Die geheime Botschaft hinter diesem Tattoo
Für viele ist ein Tattoo eine Entscheidung fürs Leben. Ist die Tinte erstmal unter der Haut, führt kein Weg mehr zurück. Mehr als ein Drittel der Deutschen ist tätowiert. Die bunten Motive auf den Körpern sind längst eine massenhafte Modeerscheinung. Doch ein spezielles Motiv hat einen ernsten Hintergrund.
Für viele ist ein Tattoo eine Entscheidung fürs Leben. Ist die Tinte erstmal unter der Haut, führt kein Weg mehr zurück. Mehr als ein Drittel der Deutschen ist tätowiert. Die bunten Motive auf den Körpern sind längst eine massenhafte Modeerscheinung. Doch ein spezielles Motiv hat einen ernsten Hintergrund.
Bei dem Tattoo geht es nicht in erster Linie um die Optik, sondern um Aufmerksamkeit für ein wichtiges Thema: Rund 8500 Menschen stehen in Deutschland aktuell auf der Warteliste für eine Organspende. Gleichzeitig ist die Zahl der bundesweiten Spender:innen rückläufig. Aus dem Jahresbericht der Deutschen Stiftung Organtransplantation geht hervor: 869 Menschen haben im vergangenen Jahr bundesweit 2662 Organe gespendet (Vorjahreszeitraum: 2905). Das sind 64 Spender weniger als 2021. Auch in Hamburg haben 2022 nur noch 28 Menschen Organe gespendet. Im Vorjahr waren es 37.
Wie ein Tattoo auf das Thema Organspende aufmerksam machen soll
Um dem Trend entgegenzuwirken, hat der gemeinnützige Verein „Junge Helden“ die Kampagne „OPT.INK“ gestartet. Die Idee: ein kostenloses Tattoo, das Aufmerksamkeit auf das Thema Organspende lenken soll. „Als vor drei Jahren die Widerspruchsregelung im Deutschen Bundestag abgelehnt wurde, war uns klar, dass wir einen Weg finden müssen, die Organspende auf unkonventionelle Weise mehr ins Gespräch zu bringen“, sagt Anna Barbara Sum, Geschäftsführerin von Junge Helden e.V.

Kim Petersen ist einer von rund 3000 Menschen, die sich das Organspende-Tattoo bereits haben stechen lassen: „Ich habe einen Organspendeausweis, seit ich 19 war. Als ich mitbekommen habe, dass es jetzt das Tattoo dazu gibt, war der Entschluss für mich gefasst“. Die 25-jährige Rettungskraft ist von der Kampagne überzeugt: „Ich glaube, es braucht viel mehr Gespräche über die Themen Organspende, Patientenverfügung und Vollmacht, die häufig in Familien erst dann besprochen werden, wenn ein Trauerfall vorliegt. Das alles sind elementare Entscheidungen, die man irgendwann vielleicht mal für einen anderen Menschen treffen muss“.
Organspende: Warum die Gesellschaft mehr über das Thema sprechen muss
Doch warum ausgerechnet ein Tattoo? „Ein Tattoo regt zum Gespräch an, weil man oft nach der Bedeutung dahinter gefragt wird. So spricht man über seine Entscheidung für die Organspende, und genau das wollen wir“, sagt Anna Barbara Sum. Das Motiv: Ein Halbkreis wird mit einem weiteren Halbkreis zum Ganzen – ein Symbol für das Geschenk des Lebens, die Organspende.
Die Tätowierung ist allerdings kein offizielles Dokument. In Deutschland gilt bei der Organspende die Entscheidungslösung. Organe dürfen nur dann entnommen werden, wenn eine ausdrückliche Einwilligung der Spender:in vorliegt. Die Einwilligung kann durch einen Eintrag in die Patientenverfügung oder einen Organspendeausweis erfolgen. Doch häufig fehlt diese Einwilligung. Aus einer repräsentativen Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZGA) im März 2023 geht hervor: 84 Prozent der Befragten stehen einer Organspende positiv gegenüber. Ihre Entscheidung schriftlich festgehalten haben allerdings nur 44 Prozent der Deutschen. Fehlt die Einwilligung, müssen Angehörige stellvertretend entscheiden.
Organspende-Tattoo: Eine Willensbekundung, die unter die Haut geht
„Ich glaube, dass das Tattoo eine eindeutige Willensbekundung ist. Durch das Tattoo wird es Familienangehörigen leichter gemacht, im Sinne des Patienten oder der Patientin zu entscheiden. Vor allem dann, wenn man vorher keinen engen Kontakt zueinander hatte “, so Kim Petersen.
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Über 250 Tattoo Studios nehmen aktuell an der Kampagne teil. Allein in Hamburg bieten elf Studios das Organspende-Tattoo an. „Die Resonanz ist überwältigend“, sagt Anna Barbara Sum. Auch im Hamburger Tattoo-Studio „Sweet Baby Sunshine“ steigt die Nachfrage. Zehn Mal wurde das Motiv hier bereits gestochen. „Viele der Termine sind aber noch in Planung oder stehen in den nächsten Wochen an“, sagt Antonia, Shop Managerin des Tattoo-Studios. Viele Tätowierer:innen bieten das Tattoo kostenlos an – einzeln, in Verbindung mit einem bezahlten Tattoo oder an bestimmten Tagen. Bei „Sweet Baby Sunshine“ wird das Motiv ab einem (weiteren) Motivwert von 250 Euro kostenfrei gestochen.