Nach Flucht aus der Ukraine: Natalia kann sich in Hamburg vor Aufträgen kaum retten
Ein Jahr ist es her, dass Natalia Naida nach Deutschland geflohen ist. Mit einem Schlag verlor die Make-Up-Künstlerin beide Heimatländer – ihr Geburtsland Russland und ihre Wahlheimat die Ukraine. Trotzdem dauerte es nicht lange, bis sie sich in Hamburg ein neues Leben aufgebaut hatte. Heute kann sich die Selbstständige vor Aufträgen kaum noch retten und ist auf mehrere Monate im Voraus ausgebucht.
Ein Jahr ist es her, dass Natalia Naida nach Deutschland geflohen ist. Mit einem Schlag verlor die Make-Up-Künstlerin beide Heimatländer – ihr Geburtsland Russland und ihre Wahlheimat die Ukraine. Trotzdem dauerte es nicht lange, bis sie sich in Hamburg ein neues Leben aufgebaut hatte. Heute kann sich die Selbstständige vor Aufträgen kaum noch retten und ist auf mehrere Monate im Voraus ausgebucht.
Als Natalia Naida von dem Überfall Russlands auf die Ukraine erfuhr, war sie gerade in Moskau. Die Visagistin betreibt sowohl in der russischen Hauptstadt als auch in Kiew eine Make-Up-Schule, Letztere ist nach ihren Angaben die bekannteste im Land.
Make-Up-Künstlerin Natalia Naida: „Ich will auf eigenen Beinen stehen!“
Doch nach dem 24. Februar 2022 ließen ihr ukrainischer Ehemann und sie alles hinter sich. „In einem Land wie Russland wollten wir nicht mehr leben“, sagt sie. „Und in der Ukraine ist es zu gefährlich.“ Zuerst ging es in die lettische Hauptstadt Riga, dann gemeinsam mit Tochter und Schwiegersohn nach Hamburg. „Die Make-Up-Schule in Kiew steht noch“, so Natalia Naida. „Aber die Lehrer sind weg.“
Die ersten Monate waren hart, sagt sie, und an Arbeiten nicht zu denken. „Ich habe nur Nachrichten geschaut. Aber dann hatte ich auch genug davon. Mein Mann und ich wollten dem deutschen Staat nicht auf der Tasche liegen und auf eigenen Beinen stehen.“
Bis sie den Gewerbeschein als Visagistin und Make-Up-Lehrerin hatte, dauerte es nicht lang. Jetzt gibt sie Praxisstunden beim Friseur „maigold“ in Ottensen. Ihre Schüler kommen aus ganz Europa. „Über eine Kundin habe ich eine Anstellung für meinen Mann als Hausmeister gefunden“, berichtet sie. „Wir haben eine Wohnung und sind unabhängig.“
Flucht einer Russland-Ukrainerin: Rückkehr ist ungewiss
„Deutschland bietet sehr viel Hilfe. Aber man muss es auch wollen“, sagt Natalia Naida. „Man muss die Sprache lernen und Kontakte knüpfen. Dann hat man gute Chancen. Viele müssen über ihren Schatten springen. Es ist nicht einfach für einen Arzt, wenn er plötzlich auf der Baustelle arbeiten muss, weil er die Sprache nicht beherrscht und Geld braucht. Ich habe viel Glück gehabt, bin ein halbes Jahr im Voraus ausgebucht – aber in Deutschland besteht auch Bedarf an Visagisten.“
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Ob sie in die Ukraine zurückkehren wollen, wissen Naida und ihr Mann noch nicht. „Keiner weiß, wann dieser furchtbare Krieg endet. Und dann ist alles zerstört.“ Fürs erste fühlen sie sich in Hamburg angekommen und aufgenommen – und das ist, was gerade zählt.