Flohmarkt-Fund mit Echthaar: Die wilde Frau in Blau
Gestatten, ich bin Thomas Hirschbiegel, der MOPO-Flohmarktfuchs. Seit mehr als 50 Jahren besuche ich jede Woche Märkte im Norden und kaufe historische Dokumente, alte Fotos und alles, was mit Hamburg zu tun hat. Aber auch bei Design der 70er Jahre oder einer schönen alten Armbanduhr kann ich zu oft nicht widerstehen. In unregelmäßigen Abständen präsentiere ich meine neuesten Schätze. Heute: die wilde Frau in Blau.
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Gestatten, ich bin Thomas Hirschbiegel, der MOPO-Flohmarktfuchs. Seit mehr als 50 Jahren besuche ich jede Woche Märkte im Norden und kaufe historische Dokumente, alte Fotos und alles, was mit Hamburg zu tun hat. Aber auch bei Design der 70er Jahre oder einer schönen alten Armbanduhr kann ich zu oft nicht widerstehen. In unregelmäßigen Abständen präsentiere ich meine neuesten Schätze. Heute: die wilde Frau in Blau.
Ich gehe seit annähernd 50 Jahren auf Flohmärkte. Und wissen Sie was? Es wird mir bis heute niemals langweilig. Fast auf jedem Markt gibt es etwas zu entdecken, was ich noch nie gesehen habe, was skurril, absonderlich, schräg ist. So wie dieses herrlich komische Kunstwerk, welches ich für 15 Euro auf der „Flohschanze” an der Feldstraße erstanden habe.
Das erste, was mir an dem Stand eines freundlichen Haushaltsauflösers ins Auge stach, war dieser eigenartige und irgendwie pockennarbige Rahmen aus einer undefinierbaren Kunststoffmasse. Dann schaute ich genauer hin und stellte fest, dass der Künstler bei der Gestaltung der nackten Dame sowohl beim blonden Haupthaar als auch beim dunklen Schamhaar echte Haare verwendet hatte. Echt mega-schräg, das Werk!
Auf der hölzernen Rückseite fand ich dann einen Namensstempel mit einer Adresse in Nordfriesland – mit einer alten sechsstelligen Telefonnummer. Da gab es natürlich keinen Anschluss mehr. Auch das Googeln des Namens führte mich nicht weiter.
Eigenwilliges Kunstwerk mit echten Haaren
Nun hängt das einmalige Bild im Wohnungsflur und wenn ich es ansehe, muss ich schmunzeln und oft an Jan Fedder denken. Der leider 2019 im Alter von 64 Jahren viel zu früh verstorbene Schauspieler („Großstadtrevier“) hatte nämlich einen ganz ähnlichen Sammeltrieb wie ich. Er stattete sein Anwesen in der Wilster Marsch auch mit allerlei absonderlichen Stücken aus.
Nie vergessen werde ich den Anruf eines Auktionators, der mir verriet, dass Jan Fedder gerade bei ihm die XXXL-Unterhose des ugandischen Diktators Idi Amin (1928-2003) für 300 Mark (150 Euro) gekauft hatte. Jahre später ersteigerte ich dann beim selben Auktionshaus in Oldesloe einen Stasi-Agentenkoffer. In dem unscheinbaren Aktenkoffer befand sich eine Geheimkamera, die unauffällig über den Koffergriff ausgelöst werden konnte. So ausgestattet beobachteten die Agenten Erich Mielkes noch 1989 in „Berlin Hauptstadt der DDR“ Demonstrationen gegen das SED-Regime Erich Honeckers. Als ich das Teil vom Auktionator übergeben bekam, raunte der mir zu: „Sie haben Jan Fedder überboten.” Der Schauspieler hatte damals ein schriftliches Gebot abgegeben.
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Aber zurück zu unser unbekannten gerahmten Schönen von der „Flohschanze“ im Karoviertel. Ich wüsste ja zu gern etwas über das Bild und den Erschaffer. Und natürlich würde ich vor allem so gern etwas darüber in Erfahrung bringen, ob es wohl ein lebendes Vorbild für die Blondine in den blauen Wellen gegeben hat.