Die wohl älteste Kassiererin Deutschlands arbeitet in Hamburg
Morgens um sechs Uhr klingelt der Wecker bei Hannelore Labitzke. Dann steht sie auf, trinkt einen frischen Ingwertee, zwei Tassen Kaffee, isst ein Ei und eine Scheibe Brot. Wichtig ist der Esslöffel Schwarzkümmelöl, das hält sie fit. Jeden Donnerstag steigt die 86-Jährige anschließend aufs Fahrrad und fährt zur Arbeit. Seit 41 Jahren sitzt sie an der Kasse in der Drogerie im Alstertal-Einkaufszentrum – als wahrscheinlich älteste Verkäuferin Deutschlands.
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Morgens um sechs Uhr klingelt der Wecker bei Hannelore Labitzke. Dann steht sie auf, trinkt einen frischen Ingwertee, zwei Tassen Kaffee, isst ein Ei und eine Scheibe Brot. Wichtig ist der Esslöffel Schwarzkümmelöl, das hält sie fit. Jeden Donnerstag steigt die 86-Jährige anschließend aufs Fahrrad und fährt zur Arbeit. Seit 41 Jahren sitzt sie an der Kasse in der Drogerie im Alstertal-Einkaufszentrum – als wahrscheinlich älteste Verkäuferin Deutschlands.
Jedem ihrer Kunden schenkt Hannelore Labitzke ein strahlendes Lächeln und wünscht ihm wahlweise einen „schönen guten Tag“ oder „alles Gute“. Trotz ihres Alters sitzt sie jeden Donnerstag von 9 bis 18 Uhr an der Budni-Kasse, manchmal zusätzlich noch einen halben Samstag.
86-Jährige liebt ihren großen Schrebergarten
Viele Stammkunden wissen das und kommen extra an diesen Tagen, um sie zu sehen – so wie Ralf Burmann (84), der Hannelore Labitzke seit mehr als 40 Jahren kennt. „Schön, dich wiederzutreffen“, sagt er, während er die abkassierte Küchenrolle zurück in seinen Wagen packt. „Sie ist immer freundlich und hat ein unglaubliches Feingefühl“, so Burmann über seine Lieblingskassiererin. „Sie begrüßt mich immer persönlich mit Namen und macht das hier aus Freude.“ Das bestätigt die zweifache Urgroßmutter: „Ich bin nur hier, weil es Spaß macht, andere Gründe gibt es nicht.“
Und dann berichtet sie von ihrem 500 Quadratmeter großen Schrebergarten, in dem sie von morgens bis abends gut beschäftigt sei. Gartenarbeit, das liebt sie seit ihrer Kindheit auf einem Bauernhof in Mecklenburg. „Ich bin jetzt fast Selbstversorgerin“, sagt sie. „Ich habe Kartoffeln, Bohnen, Tomaten… Es ist ein Tomatenjahr.“ Die Dahlien blühen gerade: „Eine Augenweide.“
Frisch sieht Hannelore Labitzke aus, die Augen wach, die Haut zart gebräunt. „Das kommt von der Gartenarbeit“, sagt sie lachend.
Labitzke ist immer mit dem Fahrrad unterwegs: Ob zur Arbeit, zum Garten oder zum Baumarkt. „Das habe ich schon immer so gemacht. So bleibe ich beweglich, während das Kassieren mich im Kopf fit hält“, erklärt sie. Ob sie schon Einschränkungen bemerke? „Nein, warum auch?“ Auf ihrem mit Sternchen verzierten Budni-Namensschild prangt eine 40. Da sei sie schon stolz drauf. In all der Zeit habe sie die Filiale nicht gewechselt.
Darum ist Hannelore Labitzke so eine tolle Kollegin
Kollege Thomas Schurich schätzt Hannelore Labitzke für ihr „tolles Wesen“, wie er sagt. „Man kann so viel von ihr lernen. Sie hat immer ein nettes Wort und ein offenes Ohr für Kunden und Mitarbeiter. Ein guter Kumpel.“ Man könne sie als „Mutter der Kompanie“ bezeichnen.
Gerade kommen zwei junge Mädchen mit langen Wimpern und noch längeren Fingernägeln an die Kasse. Hannelore Labitzke zieht einen Lippenstift über das Band und strahlt sie an. Sie lächeln zurück. „Das kennen die jungen Leute oft gar nicht mehr“, sagt Labitzke bedauernd. „Das Menschen einfach nett zu ihnen sind.“
Heute Abend geht es für die 86-jährige Kassiererin noch in den Garten, nach dem Rechten schauen. „Ich will das alles alleine machen, solange ich kann“, sagt sie. Hilfe von den Nachbarn und der Familie brauche sie nur selten. Morgen werden die Bohnen geerntet – dann gibt es am Wochenende ein Festmahl aus dem eigenen Beet, wenn Enkeltochter Alina (34) zu Besuch kommt.
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Wie lange Hannelore Labitzke noch an der Kasse sitzen möchte? „Solange das körperlich möglich ist und der Chef mich hier haben will! Im Schaukelstuhl kann ich später noch sitzen“, sagt sie. Kollege Schurich sagt: „Na, wenn es danach geht, ist ein Ende wohl noch lange nicht in Sicht.“