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Der „Wiener Peter“ im beigen Kaschmirmantel 1982 bei der Beerdigung seines Kollegen „Schöner Mischa“ auf dem Ohlsdorfer Friedhof
  • Der „Wiener Peter“ im beigen Kaschmirmantel 1982 bei der Beerdigung seines Kollegen „Schöner Mischa“ auf dem Ohlsdorfer Friedhof
  • Foto: Thomas Hirschbiegel

Die„Paten von St. Pauli“: Kiezgröße „Wiener-Peter“: Gierig nach Macht und Geld

Die MOPO lässt in der Serie „Paten von St. Pauli“ zwielichtige Kiez-Größen aufleben, legendäre Fehden Revue passieren und zeigt seltene Fotos. Heute: Der legendäre „Wiener-Peter“, der gierig nach Macht, Ansehen, Einfluss und natürlich Geld war.

Wer sich mit ihm anlegte, der war so gut wie tot: Mitte der 80er Jahre hatte Kiezgröße Peter N., (Spitzname: „Wiener-Peter“), auf St. Pauli einen Ruf wie Donnerhall. Mindestens vier Rotlicht-Rivalen ließ er durch „St. Pauli-Killer“ Werner Pinzner liquidieren. Das Urteil für den Österreicher: Lebenslänglich.

Exklusive Bilder aus dem NDR-Archiv: Der „Wiener Peter“ in den 70er Jahren in der legendären Box-Kneipe „Die Ritze“ beim Rolex-Kauf.

Exklusive Bilder aus dem NDR-Archiv: Der „Wiener Peter“ in den 70er Jahren in der legendären Box-Kneipe „Die Ritze“ beim Rolex-Kauf.

Foto:

Screenshot NDR-Doku

Zuhälter „Wiener Peter“: Gierig nach Macht und Geld 

Doch nach 15 Jahren kam „Der Wiener“ 2001 frei, lebt heute angeblich als Rentner auf Ibiza. Blonde, knapp bekleidete Mädels, Sportwagen, Rennboote, Hummer, Champagner. Wer den Ex-Knacki auf seiner Website besucht, bekommt einen Eindruck vom (angeblichen) Lebensstil Peter N.s. Dass er es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt, zeigt er bei seiner Altersangabe. Statt 61 gibt er sein Alter mit 51 an.

„Paten von St. Pauli“, Teil 1: Über die Anfänge der „Hells Angels“ in Hamburg

Unter Beziehungsstatus steht: „Es ist kompliziert“ und er teilt mit, woran er hauptsächlich interessiert ist: An Frauen. Wovon er lebt, erzählte der „Wiener-Peter“ Björn Platz, dem Autor der NDR-Doku „Als die Killer auf den Kiez kamen“: „Ich entwickle Apps.“ Ansonsten ist Peter N. schweigsam, über die „alten Zeiten“ reden, das will er nicht mehr.

1972 kam Peter N. als Nobody ins Hamburger Rotlicht

Als der Ex-Kellner und gebürtige Österreicher Peter N. 1972 aus Berlin ins Hamburger Rotlicht wechselte, war er ein Nobody und auch nicht der Typ, der Eindruck machte. Ein vom NDR im Archiv entdeckter Film zeigt einen zurückhaltenden Mann, der sich in der Box-Kneipe „Ritze“ für 8000 Mark eine goldene Rolex kauft.

Teil 2 von „Paten von St. Pauli“: Wie das Imperium der „Hells Angels“ zusammenbrach

Doch während seine Konkurrenten ihre Muskelberge unter den „Versace“-Hemden anspannten, konnte „Der Wiener“ mit etwas aufwarten, das auf St. Pauli selten war: Er hatte was in der Birne. Und er war gierig. Gierig nach Macht, Ansehen, Einfluss und natürlich Geld. Und „Wiener-Peter“ war bereit, dafür über Leichen zu gehen.

„Wiener Peter“ war Chef einer Bordell-Etage auf St. Pauli

Tod in der „Ritze“: Wegen seiner Augenform hieß der 1981 vom Barhocker geschossene Fritz Schroer nur „Chinesen-Fritz“.

Tod in der „Ritze“: Wegen seiner Augenform hieß der 1981 vom Barhocker geschossene Fritz Schroer nur „Chinesen-Fritz“.

Foto:

Thomas Hirschbiegel

Schon bald war er Herr über eine Bordell-Etage im Mega-Puff „Palais d’ Amour“ an der Reeperbahn. Doch die Macht musste er teilen. Sein Partner war „Chinesen-Fritz“ Schroer. 1981 wurde der Schnauzbart-Träger in der „Ritze“ von einem Killer aus Sizilien vom Barhocker geschossen. Wie praktisch für „Wiener-Peter“, nun musste er die Puff-Einnahmen nicht mehr teilen. Doch dem „Wiener“ konnte nie etwas nachgewiesen werden.

Fritz Schroer

In der „Ritze“ wurde Fritz Schroer auf einem Barhocker erschossen.

Foto:

Polizei Hamburg

Teil 3 von „Paten von St. Pauli“: Als der „Schöne Mischa“ zu Grabe getragen wurde

„Wiener Peter“ lernte 1984 den Killer Werner Pinzner kennen

1984 lernte er Werner Pinzner kennen – Beginn einer tödlichen Partnerschaft. N. gab Pinzner den Tipp zu einem Überfall. Pinzner zog den Coup professionell durch, überfiel zwei Geldboten des ADAC an der Amsinckstraße (Hammerbrook) und erbeutete 100.000 Mark.

Der „Wiener-Peter“ war beeindruckt von der Kaltschnäuzigkeit Pinzners. Die beiden Männer wurden sich schnell einig. 20.000 Mark sollte Pinzner für jeden Gegner von „Wiener-Peter“ bekommen, den er „wegmachte“, wie der St. Pauli-Killer sein blutiges Handwerk zynisch nannte.

Teil 4 von „Paten von St. Pauli“: Wie der letzte deutsche Kiez-Pate der Polizei entkam

1984 starben drei Hamburger Zuhälter

Allein 1984 kostete diese Partnerschaft drei Hamburger Zuhältern das Leben. Anfang 1985 machte ein damals  auf dem Kiez „Neger-Waldi“ genannter Zuhälter den Fehler „Wiener-Peter“ in der Disco „Top Ten“ am Revers zu packen und zu bedrohen. Zwei Monate später war der Muskelberg tot.

„Wiener-Peter" heute: Der einstige Zuhälter genießt seinen Ruhestand.

„Wiener-Peter“ heute: Der einstige Zuhälter genießt seinen Ruhestand.

Foto:

MOPO-Archiv

Ein zweiter Zuhälter („Corvetten-Ralf“) , der sich zufällig im Haus aufhielt, starb ebenfalls durch Kopfschüsse. 1986 wurde der Killer verhaftet und sein Auftraggeber gleich mit. Das Urteil für „Wiener-Peter“: lebenslänglich. 2001 kam er frei, zog erst nach Österreich, dann nach Ibiza.

Lesen Sie im nächsten Teil: Kiez-Legende Thomas Born: „Ich war zuständig für Stress“

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