Der Philosoph im Dschungelcamp: Mathieu Carrière wird 75
Schon als Teenager stand er für Kultregisseur Volker Schlöndorff in einer Titelrolle vor der Kamera, später machte er vor allem in Frankreich eine steile Filmkarriere und spielte an der Seite von Brigitte Bardot und Romy Schneider. In späteren Schaffensjahren verlegte sich Mathieu Carrière dann auf Produktionen im deutschen Fernsehen und machte schließlich vor allem durch Auftritte in Fernsehsendungen wie dem „Dschungelcamp“ von sich reden. Am Samstag wird Carrière, der in Hamburg und Paris lebt, 75 Jahre alt.
Geboren wurde Carrière am 2. August 1950 in Hannover. Sein Familienname geht auf hugenottische Ursprünge zurück – auf französische Protestanten, die im 17. Jahrhundert vor religiöser Verfolgung nach Deutschland flohen. Er wuchs ab 1956 in Lübeck auf, wo er auch zur Schule ging. Später lebte in einem Internat in Frankreich, machte im Nachbarland Abitur und studierte Philosophie.
Mathieu Carrière wurde früh als Schauspieler entdeckt
Als Schauspieler wurde Carrière schon als 13-Jähriger von Regisseur Rolf Thiele bei einer Schultheateraufführung in Lübeck entdeckt. Dieser gab ihm eine Rolle in seinem Film „Tonio Kröger“. Dadurch fiel Carrière Schlöndorff auf, der ihn als Hauptdarsteller in seinem preisgekrönten Regiedebüt „Der junge Törless“ einsetzte. Für Carrière war es der Grundstock für seine Karriere.

In den 70er Jahren entwickelte er sich in Frankreich, wo er zu dieser Zeit lebte, zu einem gefragten Schauspieler. Bekannt machten ihn unter anderem Auftritte als Travestiekünstler im Lokal „L’Alcazar“ in Paris und in Titelrollen an Theatern der französischen Hauptstadt. Er spielte zudem in bekannten Filmen wie „Don Juan“ von 1973 mit Brigitte Bardot.
In den 70ern arbeitete Carrière mit Volker Schlöndorff
Auch in Deutschland arbeitete er parallel weiter – 1976 erneut mit Schlöndorff in dessen preisgekröntem Gesellschaftsdrama „Der Fangschuss“ oder ab 1978 in der Hauptrolle der ZDF-Erfolgsfernsehserie „Ein Mann will nach oben“. Als Callboy Chris folgte 1982 eine weitere prägende Rolle in der rabenschwarzen Satire „Die flambierte Frau“ an der Seite von Schauspielerin Gudrun Landgrebe.
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Beobachter bescheinigten Carrière große Lust an künstlerischen Experimenten. Zugleich wurde der gutaussehende Darsteller zunehmend auf bestimmte Rollen festgelegt. Er galt als Verkörperung des attraktiven, gefühlskalten Bösewichts.
In den 90er Jahren verlagerte sich Carrière auf Fernsehserien oder -filme und hatte Mühe, an frühere Erfolge anzuknüpfen. Einige Jahre lang spielte er etwa einen Schlossherrn in der ARD-Serie „Schloss Hohenstein – Irrwege zum Glück“.
PR-Aktion von Carrière vor dem Justizministerium im Jahr 2006
Von sich reden machte Carrière zunehmend auch durch strittige Auftritte in der Öffentlichkeit, Berichte über sein Privatleben häuften sich. 1996 scheiterte seine Ehe. Von seiner neuen Lebensgefährtin, mit der er eine zweite Tochter hat, trennte er sich 1999. Es folgte ein erbitterter Sorgerechtsstreit.
In dessen Verlauf ließ sich der Schauspieler im Jahr 2006 in einer PR-Aktion vor dem Bundesjustizministerium wie Jesus an ein Kreuz binden. Er wollte gegen eine aus seiner Sicht rechtliche Benachteiligung von Vätern protestieren, auf seine Rollenangebote wirkten sich solche Auftritte jedoch wenig förderlich aus.
2011 zog Mathieu Carrière ins RTL-„Dschungelcamp“
Auf den Bildschirmen tauchte Carrière nun in Unterhaltungsformaten auf. 2010 nahm er an der RTL-Promitanzshow „Let’s Dance“ teil, 2011 zog er ins RTL-„Dschungelcamp“ ein. 2013 war er bei „Frauentausch“ bei RTL Zwei zu sehen. Kritiker zeigten sich teils entsetzt. Der Darsteller, einst zum Ritter der französischen Ehrenlegion ernannt, galt ihnen zunehmend als eher fragwürdig.
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Doch Carrière blieb weiterhin im Geschäft und öffentlich präsent – unter anderem auch, weil seine Tochter Elena 2016 den zweiten Platz bei der Castingshow „Germany’s Next Topmodel“ belegte und eine Karriere als Model und Schauspielerin startete. Carrière, der in Ottensen und Paris lebt, übernahm zudem vereinzelt Rollen in Theaterinszenierungen oder Spielfilmen.
Auch seinem Hang zum Spiel mit Grenzen blieb er treu. Letztmalig größeres Aufsehen erregte Carrière 2020 in einem Interview mit der „Bild“-Zeitung zu seinem 70. Geburtstag, in dem er verkündete, er wäre lieber als Frau geboren worden. „Ich fühle mich schon lange innerlich als Frau – und auch äußerlich empfinde ich es als angenehm“, sagte er. „Ich habe Spaß daran, die Geschlechter zu wechseln.“ (dpa/mp)
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