Die Gastro-Rockstars: Wie zwei Abenteurer zu Hamburgs coolsten Chefs wurden
St. Pauli –
Dschungelübernachtungen, eine Festnahme durch die südamerikanische Polizei, zwei eigene Kochbücher und die Gründung der „Salt&Silver-Zentrale“ – all das erlebten Johannes Riffelmacher (Jo, 34) und Thomas Kosikowski (Cozy, 32) zwischen 2014 und 2017. Sie wollten weg aus Deutschland. In die Sonne, dorthin, wo sie surfen, lecker essen und nur noch den Dingen nachgehen konnten, die sie lieben. Dabei erlebten sie die Abenteuer ihres Lebens und wurden letztendlich zu den wahrscheinlich coolsten Chefs Hamburgs.
2014 verschlug es die zwei nach Kuba, Mexiko, Nicaragua, Costa Rica, Panama, Ecuador, Peru und Chile – die zwei Sunny Boys aus Hamburg sind 2014 gut in Südamerika rumgekommen.
Die MOPO hat die Kochbuchrockstars in ihrem Restaurant, der „Salt&Silver-Zentrale“, besucht. Locker sitzt Cozy da, seinen Körper zieren diverse Tattoos, unter anderem Kochutensilien, viele davon entstanden auf den Reisen. Jo kommt in Flip Flops, Shorts und Shirt um die Ecke, auf seinen Körper sind die passenden Zutaten tätowiert, etwa eine Zitrone zu Cozys tätowierter Zitronenpresse. Die zwei Gründer strahlen eine für Deutschland eher untypische Gelassenheit aus.
Alles auf Null: Die zwei Hamburger ließen alles zurück
Die Entscheidung, alles zurückzulassen, fiel den beiden nicht schwer.
Jo war Senior Art Director bei einer renommierten Werbeagentur, auf der Karriereleiter auf dem Weg nach ganz oben. „Mir war das nicht nachhaltig genug, zu oberflächlich. Im nächsten Moment ist der Spot sowieso bereits vergessen.“ Cozy studierte damals noch Kinematografie und hatte gerade ein Praktikum in Barcelona begonnen. Er war noch nie der gradlinige Typ, besonders dann nicht, wenn es darum ging, die Schulbank zu drücken. „Ich bin eher ein Macher, ich will mich durch die Foto- und Videografie kreativ ausleben!“
Sie lebten sehr sparsam. „Das meiste Geld ging für eine Drohne und Reisetickets drauf!“, so Cozy. „Am Anfang haben wir in mit Wanzen verseuchten Betten geschlafen, später für fünf Dollar auf dem Sofa der Oma eines Freundes – eigentlich fast jede Woche woanders!“, erzählt Jo und muss bei der Erinnerung grinsen.
Die zwei finden selbst an einer Festnahme etwas Positives
Schnell schlossen sie enge Freundschaften mit Einheimischen, die bis heute andauern und tauchten tief in die Subkulturen und kulinarische Szene Südamerikas ein – was nicht immer ganz ungefährlich war. Zu der wohl brenzligsten Situation kam es in Mexiko.
„Wir wurden mal beim Graffiti-Malen verhaftet, das volle Programm – mit Shotgun am Kopf und dann zack, hinten auf den Kastenwagen drauf und in die Favelas verfrachtet!“, erzählt Cozy. „Da hatten wir das erste Mal richtig Schiss!“, so Jo. Ein Glück, dass ihr polizeibekannter Freund dabei war und den Durchblick hatte. Cozy fährt fort: „Er erzählte ihnen, dass ich ein bekannter Künstler aus Deutschland sei und am nächsten Morgen pünktlich im Flieger sitzen muss, da ich in Deutschland erwartet werde – ansonsten wird die deutsche Botschaft kontaktiert.“ Die Polizisten, die eigentlich nur Geld erpressen wollten, hatten keine Lust auf Stress: „Das Beste daran war, dass die uns vor einem verdammt guten Taco-Laden rauswarfen!”, erzählt Jo.