „Der abgebaute Stern wird von uns entsorgt“, so ein Sprecher zur MOPO.
Der Hamburger Architekt und Geschäftsführer des Hamburger Planungsbüros ÜberNormalNull, Rolf Kellner, der seinen Firmensitz in ebenjenem Hochhaus an der Billhorner Brückenstraße 40 hat, zeigt sich empört: „Ein Stern über Rothenburgsort erlischt, schade!“, schreibt Kellner in einem Facebook-Beitrag und beklagt: „In anderen Städten würde so etwas nicht passieren, aber hier nimmt die Stadt Hamburg einfach vom eigenen Haus, eine Ikone ab, traurig, aber ,wie immer‘, kein Gespür für Menschen und ihre Orte!“
Denkmalschützer würden den Mercedes-Stern gern erhalten
Hintergrund: Das Haus gehört der Billebogenentwicklungsgesellschaft, einer hundertprozentigen Tochter der HafenCity Hamburg GmbH, und ist insofern städtisch. Lars Vieten, Sprecher der städtischen Sprinkenhof GmbH, die für die Verwaltung des Hauses zuständig ist, bezeichnet den Abbau des Sterns ebenfalls als „schade“.
Doch wenn Mercedes seine Marketingstrategie anpasst, könne man daran nichts ändern. Auch an einen Ersatz sei nicht zu denken. „So etwas wie der Stern wäre heute nicht mehr zulässig“, so Vieten. Das Fernstraßengesetz verbiete Werbung an Autobahnen. Für den Stern habe bis zuletzt Bestandschutz gegolten.
Das könnte Sie auch interessieren: Liebeserklärung an ein Hamburger Wahrzeichen
Der Bezirksamtsleiter in Mitte, Ralf Neubauer, äußert sich ähnlich: „Der Stern auf dem Mercedes-Haus gehört an den Elbbrücken schon lange zum Stadtbild und ist insoweit auch ein Stück weit identitätsstiftend geworden, daher bedauern wir diese unternehmerische Entscheidung sehr und hoffen noch auf ein Umdenken.“
Auch der Denkmalverein beklagt den Verlust des Symbols: „Der Stern prägt seit Jahrzehnten den südlichen Stadteingang von Hamburg und ist damit inzwischen eine geschichtsträchtige Werbeanlage“, so die Geschäftsführerin Kristina Sassenscheidt. „Als Landmarke in dem vom Zweiten Weltkrieg stark zerstörten Stadtteil Rothenburgsort schafft er eine wichtige Orientierung und sollte daher unbedingt erhalten werden.“
Architekt Rolf Kellner meint: „Mit den Museen hätten wir einen Weg gefunden, wenn man uns informiert hätte.“ Er würde den Stern am liebsten wegtragen – alles, um ihn vor der Verschrottung zu bewahren.