Leben in Hamburg bald unbezahlbar: Die große Wohn-Angst
Enger Wohnungsmarkt, steigende Mieten und Nebenkosten – immer mehr Menschen in Hamburg haben Angst, dass sie sich ihre Wohnung bald nicht mehr leisten können. Das ergibt eine repräsentative Umfrage im Auftrag der Hamburger Sparkasse (Haspa). Die Sorge ist begründet, das zeigen auch die neuen Zahlen zu fertiggestellten Wohnungen in der Stadt und die Warnung vieler Initiativen vor einer drohenden gewaltigen „Baulücke“. Es gibt aber auch Vorschläge, was jetzt zu tun ist.
Bei der Befragung im Auftrag der Haspa gaben 52 Prozent der Interviewten an, dass der Wohnungsbau das mit Abstand wichtigste Zukunftsthema der Stadt sei, noch vor Verkehr, Klimaschutz und Bildung. Befragt wurden dabei 500 Personen online durch das Meinungsforschungsunternehmen YouGov. Besonders wichtig ist das Thema Wohnungsbau für Personen mit einem geringeren Nettoeinkommen bis 1500 Euro (63 Prozent), ebenso sieht es die Gruppe der 25- bis 34-Jährigen (57 Prozent) und Haushalte mit mehreren Kindern (68 Prozent).
Wohnungsnot in Hamburg: Zu wenige Wohnungen gebaut
Enger Wohnungsmarkt, steigende Mieten und Nebenkosten – immer mehr Menschen in Hamburg haben Angst, dass sie sich ihre Wohnung bald nicht mehr leisten können. Das ergibt eine repräsentative Umfrage im Auftrag der Hamburger Sparkasse (Haspa). Die Sorge ist begründet, das zeigen auch die neuen Zahlen zu fertiggestellten Wohnungen in der Stadt und die Warnung vieler Initiativen vor einer drohenden gewaltigen „Baulücke“. Es gibt aber auch Vorschläge, was jetzt zu tun ist.
Bei der Befragung im Auftrag der Haspa gaben 52 Prozent der Interviewten an, dass der Wohnungsbau das mit Abstand wichtigste Zukunftsthema der Stadt sei, noch vor Verkehr, Klimaschutz und Bildung. Befragt wurden dabei 500 Personen online durch das Meinungsforschungsunternehmen YouGov. Besonders wichtig ist das Thema Wohnungsbau für Personen mit einem geringeren Nettoeinkommen bis 1500 Euro (63 Prozent), ebenso sieht es die Gruppe der 25- bis 34-Jährigen (57 Prozent) und Haushalte mit mehreren Kindern (68 Prozent).
Wohnungsnot in Hamburg: Zu wenige Wohnungen gebaut
Doch die Wohnungsnot in der Stadt wird sich auf absehbare Zeit kaum mindern, im Gegenteil. Die Baubranche warnt seit Monaten vor rückläufigen Bauanträgen und auf Eis gelegten Projekten. Der Chef der Industriegewerkschaft (IG) Bau spricht von einem nötigen „Weckschrei“ an die Politik, denn es werde bundesweit für dieses Jahr ein regelrechtes Abrutschen der Neubauzahlen erwartet.
Der Hamburger Senat kann aktuell noch gute Zahlen vorlegen – die beziehen sich allerdings auf das vergangene Jahr, als trotz schwieriger Rahmenbedingungen in Hamburg 9234 Wohnungen fertiggestellt wurden. Das Ziel von 10.000 neuen Buden jährlich wurde also fast erreicht.
Neubau: 9234 Wohnungen in Hamburg 2022
Laut Senat hat die Stadt 2022 fast 1400 Wohnungen mehr fertiggestellt als 2021. Dabei entstanden 8672 der Wohnungen in neu gebauten Gebäuden, weitere 562 wurden an bestehende Gebäude angebaut.
Doch Bausenatorin Karen Pein (SPD) gießt bereits Wasser in den Wein: „Das ist ein sehr erfreuliches Ergebnis für alle, die in unserer Stadt eine Wohnung suchen. Wir müssen aber davon ausgehen, dass der Bau neuer Wohnungen in diesem und in den kommenden Jahren deutlich schwerer wird.“
Wohnungsbau Hamburg: Senatorin Pein warnt
Pein weiter: „Umso mehr wird sich der Senat mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln auch weiterhin dafür einsetzen, attraktive Bedingungen für den Wohnungsbau zu erhalten. Es bleibt unser Ziel, den angespannten Wohnungsmarkt zu entlasten und weiterhin viele attraktive und bezahlbare Wohnungen bereitzustellen.“
Das von der SPD postulierte Ziel von jährlich 10.000 Wohnungen erwähnt Pein anlässlich der Lage wohl bewusst nicht mehr. SPD-Chef Dirk Kienscherf hatte vor einigen Wochen gegenüber der MOPO aber beteuert, man werde an diesem Ziel festhalten, auch wenn es sehr ambitioniert sei.
Von den 2022 fertiggestellten Wohnungen sind laut Senat 2430 als sozialer Wohnungsbau entstanden. Das entspricht einem Anteil von 26,3 Prozent. Die Linke moniert, dass nur 1986 dieser Wohnungen tatsächlich im ersten Förderweg – also mit einer Anfangsmiete von 6,90 Euro errichtet wurden. Die weiteren gibt es für neun Euro im zweiten Förderweg.
Mieterverein: Tropfen auf den heißen Stein
Am Ende bleibt es dabei, dass es zu wenig Wohnungen in der Stadt gibt und tatsächlich die Zahl der Bauanträge bereits sinkt. Genehmigt wurde 2022 bereits sechs Prozent weniger als davor. „Leider bleiben die fertigen Wohnungen ein Tropfen auf den heißen Stein, denn wir brauchen deutlich mehr bezahlbare Wohnungen“, sagt Rolf Bosse, Vorsitzender des Mietervereins zu Hamburg. „Außerdem müssen die Klimaschutzziele im Gebäudesektor erreicht und die Folgen des Angriffskrieges bewältigt werden. Es ist eine Mammutaufgabe, die uns alle betrifft.“ Gelinge das nicht, sei der soziale Friede in der Stadt gefährdet.
In diese Kerbe schlägt auch der Sozialverband Deutschland. Hamburg-Vorsitzender Klaus Wiecher: „Hamburg braucht einen Notfallplan für den Bau von Sozialwohnungen.“ Die Hamburger würden immer älter und viele hätten nur eine geringe Rente und könnten sich teure Wohnungen nicht leisten.
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Wenn die Zahl der Wohnungen aber nicht deutlich steigt, so werden auch die Mieten absehbar nicht sinken. Zwar haben sie zuletzt nicht weiter angezogen, aber eine Erhebung des Gymnasiums Ohmoor aus den ersten beiden Monaten des Jahres 2023 zeigt bereits, dass bei Neuvermietungen in Hamburg derzeit im Schnitt 14,75 Euro gezahlt werden müssen. Handelt es sich um neu gebaute Wohnungen, so sind auch 20 Euro nicht mehr selten. In diesen Zahlen sind allerdings kaum Wohnungen von Genossenschaften und der städtischen Saga enthalten, da sie so gut wie keine Inserate auf Immobilienportalen schalten. Ihre Wohnungen sind deutlich günstiger, allerdings auch schwer zu ergattern.
Die Haspa-Umfrage ergibt außerdem, dass 61 Prozent der befragten Hamburger und Hamburgerinnen davon träumen, sich eine Wohnung oder am liebsten sogar ein Haus zu kaufen. Dieses Ziel ist für viele in weite Ferne gerückt, seit die Immobilienpreise so explodiert sind und nun auch die Bauzinsen kontinuierlich steigen. Laut offiziellem Immobilienmarktbericht der Stadt Hamburg kostete 2022 eine Neubauwohnung in mittlerer Lage mit Fahrstuhl und Einbauküche 7400 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche, eine gebrauchte Eigentumswohnung kostete durchschnittlich 6200 Euro pro Quadratmeter.