Der „schöne Klaus“: Leben und Sterben eines Kiez-Gangsters
In der Amazon-Serie „Luden“ wird aktuell seine Lebensgeschichte nacherzählt: die eines gewissenlosen Zuhälters vom Kiez. Nun ist Klaus Barkowsky (69) – besser bekannt als „der schöne Klaus“ – tot. Er starb am Dienstagmorgen vor dem Haus in der Großen Bergstraße in Altona, in dem er wohnte. Er litt unter Depressionen, beging Selbstmord.
In der Amazon-Serie „Luden“ wird aktuell seine Lebensgeschichte nacherzählt: die eines Zuhälters vom Kiez. Nun ist Klaus Barkowsky (69) – besser bekannt als „der schöne Klaus“ – tot. Er starb am Dienstagmorgen vor dem Haus in der Großen Bergstraße in Altona, in dem er wohnte. Er litt unter Depressionen, beging Selbstmord.
Barkowsky erzählte mal von sich, dass er nach der Schule zunächst eine Ausbildung als Schlosser begonnen habe. Die habe er abgebrochen. Auch seine Laufbahn als Seemann endete früh, weil ihm, dem Decksjungen, ein Lukendeckel die Finger zerquetschte.
Klaus Barkowsky: Senkrechtstarter auf dem Kiez
Mit 20 Jahren startete Barkowsky seine Kiez-Karriere. Blonde Mähne, gewinnendes Lächeln, strahlende Augen: Sein Äußeres half ihm dabei, Zugang zur Kiez-Welt zu bekommen. In Clubs und Bars umschmeichelte er Frauen, die ihm reihenweise verfielen. Jeder erzählte er, dass er nur sie liebe – dann schickte er sie auf den Strich, beutete sie aus und nahm ihnen jeden Pfennig ab.
Barkowsky galt auf dem Kiez als Senkrechtstarter, denn schon nach sechs Monaten besaß er eine Weißgold-Rolex für 40.000 Mark und einen Pelzmantel. Weil er außerdem einen Lamborghini Countach fuhr, wurde er von vielen auf St. Pauli nur „Lamborghini-Klaus“ genannt.

In den 80er Jahren gründete Barkowsky die „Nutella-Bande“, eine Gruppe von Zuhältern auf St. Pauli, deren Anführer er war. Bis zu 15 Frauen ließ er für sich anschaffen. In seinen besten Zeiten verdiente er 10.000 Mark pro Tag. Er galt als einflussreichster Zuhälter auf der Reeperbahn. Schnelle Sportwagen, teure Klamotten, ausufernde Partys – so sah sein Leben damals aus. Er hegte eine tiefe Aversion gegen alles Bürgerliche, Konventionelle, sagen alte Weggefährten über Barkowsky.
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1989 wurde er verurteilt, nachdem er in einem Kiez-Bistro ein Messerwerfen veranstaltet und dabei unter Drogen eine 21-jährige Frau mit dem Messer in den Rücken getroffen hatte. Barkowsky kam mit einer milden Strafe davon. Später schoss ein österreichischer Zuhälter im Streit auf ihn – der Schütze bezichtigte Barkowsky des Falschspiels.
Drogenschwemme und Aids-Angst machten dem Zuhälter das Leben zunehmend schwer. Gleichzeitig griff die Polizei härter durch. Die fetten Jahre waren vorbei. Anfang der 90er-Jahre, als Albaner-Banden den Kiez unsicher machten und anfingen, Probleme grundsätzlich mit Blei zu klären, zog sich Barkowsky endgültig aus dem Milieu zurück. Er hatte danach stark mit Alkoholproblemen zu kämpfen und war oft im „Elbschlosskeller“ auf dem Hamburger Berg anzutreffen. Selten nüchtern.
Barkowsky zeigte den „Hitler-Gruß“
Von der blonden Wallamähne, die ihm einst zu seinem Spitznamen verhalf, war zuletzt nur noch ein dünner Dutt übrig. 2022 machte Barkowsky nochmal Schlagzeilen, als er sich vor Gericht dafür verantworten musste, vor einer Bar auf dem Hans-Albers-Platz den „Hitlergruß“ gezeigt und „Sieg Heil!“ gerufen zu haben. Barkowsky hatte unter Alkohol gestanden und es angeblich spaßig gemeint – er wurde aber trotzdem zu einer Geldstrafe von 1500 Euro verurteilt.

Wenn Barkowsky nach der Zahl seiner Kinder gefragt wurde, musste er erstmal nachdenken. Zwei seien es wohl, sagte er dann, aber einschränkend fügte er hinzu: „Es kommen immer mal welche und sagen, ich bin ihr Papa.“ Ein guter Vater sei er nicht gewesen, gab er zu.
Zuletzt war er Künstler: Seine abstrakten Werke wurden hoch gehandelt
Zuletzt arbeitete Barkowsky als Künstler. Er malte Bilder, die er mit Pinseln, Schabern, Kämmen, Spachteln und den Händen anfertigte. Seine mit Acryl gefertigten abstrakten Werke wie „Domenica im Himmel“ oder „Elektrischer Stuhl“ wurden teuer gehandelt.

Für die Serie „Luden“, die seine Lebensgeschichte erzählt und im Februar 2023 anlief, war Barkowsky auch als Berater tätig. Er wird in der Serie von Aaron Hilmer verkörpert.
Zuletzt lebte Barkowsky von der Stütze, allein in einer kleinen Wohnung in Altona. Seine Vergangenheit verklärte er. Im letzten MOPO-Interview sagte er: „Damals gab es auf St. Pauli Betrüger, Erpresser, Schläger oder Räuber. Aber ich war der charmante, Schöne Klaus.“
Hilfe in schweren Stunden
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Muslimisches Seelsorge-Telefon: Die Mitarbeiter von MuTeS sind 24 Stunden unter 030 – 44 35 09 821 zu erreichen. Viele sprechen Türkisch. mutes.de
Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention: Eine Übersicht aller telefonischer, regionaler, Online- und Mail-Beratungsangebote in Deutschland gibt es unter suizidprophylaxe.de