Uni Hamburg hat „Leichen im Keller“: Die Statuen aus dem Giftschrank
Er schlug Aufstände von Afrikanern blutig nieder, versklavte die Frauen der Besiegten: Hans Dominik war Major der „Kaiserlichen Schutztruppe“ in Kamerun. Jahrzehntelang stand die Bronzestatue des Kolonialverbrechers vor dem Uni-Hauptgebäude in Rotherbaum. Nun lagert sie im „Giftschrank“ der Hamburger Universität.
Er schlug Aufstände von Afrikanern blutig nieder, versklavte die Frauen der Besiegten: Hans Dominik war Major der „Kaiserlichen Schutztruppe“ in Kamerun. Jahrzehntelang stand die Bronzestatue des Kolonialverbrechers vor dem Uni-Hauptgebäude in Rotherbaum. Nun lagert sie im „Giftschrank“ der Hamburger Universität.
Den charakteristischen Hut der deutschen „Schutztruppe“ verwegen schief auf dem Kopf und einen Karabiner in der Hand: Das Dominik-Denkmal wirkt ein wenig so wie die Darstellung eines amerikanischen Pioniers im Wilden Westen. Und tatsächlich führte sich der deutsche Offizier in Kamerun auch auf wie ein Gesetzloser. Dort, wie in allen afrikanischen Kolonien, galt das Gesetz des Stärkeren – und das waren fast immer die Europäer.
Aber der Reihe nach: Friedrich Wilhelm Hans Dominik wurde 1870 in Kulm/Westpreußen geboren und trat im Alter von 19 Jahren in die preußische Armee ein. Als Leutnant freundete er sich in Frankfurt (Oder) mit seinem Regimentskameraden Curt Morgen an. Als der Hauptmann 1894 eine „Schutztruppe“ für die deutsche Kolonie Kamerun aufstellte, nahm er den jungen Leutnant Hans Dominik mit. In Kairo warb Dominik vorher noch sudanesische Söldner an und kämpfte mit ihnen dann in Kamerun gegen die Abo. 1895 folgten weitere blutige Feldzüge gegen afrikanische Stämme.

Die Kämpfe waren ungleich: Die Deutschen und ihre einheimischen Hilfstruppen verfügten über moderne Karabiner, Maschinengewehre und Geschütze. Ihre afrikanischen Gegner kämpften oft noch mit Speer und Schild.
Studenten stürzten Statuen von Kolonial-Verbrechern
1896 wurde Hans Dominik Leiter der deutschen Militärstation Jaunde, der heutigen Hauptstadt Kameruns. Dort blieb Dominik mit Unterbrechung bis zu seinem Tod 1910 Kommandeur. In dieser Zeit bekämpfte der 1904 zum Hauptmann beförderte Offizier die Fulbe und andere Stämme.
Beim Aufstand der Makaa 1910 metzelten Dominiks Leute Hunderte afrikanische Krieger nieder und versklavten deren Frauen. Sie wurden als „Kriegsbeute“ an die einheimischen Hilfstruppe der Deutschen „verschenkt“. Gerechterweise, so muss man wohl sagen, schwächte dieser letzte Feldzug den vom Kaiser frisch zum Major beförderten Dominik so stark, dass er auf der Schiffsreise nach Deutschland starb. Dominik wurde auf dem Zwölf-Apostel-Friedhof in Berlin-Schöneberg beigesetzt.

In der Stadt Kribi in Kamerun errichteten deutsche Kolonialisten im Jahr 1912 Dominik zu Ehren ein Denkmal. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das von Karl Möbius geschaffene Denkmal von französischen Truppen demontiert und gelangte schließlich 1935 nach Hamburg. Das Denkmal wurde damals links vom Uni-Hauptgebäude an der Edmund-Siemers-Allee aufgestellt. Rechts platzierten die Nazis das Denkmal von Hermann von Wissmann (1853-1905), des ehemaligen Gouverneurs von Deutsch-Ostafrika.

1968 stürzten Aktivisten der Studentenbewegung die Denkmäler. Zunächst wurden die Bronzestatuen in Kellerräumen der Bergedorfer Sternwarte gelagert. Nun aber liegen sie in Kisten verpackt in einem geheimen Lager der Uni am Stadtrand – sozusagen im „Giftschrank“ für demontierte Denkmäler und andere große Gegenstände, die für Forschung und Lehre noch von Bedeutung sind.
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Die Statuen der beiden Kolonialverbrecher wurden gestürzt, aber bis heute gibt es in Jenfeld einen Dominikweg und in Wandsbek die Wissmannstraße.