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kulturchoc Ladencafé Ottensen
  • Das Team von „kulturchoc“ vor dem Ladencafé in Ottensen. Hier arbeiten Aynur, Nuvia, Vera, Mona und Rehab (v. li).
  • Foto: Patrick Sun

Diese Frauen machen Naschkram mit Kultur

Zwischen den weißen Fassaden der Arnoldstraße in Ottensen findet man das kleine aber feine Ladencafe des Sozialunternehmens „kulturchoc“. Hier backen und kochen Frauen aus der ganzen Welt die köstlichsten Gebäcke aus ihren Herkunftsländern.

Sie stellen vegane „Arbeitsplätzchen“ her, insbesondere aber Dattelkonfekt, eine kugelrunde, süße Köstlichkeit mit fair gehandelten Zutaten – aber vor allem bekommen die Frauen eine Perspektive für ein selbstbestimmtes Leben.

Die Idee zu „kulturchoc“ hatte Mona Taghavi Fallahpour. Sie fragte sich, wer Frauen hilft, die ohne Ausbildung nach Deutschland kommen oder mit einer, die hier nicht anerkannt wird. In ihrem Ladencafé in Ottensen bekommen Migrantinnen und geflüchtete Frauen erste Perspektiven in der Berufswelt. Dort fangen sie zunächst als Praktikantinnen an und können sich ein Bild machen, ob sie in dieser Branche weiter arbeiten möchten.

Kulturelle Vielfältigkeit in Ottensen: Arbeit für den guten Zweck

In ihrem Ladencafe in Ottensen bekommen Migrantinnen und geflüchtete Frauen erste Perspektiven der Berufswelt. Über die Diakonie Hamburg oder Flaks das Frauenzentrum in Altona werden sie an „kulturchoc“ weitergeleitet. Dort fangen sie zunächst als Praktikantinnen an und können sich schon ein Bild machen, ob sie in dieser Branche weiter arbeiten möchten.

„Es geht uns auch darum, die Fähigkeiten, die die Frauen aus ihrer Heimat mitbringen, einsetzen zu können. Beispielsweise wird eine Frau, die in Syrien als Buchhalterin tätig war und momentan eine deutsche Weiterbildung dafür absolviert, nach ihrem Abschluss bei uns für die Buchhaltung eingestellt“, sagt Mona Taghavi Fallahpour.

Gründerin Mona Taghavi Fallahpour vorm Schaufenster des Ladencafés. Wer Anzeichen von Corona, Rassismus oder Homophobie zeigt, wird weggeschickt. Patrick Sun
Mona Taghavie Fallahpour kulturchoc
Gründerin Mona Taghavi Fallahpour vorm Schaufenster des Ladencafés. Wer Anzeichen von Corona, Rassismus oder Homophobie zeigt, wird weggeschickt.

Die kulturelle Vielfalt macht sich besonders bei den Backwaren bemerkbar. Aber nicht nur das, fast alle Produkte sind außerdem vegan. Der Fokus liegt auf den selbst gemachten Leckereien. „Unser erstes Produkt, welches wir noch immer gerne verkaufen, sind die ,korrekten Konfekte‘“, erzählt Mona Taghavi Fallahpour. Dabei handelt es sich um kleine Dattelpralinen, die es in vier verschiedenen Variationen gibt.

Die ganze Welt in einer Praline

Die Zutaten werden in den Herkunftsländern angebaut. Mit Feigen aus der Türkei, Mandeln aus Pakistan und Pistazien aus dem Iran hat man die ganze Welt auf dem Backtisch zusammen und mit dem Import werden Frauenkooperativen und Kleinbauern in den Heimatländern der Frauen unterstützt.

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„Die Kuvertüre der Konfekte kommt aus Togo und die Kakaosplitter aus meiner Heimat.“, ergänzt Nuvia. Nuvia kommt ursprünglich aus Ecuador und ist seit drei Jahren bei „kulturchoc“. „Das ist für mich Familie, Schule und Geld verdienen in Einem“, schwärmt sie glücklich.

Damit hat sie recht, denn „kulturchoc“ ist mehr als ein Cafe. So werden auch Schwimm- und Fahrradfahrkurse angeboten. „Solche Sachen, die für uns vielleicht ganz selbstverständlich sind, können die Frauen in ihren Herkunftsländern zum Teil nicht so leicht erlernen“, so Taghavi Fallahpour.

„kulturchoc“ kämpft sich durch die Pandemie

Deutsch zu lernen ist ebenfalls ein wichtiger Faktor im Cafe. „Es gibt eine Vokabelliste, die gelernt werden muss. Da bin ich auch sehr streng“, lacht die Frau, die selbst 1985 mit ihrer Familie nach Deutschland kam. In dem Cafe wird strikt deutsch gesprochen.

Nuvia, Aynur und Rehab (v. li.) bei der Herstellung ihrer „korrekten Konfekte“. Patrick Sun
Konfekte im Ladencafé kulturchoc Ottensen
Nuvia, Aynur und Rehab (v. li.) bei der Herstellung ihrer „korrekten Konfekte“.

Gefördert wird das Ladencafe nicht. Geld wird vor allem durch Bestellungen aus dem Online-Shop oder durch Aufträge von Firmen verdient – und durch die Gastronomie. Seit ein paar Wochen stehen vor dem Laden zwei Tische. „Durch Corona wurden wir natürlich etwas eingedämmt. Aber wir arbeiten uns tapfer dadurch“, sagt die Gründerin zuversichtlich. Neue Gebäcke sind auch schon in Planung. „Aber das ist noch geheim.“ Mona Taghavi verrät nur soviel: Es wird etwas Nussiges geben.

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