Trauer um die Chefin der „rosafarbenen Ranch“: Bei ihr buchte der Kiez seinen Urlaub
Sie war bekannt für ihre Herzlichkeit, ihren Witz, ihre flippige, laute Art – durch Fernsehauftritte und ihre Freundschaft zu einem Scheich auch über den Kiez hinaus: Maryam Komeyli liebte ihren Job direkt auf der Reeperbahn, ihre Kunden, die Gemeinschaft auf dem Kiez. Jetzt ist die Chefin des einzigen Nacht-Reisebüros Europas, das sie liebevoll ihre „rosafarbene Ranch“ nannte, im Alter von 61 Jahren gestorben.
„Sie wird uns ungemein fehlen. Ohne sie wird das Reisebüro nicht mehr das sein, was es war. Mit ihr ist die Seele des Ladens gegangen“, sagt ihr Büroleiter und enger Freund Karim Adnane.
„Ich liebe den Alltag. Das ist das reale Leben. Arm oder reich, die Hautfarbe, die Religion, das Geschlecht – das spielt hier keine Rolle“, sagte Maryam Komeyli im Mai 2021 bei der Aufnahme des MOPO-Podcasts „Kiezmenschen“. Sie hatte ein buntes Leben voller Spaß und skurriler Erlebnisse. So viele, dass sie ein Buch („Sie haben Ihr Baby am Airport vergessen“) darüber schrieb. In ihrem Reisebüro auf dem Kiez hatten Rapper versucht, mit Goldzähnen zu zahlen und Zuhälter ihre Luxusreisen mit Geldbündeln beglichen.
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Sie war bekannt für ihre Herzlichkeit, ihren Witz, ihre flippige, laute Art – durch Fernsehauftritte und ihre Freundschaft zu einem Scheich auch über den Kiez hinaus: Maryam Komeyli liebte ihren Job direkt auf der Reeperbahn, ihre Kunden, die Gemeinschaft auf dem Kiez. Jetzt ist die Chefin des einzigen Nacht-Reisebüros Europas, das sie liebevoll ihre „rosafarbene Ranch“ nannte, im Alter von 61 Jahren gestorben.
„Sie wird uns ungemein fehlen. Ohne sie wird das Reisebüro nicht mehr das sein, was es war. Mit ihr ist die Seele des Ladens gegangen“, sagt ihr Büroleiter und enger Freund Karim Adnane.
„Ich liebe den Alltag. Das ist das reale Leben. Arm oder reich, die Hautfarbe, die Religion, das Geschlecht – das spielt hier keine Rolle“, sagte Maryam Komeyli im Mai 2021 bei der Aufnahme des MOPO-Podcasts „Kiezmenschen“. Sie hatte ein buntes Leben voller Spaß und skurriler Erlebnisse. So viele, dass sie ein Buch („Sie haben Ihr Baby am Airport vergessen“) darüber schrieb. In ihrem Reisebüro auf dem Kiez hatten Rapper versucht, mit Goldzähnen zu zahlen und Zuhälter ihre Luxusreisen mit Geldbündeln beglichen.
Innige Freundschaft zum Scheich von Ras al-Chaima
Bundesweit Bekanntheit erlangte die Frau mit der lauten, ansteckenden Lache durch ihre innige Freundschaft zum Scheich von Ras al-Chaima. Bei einer Reise durch Europa hatte er eine Reportage über Maryam gesehen. Eine Frau, die von morgens um vier bis abends um 23 Uhr arbeitete, seit acht Jahren keinen Urlaub gemacht hatte – obwohl sie permanent mit Reisen zu tun hat. Das beeindruckte den Scheich derart, dass er sie nach Dubai einlud.
Luxus-Hotels, Hubschrauber-Rundflug, Yachtausflug. Und eine Audienz in seinem Palast. Der Beginn einer Freundschaft, die viele Jahre andauerte. Einmal besuchte der Scheich sie sogar in Hamburg. Das Ganze wurde von einem Kamerateam begleitet.
Die gebürtige Iranerin war als Mädchen mit fünf Erwachsenen und drei Kindern in einem Ford Taunus mit Dachgepäckträger nach Hamburg gekommen. Sie war gelernte Erdölkauffrau, Reiseverkehrskauffrau und hatte BWL studiert.
Ihr Leben war das Reisebüro, ein ehemaliges Sex-Kino, das sie vor 19 Jahren eröffnete. Zusätzlich arbeitete sie tagsüber auch noch für l’tur am Flughafen. Häufig war sie bis spät in die Nacht auf dem Kiez. Wenn der Laden geschlossen hatte, leitete sie das Telefon auf ihr Handy um. Sie oder ihr Büroleiter Karim Adnane gingen ran. Immer.
Maryam wartete auf eine Spenderniere
Karim war nicht nur ihr Kollege. Er war Vertrauter und ihre größte Stütze. Für die Jahrzehnte auf der Überholspur hatte Maryam einen hohen Preis gezahlt. Sie litt an einer Niereninsuffizienz, war Dialysepatientin und wartete auf eine Spenderniere. Am vergangenen Freitag starb Maryam. Sie war zusammengebrochen, als sie gerade Besorgungen für das Geschäft machen wollte.
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Da die Todesursache nicht eindeutig feststeht, wird ihr Leichnam in den kommenden Tagen obduziert. Erst danach soll die Beerdigung geplant werden. „Noch eine Stunde vor ihrem Tod war sie im Laden, Sie hat immer gesagt, dass sie bis zu ihrem letzten Tag im Reisebüro arbeiten wird“, sagt Karim Adnane. Er ist froh, dass ihr Wunsch in Erfüllung gegangen ist.
Das Nacht-Reisebüro hat weiterhin geöffnet. Ein Nachfolger steht schon fest, wird aber noch nicht kommuniziert, da die Verträge bisher nicht unterzeichnet sind.