Mitten in Hamburg: Historischer Ort ist jetzt eine XXL-Baulücke
Vor fast 350 Jahren öffnete hier das erste deutsche Opernhaus. 1767 stand dort das „Hamburger Nationaltheater“, an dem kein Geringerer als Gotthold Ephraim Lessing Dramaturg war. Das Grundstück Gänsemarkt 50 ist ein Ort mit Geschichte und an dem befindet sich aktuell: nichts! Nach Abriss der Gänsemarkt-Passage blickt man auf die Rückfront der Häuser der Colonnaden.
Vor fast 350 Jahren öffnete hier das erste deutsche Opernhaus. 1767 stand dort das „Hamburger Nationaltheater“, an dem kein Geringerer als Gotthold Ephraim Lessing Dramaturg war. Das Grundstück Gänsemarkt 50 ist ein Ort mit Geschichte und an dem befindet sich aktuell: nichts! Nach Abriss der Gänsemarkt-Passage blickt man auf die Rückfront der Häuser der Colonnaden.
Bannig stolz waren die Hamburger, als das neue Opernhaus am Gänsemarkt mit 2000 Plätzen im Januar 1678 öffnete. Nach Venedig war Hamburg weltweit die erste Stadt mit einer öffentlichen Oper. Die meisten Stücke, die damals aufgeführt wurden, sind heute vergessen. Doch eines führte zu schweren Unruhen, es gab sogar Tote! Dabei handelte es sich um ein Stück der biblischen Geschichte, bei dem Gott auf der Bühne erschien. Das gefiel der Hamburger Geistlichkeit nun gar nicht und die Pastoren wetterten beim Gottesdienst dagegen. 1694 kam es deswegen zu Straßenschlachten am Rathaus mit vielen Verletzten und sogar Toten.
Hier duellierte sich Star-Komponist Georg-Friedrich Händel
Nur knapp dem Tode entronnen ist dann 1704 am Gänsemarkt Georg Friedrich Händel. Das Komponisten-Genie stritt sich im Opernhaus mit Konkurrent Johann Mattheson, der Händel eine Ohrfeige verpasste und ihn zum Duell herausforderte. Die berühmten Komponisten kreuzten die Klingen und Händel überlebte nur, weil Matthesons Degen an einem Metallknopf an Händels Rock abbrach.

Um 1764 wurde wiederum die Oper abgerissen und schon 1767 das „Hamburger Nationaltheater“ errichtet. Bis ins 19. Jahrhundert stand der Bau. Nachfolgende Gebäude wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört und 1949 öffnete hier die Geschäftsstelle des „Hamburger Abendblatts“. Eine verblichene Werbung der Zeitung an der benachbarten Hauswand, die nun sichtbar wurde, erinnert an diese Zeit. Und 1968 wird der Ort erneut geschichtsträchtig. Nach dem Attentat auf Rudi Dutschke demonstrieren hier Studenten gegen die „Springer-Presse“.
Nun rücken bald die Arbeiter auf der XXL-Baulücke an. Als Nachfolger der 1979 eröffneten Gänsemarkt-Passage will Bauherr Signa 2025 eine neue Einkaufspassage eröffnen.