Die nächste Hamburger S-Bahn wird „autonom“ – so profitieren Pendler
An den Bahnhöfen abbremsen, die Türen öffnen, schließen und wieder Fahrt aufnehmen – für all das braucht die S-Bahn auf der Linie S2 zwischen Altona und Bergedorf keinen menschlichen Fahrer mehr, das läuft seit Mitte September automatisch. Dadurch soll vor allem die Pünktlichkeit verbessert werden. Und auch in anderen Verkehrsmitteln soll bald ein Computer die Fahrgäste ans Ziel bringen.
- Deutsch (Deutschland)
MOPO+ Abo
für 1,00 €Jetzt sichern!Die ersten 4 Wochen für nur 1 € testen!Unbeschränkter ZugangWeniger Werbung
Danach nur 7,90 € alle 4 Wochen
Wenn Sie E-Paper Kunde sind, betrifft diese Änderung Sie nicht.
An den Bahnhöfen abbremsen, die Türen öffnen, schließen und wieder Fahrt aufnehmen – für all das braucht die S-Bahn auf der Linie S2 zwischen Berliner Tor und Altona keinen menschlichen Fahrer mehr, das läuft seit Mitte September automatisch. Dadurch soll vor allem die Pünktlichkeit verbessert werden. Und auch in anderen Hamburger Verkehrsmitteln soll bald ein Computer die Fahrgäste ans Ziel bringen.
„Als erstes Bundesland setzt Hamburg die neue Technik im Regelbetrieb ein und ist damit Vorreiter bei der Digitalisierung des Verkehrs in Deutschland“, verkündete Mobilitätssenator Anjes Tjarks bei der Eröffnung. Mithilfe einer speziellen Signaltechnik kommuniziert der Zug mit zahlreichen kleinen Sendemasten, die das Fahrzeug durch die Strecke lotsen. Auch untereinander können die Züge ihre Position mitteilen. Ganz führerlos sind die Waggons aber nicht: Ein Zugführer bleibt auch in Zukunft an Bord, denn dieser soll weiterhin als erster Ansprechpartner für Fahrgäste da sein, bei Störungen handeln und mobilitätseingeschränkten Fahrgästen helfen.
Digitale S-Bahn Hamburg: So funktioniert die neue Technik
Dahinter steckt der Gedanke, dass – wenn alles nach Plan läuft – in Zukunft deutlich mehr Fahrgäste in Hamburgs Bussen und Bahnen unterwegs sein werden. Bis 2030 soll zudem jedem Hamburger an jedem Ort in der Stadt innerhalb von fünf Minuten ein Verkehrsmittel zur Verfügung stehen. Dafür reichen die aktuellen Kapazitäten aber angesichts der teilweise überfüllten Waggons im Feierabendverkehr auf keinen Fall aus.
Mit der neuen Technik könnte – theoretisch – alle 60 Sekunden eine automatische Bahn in den Bahnhof fahren. Bedeutet 30 Prozent mehr Züge bei gleichzeitig 30 Prozent weniger Energieverbrauch. Verspätungen sollen seltener werden. Im Jahr 2021 waren 94,6 Prozent aller S-Bahnen in Hamburg pünktlich – das bedeutet bis maximal drei Minuten zu spät – und erreichten damit gerade so das vorgeschriebene 94-Prozent-Ziel des HVV.
Digitale S-Bahn Hamburg: Alle 60 Sekunden ein Zug
Besonders oft von Verspätungen und Ausfällen geplagt ist die S3 in den Hamburger Süden bis nach Neugraben. Die gute Nachricht: Die häufigen Weichen- und Stellwerksstörungen könnten bald der Vergangenheit angehören. „Als nächstes sind der City-Bereich und der Ast nach Neugraben im Fokus“, sagt ein Bahnsprecher der MOPO. Bis Ende des Jahrzehnts sollen hier nur noch digitale S-Bahnen unterwegs sein.
Auch die neue U5-Linie, die von Bramfeld über die City bis nach Stellingen verlaufen wird, ist komplett fahrerlos. Der Vorteil ist laut Hochbahn-Sprecher Christoph Kreienbaum unter anderem ein 90–Sekunden-Takt. Außerdem könnten so die U-Bahnen Tag und Nacht ohne Pause fahren. Auf den anderen Linien plant die Hochbahn einen „teilautomatisierten Betrieb“, hier werden die Fahrer weiterhin den Fahrgastwechsel verantworten, die Fahrt ist aber digitalisiert.
U5 in Hamburg wird automatisch unterwegs sein
Ebenfalls alleine unterwegs waren die „emoin“-Shuttle der VHH, die im Herbst 2021 für sechs Wochen durch das Bergedorfer Villenviertel tuckerten. Mehr als 1000 Fahrgäste nutzten den per App buchbaren Service, der „die letzte Meile“ schließen sollte – also den Weg von Zuhause bis zur nächsten Haltestelle.
Dieses Ziel hat sich auch „Moia“ vorgenommen, das derzeit eine 50 Kilometer lange Teststrecke für seine autonomen Ride-Sharing-Autos nutzt. Diese liegt östlich der Alster und umfasst Teile von Winterhude, Uhlenhorst und Hohenfelde. Laut Geschäftsführer Sascha Meyer sollen dort ab 2023 die ersten Roboter-Taxis unterwegs sein, ab 2025 dann mit Fahrgästen.
Ob auf der Straße oder der Schiene – der Verkehr in der Hansestadt wird sich hin zu mehr autonomem und automatisiertem Fahren verändern. Was noch sehr nach Science-Fiction klingt, könnte schon bald Realität werden – oder ist es im Falle der S-Bahn sogar schon.