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  • Ein Bild aus glücklichen Tagen: Catalina und Darren 2015 in Paris
  • Foto: privat/hfr

Die Verzweiflung ist groß: Wie Corona ein Paar aus Hamburg auf eine harte Probe stellt

Altona-Nord –

9189 Kilometer trennen Darren Crockett von seiner Frau Catalina. 9189 Kilometer, die sich für das junge Ehepaar seit neun Monaten anfühlen wie ein unüberwindbarer Graben. Wegen Corona können die beiden Liebenden nicht zueinander. Die Verzweiflung ist groß.

Darren Crockett sitzt auf dem Sofa seiner WG in Altona Nord und blickt auf ein Foto. Es zeigt ihn und Catalina vor fünf Jahren vor dem Eiffelturm in Paris. Sie strahlen, sie sind glücklich. Immer wieder muss Darren das Foto anschauen. Es hilft ihm, sich an die guten Zeiten zu erinnern. Es gibt ihm Hoffnung, dass alles wieder wird.

Paar hat sich seit neun Monaten nicht gesehen

Auch Catalina, die am anderen Ende der Welt in Bogotá, Kolumbien, sitzt, leidet. Sie vermisst ihren Mann, mit dem sie vor Ausbruch der Corona-Pandemie 24 Stunden täglich verbrachte, schrecklich. 

Darren Crockett vermisst seine Frau

Das Handy ist im Moment für Darren Crockett (32) die einzige Verbindung zu seiner Frau.

Foto:

/ Florian Quandt

Problem für Darren und Catalina: Das seit August zur Zusammenführung binationaler Paare eingeführte sogenannte „Sweetheart“-Visum gilt für die beiden nicht, weil keiner von ihnen die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt. Darren ist Australier und hat wegen seines Jobs als Zimmermann ein Arbeitsvisum. Zusammen waren sie Anfang des Jahres aus Kolumbien nach Deutschland gekommen, wo sie von 2012 (Darren) bzw. 2013 (Catalina) bis 2016 schon einmal gelebt haben und wo sie sich bei einem Sprachkurs in Hamburg kennen und lieben gelernt hatten.

Hamburg sollte für das Paar zur zweiten Heimat werden

Die Rückkehr nach Hamburg sollte eine Art Neuanfang werden. Darrens neuer Job brachte die Sicherheit, die die beiden sich für eine Familiengründung vorstellten. Doch dann kam Corona.

Als Catalinas Touristenvisum im März auszulaufen drohte, wandte sie sich mithilfe einer Juristin an die Visastelle in Hamburg. Sie hoffte, dass die diplomatischen Regeln, nach denen der Visumsantrag nur in einer Deutschen Botschaft im Ausland gestellt werden kann, angesichts der drohenden Reisebeschränkungen ausgesetzt werden könnten. Sie hoffte, dass sich die Familienzusammenführung in Hamburg vor Ort regeln ließe, zumal die Papiere ohnehin hier waren. Doch vergeblich. Im Antwortschreiben der Visastelle hieß es barsch: „Ein Visum kann nur durch eine Auslandsvertretung erteilt werden.“ Keine Ausnahme möglich.

Mit ungutem Gefühl flog Catalina nach Kolumbien

So flog Catalina am 18. März mit ungutem Gefühl im Bauch nach Kolumbien zurück. Sie und Darren ahnten nicht, dass es ein Abschied für lange Zeit werden würde. Kaum zurück in Bogotá ging alles Schlag auf Schlag: Die Airlines stellten alle Flüge ein, Kolumbien machte die Grenzen dicht, die Deutsche Botschaft schloss die Türen, Deutschland verkündete Einreiseverbote. 

„Das Schlimmste war diese Unsicherheit”, sagt Darren. „Wir wussten nicht, wann wir uns jemals wiedersehen würden.“ Corona stellte das Paar auf eine harte Probe.

Der Bildschirm konnte die Nähe nicht ersetzen

„Es war sehr schwer für uns, besonders während des Lockdowns in den ersten Monaten“, sagt Darren. Nur eins tröstete die beiden: „Wenigstens konnten wir jeden Tag per Whatsapp miteinander sprechen. Undenkbar, wenn man sich Briefe hätte schreiben müssen wie vor 30 Jahren.“ Doch auch ein Bildschirm kann die Nähe nicht ersetzen. Wenn Catalina weinte, konnte Darren sie nur mit Worten trösten. Was hätte er darum gegeben, sie zu umarmen!

Um sich abzulenken, stürzte Darren sich auf seine Arbeit. Das Geld schickte er nach Bogotà. „In Kolumbien gibt es keine Hilfen für die Menschen, die ihre Geschäfte wegen Corona schließen mussten.“ Dabei erlebten die Kolumbianer den längsten Lockdown weltweit! 

Kommt nun das Happy End zu Weihnachten?

Eins zumindest hat das Paar während der langen Trennungszeit gelernt: „Es hat uns immer wieder vor Augen geführt, wie wichtig Kommunikation und Engagement in einer Beziehung sind“, sagt Darren. 

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Nach Monaten des Wartens und Entbehrens gibt es nun einen Lichtblick: Wenn nichts dazwischen kommt, wird Darren Ende der Woche nach Bogotà fliegen. Dann ist das Paar pünktlich zu Weihnachten, zum Fest der Liebe, wieder vereint. „Ich habe eine Armbanduhr für sie gekauft. Und ganz viel deutsche Schokolade!“, verrät Darren. Im Januar, so hofft er, können sie dann zusammen nach Hamburg zurückkehren. 

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