Die Deutsche Post geht unter die Krypto-Bros
Die Speicherstadt als kitschige KI-Grafik, dazu der heiße Scheiß von übervorgestern: Fertig ist das neueste Geschäftsmodell der Deutschen Post.
NFTs, wissen Sie noch? Vor vier-fünf Jahren waren die unkopierbaren Computergrafiken („Non-Fungible Token“) der heiße Scheiß auf dem Kunstmarkt für Menschen mit mehr Geld als Sachverstand. Für ein paar Monate konnte man 2021 als NFT-„Künstler“ reich werden – solange man seine Kryptocoins schnell wieder unter die Leute brachte. Denn schon ein Jahr später war der Wert der allermeisten NFTs wieder auf null gesunken.
Deutsche Post entdeckt NFT für sich
Und damit hätte die Geschichte des NFT-Hypes eigentlich auch schon wieder zu Ende sein können. Wäre da nicht die Deutsche Post. Mit stolzgeschwellter Brust präsentiert man Anfang Juli 2025 in Hamburg die neue „Kryptomarke“ Speicherstadt: eine Briefmarke mit einer kitschigen KI-Grafik der Speicherstadt, kombiniert mit einem NFT.
Warum man sowas macht? Um „das Erlebnis des physischen Briefmarkensammelns um neue digitale Komponenten zu erweitern, ohne dabei den Bezug zur traditionellen Philatelie zu verlieren“, ist doch klar! Also für die Deutsche Post. Die hat optimistische 50.000 der unkopierbaren Briefmarken hergestellt, zum Preis von 9,90 Euro.
Deutsche Post spielt Pokémon
Und weil das ja noch nicht genug Sammelhumbug ist, gibt es auch noch unterschiedliche Farbvarianten der Marke: Knapp zwei Drittel sind gelb, ein Viertel ist lila, jede zehnte ist blau und wer eine pinke erwischt, darf sich besonders glücklich schätzen. Nur zwei von 100 Speicherstadtmarken sind in Telekom-Farben gehalten. Wahrscheinlich hofft man bei der Post auf den Pokémon-Effekt: „Gotta catch ‚em all.“
Daneben gibt’s übrigens auch 1,3 Millionen der Speicherstadt-Marken ohne NFT und Farbquatsch. Die muss man zwar selbst anlecken, dafür kosten sie aber auch nur 95 Cent. Die Speicherstadt-Marke ist übrigens die bereits vierte der Krypto-Serie, zwei weitere sind schon angedroht, Pardon, angekündigt. „Alle Motive der Serie werden in unterschiedlichen künstlerischen Stilrichtungen von einer Künstlichen Intelligenz interpretiert und gestaltet.“
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Trostpflaster: Wenn der NFT-Wert unweigerlich in den Keller gerauscht ist und man den Blick auf seine pink verkitschte Speicherstadt nur noch nach dem vierten Bier erträgt, kann man mit ihr immerhin noch einen Standardbrief verschicken – bis zur nächsten Porto-Erhöhung zumindest.
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