• Die Hamburger Kinderbuchautorin Kirsten Boie macht sich Sorgen um die Kinder und Jugendlichen während Corona.
  • Foto: Patrick Sun

„Die Kinder leiden am meisten“: Hamburger Kinderbuchautorin kritisiert Corona-Politik

Die Schulen sind auf, die Schulen sind zu, hier gibt es Wechselunterricht, dort Lernen in der Distanz: Viele Schülerinnen und Schüler haben das Klassenzimmer schon seit den Weihnachtsferien nicht mehr gesehen. Die Hamburger Ehrenbürgerin sowie Kinder- und Jugendbuchautorin Kirsten Boie beobachtet diese Entwicklung mit Sorge — und findet deutliche Worte.

„Die Kinder kommen in der Corona-Politik eindeutig zu kurz“, sagt die 71-Jährige der MOPO. „Und gleichzeitig sind Kinder diejenigen, die am längsten Leid von dieser Situation tragen werden.“ Damit meint sie nicht nur mögliche Defizite im Bereich der Bildung.

Corona in Hamburg: „Kinder leiden am meisten“

„Erst wenn bezüglich Corona einmal alles durchgestanden sein wird, werden wir sehen, wie viel Schaden die Kinder auch in der psychosozialen Entwicklung genommen haben“, so die Hamburger Autorin. „Für uns alle ist die Situation nicht schön und für viele Menschen sogar existenzbedrohend“, betont sie. Allerdings müssten Kinder noch einmal getrennt davon betrachtet werden.

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„Kinder haben noch eine so lange Zukunft vor sich und für einige werden die Weichen zum Beispiel im Bereich der Bildung zurzeit problematisch gestellt“, ist sich die Hamburgerin sicher. Sie plädiert dafür, den Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit zur Kita oder für den Präsenzunterricht zu geben. „Allerdings auf eine Weise, die nicht bedrohlich für die Beteiligten ist“, sagt sie.

Hamburgerin Kirsten Boie: „Regelmäßige Testungen an Schulen“

Deshalb spricht sich Boie deutlich für sehr regelmäßige Testungen aus, damit Infektionen nicht aus den Schulen mit nach Hause in die Familien getragen werden. „Kinder sind großartig, sie gewöhnen sich sowohl an die Masken als auch an die Tests“, so die Hamburgerin.

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Derzeit gibt es in Hamburg eine Testpflicht für Schülerinnen und Schüler an allgemeinbildenden und weiterführenden Schulen, die am Wechselunterricht teilnehmen. Sofern die Inzidenz den Wert von 165 an drei aufeinander folgenden Tagen überschreitet, soll der Präsenzunterricht ausgesetzt werden.

Corona in Hamburg: Wechselunterricht und Testpflicht an Schulen

Der Wechselunterricht, der seit Ende der Märzferien stattfindet, gilt aber nur für einen Teil der Kinder und Jugendlichen. An den Grundschulen findet dieser an einigen Tagen pro Woche in halber Klassengröße statt, genauso wie in den Abschlussjahrgängen der weiterführenden Schulen. Alle anderen Schülerinnen und Schüler lernen durchgehend von zu Hause aus.

Derzeit unterstützt Kirsten Boie zusätzlich das Projekt des Hamburger Vereins „Europäische Kinderhauptstadt“, das während der Europawoche vom 1. bis 9. Mai in der Hansestadt vorgestellt wird. Ähnlich wie bei der Kulturhauptstadt soll jedes Jahr eine europäische Stadt oder Region aus den Bewerbern ausgewählt und dann zum Gastgeber für die Jugend werden.

Europäische Kinderhauptstadt: Neues Projekt aus Hamburg

„Dieses Projekt mit einer Fülle an möglichen Aktionen könnte dafür sorgen, dass schon Kinder sich als Europäerinnen und Europäer empfinden“, sagt Boie. Sie wünscht sich, dass in Zukunft europäische Prozesse solidarischer ablaufen. „Eine solche Kinderhauptstadt könnte dazu beitragen, Europa wieder ein menschlicheres Gesicht zu geben.“

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