Einmaliges Foto aus Hamburg: Das steckt hinter diesem uralten Wagen
Einer unserer treuesten Leser hatte das Foto beim Kunstantiquariat Lührs an der Michaelisbrücke (Neustadt) entdeckt und sofort die MOPO-„Kolbenfresser“ informiert: Im Schaufenster war ein Bild zu sehen von einem uralten Wagen. Lesen Sie hier, was es damit auf sich hat.
Einer unserer treuesten Leser hatte das Foto beim Kunstantiquariat Lührs an der Michaelisbrücke (Neustadt) entdeckt und sofort die MOPO-„Kolbenfresser“ informiert: Im Schaufenster war ein Bild zu sehen von einem uralten Wagen und darunter der Text: „Das erste Auto in Ottensen“. Lesen Sie hier, was es damit auf sich hat.
Das Foto war fein säuberlich mit Füller und Tinte beschriftet, daneben stand die Negativnummer 3780. Offenbar hatte der Fotograf Sinn für Ordnung. Bei ihm handelt es sich um Emil Puls, der damals in Altona ein bekannter „Photograph“ war – und auf diesem Bild aus dem Jahr 1901 saß er auch ziemlich schick mit einem „Bowler“ (Melone) auf dem Kopf auf dem Beifahrersitz des abgebildeten Wägelchens.
Der „Benz Motorwagen“ wurde mit einer Stange gelenkt
Das Foto vor dem Lokal „Brauerei Bahrenfeld“ hat offenbar einer seiner Assistenten aufgenommen. Der Fahrer und Besitzer von Ottensens erstem Automobil soll wiederum ein gewisser Hermann van Dieck gewesen sein. Mit flotter Mütze auf dem Kopf und ebenso flottem buschigem Schnauzbart hält er die Hand an der Lenkstange. Mit so einer Stange wurde der gezeigte dreisitzige „Benz Motorwagen“ nämlich gelenkt.
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Laut der Beschriftung des Fotos befand sich eine Batterie mit „nassen Salmiak-Elementen“ unter den Vordersitzen. Maschine und Benzinbehälter waren unter dem Hintersitz. Die Höchstgeschwindigkeit des um 1888 erstmals öffentlich vorgestellten „Benz Patent Motorwagens“ betrug für damalige Verhältnisse sensationelle 25 bis 30 Kilometer pro Stunde. Scheinwerfer hatte das Auto übrigens auch, diese waren mit Stearinkerzen versehen.

200 Euro möchte Antiquar Lührs für das Bild, das sicherlich eines der ersten Fotos der beginnenden Motorisierung der Hansestadt ist. Das allererste Auto Hamburgs fuhr 1894 übrigens die Familie Faerber, die mit dem 1879 am Spielbudenplatz eröffneten Panoptikum zu Geld gekommen war. Ab da wuchs die Zahl der Autos kontinuierlich.
Viele Hamburger standen dem Automobil damals aber kritisch gegenüber, sie fürchteten die Folgen des „lebensgefährlichen“ Tempos und die Geräuschentwicklung. Um 1907 wurden aber dann in der Hansestadt schon fast 500 Kraftfahrzeuge gezählt. Aktuell sind es in Hamburg rund 800.000.