Mojib Latif über Klebe-Aktivisten: „Das bringt dem Klimaschutz gar nichts!“
Klima-Aktivisten kleben sich auf die Straße und behindern Rettungsarbeiten, wie kürzlich in Berlin. Andere besudeln weltbekannte Kunstwerke, um auf die Klimakrise hinzuweisen. Der Kieler Professor Mojib Latif forscht seit drei Jahrzehnten zum Klimawandel und ebenso lange versucht er, die Dringlichkeit des Themas in die Köpfe der Menschen zu bekommen. Die MOPO sprach mit Deutschlands unermüdlichstem Klima-Mahner über die zunehmende Militanz von Gruppen, die eigentlich dasselbe Anliegen haben wie er – und warum sie diesem mit ihren Aktionen aus seiner Sicht sogar schaden.
Herr Professor Latif, haben Sie ansatzweise Verständnis für Aktivisten, die sich auf der Straße festkleben?
Ganz klar: nein. Der Zweck heiligt nicht die Mittel, auch nicht in diesem Fall.
Aber diese zumeist jungen Leute berufen sich ja auf die Ergebnisse der Klimaforschung, also auch auf Sie.
- Deutsch (Deutschland)
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Klima-Aktivisten kleben sich auf die Straße und behindern Rettungsarbeiten, wie kürzlich in Berlin. Andere besudeln weltbekannte Kunstwerke, um auf die Klimakrise hinzuweisen. Der Kieler Professor Mojib Latif forscht seit drei Jahrzehnten zum Klimawandel und ebenso lange versucht er, die Dringlichkeit des Themas in die Köpfe der Menschen zu bekommen. Die MOPO sprach mit Deutschlands unermüdlichstem Klima-Mahner über die zunehmende Militanz von Gruppen, die eigentlich dasselbe Anliegen haben wie er – und warum sie diesem mit ihren Aktionen aus seiner Sicht sogar schaden.
Herr Professor Latif, haben Sie ansatzweise Verständnis für Aktivisten, die sich auf der Straße festkleben?
Ganz klar: nein. Der Zweck heiligt nicht die Mittel, auch nicht in diesem Fall.
Aber diese zumeist jungen Leute berufen sich ja auf die Ergebnisse der Klimaforschung, also auch auf Sie.
Ich fürchte vielmehr, mit solchen Aktionen wird die Klimaforschung in Misskredit gebracht. Von solchen Aktionen distanziere ich mich sehr deutlich.
Man könnte ja sagen, Sie haben mit 30 Jahren sachlicher Arbeit und unzähligen Auftritten wenig erreicht und jetzt greifen einige Gruppen zu neuen, radikaleren Mitteln. Da könnte auch Verzweiflung hinter stehen.
Es ist trotzdem falsch. Wir leben Gottseindank in einer demokratischen Gesellschaft und wenn wir deren Spielregeln nicht einhalten, landen wir in der Anarchie. Es gibt jede Menge berechtigter Interessen und wenn sich jeder über alle Regeln hinwegsetzt, dann herrscht Chaos. Das Recht gilt auch für die, die eine gute Absicht verfolgen.
Was ist in Ihren Augen geeignet, um seine Interessen zu vertreten?
Demos anmelden und auf die Straße gehen. Wie Fridays for Future das machen, das finde ich gut. Da habe ich auch ein paar Mal geredet.
Was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie von dem Angriff auf das Van Gogh-Gemälde gehört haben?
Solche Leute gehören nicht zu mir. Ich würde sogar sagen: Die missbrauchen die Klimaforschung. Wir machen unsere Arbeit, wir geben unsere Ergebnisse raus über den Weltklimarat, aber wir sind nicht die Entscheider. Entscheiden müssen die gewählten Politiker. Wenn die keine Entscheidungen treffen, ist das schlimm, aber so ist unser System.
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Bewirken diese radikalen Klima-Aktionen gar nichts Gutes? Immerhin sprechen alle darüber.
Nein, die leisten nur denjenigen Vorschub, die Klimaschützer eh alle für Spinner halten. Solche Aktionen spalten die Gesellschaft und bringen gar nichts für das Thema Klimaschutz.