„Miese Hinterlassenschaften im Treppenhaus“: Der Kampf gegen Altonas Brennpunkt
Sie konsumierten auf offener Straße, urinierten in Hauseingänge und hinterließen auch öfter leere Spritzen auf dem Spielplatz: Innerhalb weniger Jahre hatte sich der Bahnhof Holstenstraße und sein Umfeld in eine weitgehend offene Drogenszene entwickelt. Vor etwas mehr als einem Jahr wurde der Bezirk dann aktiv: Eine Toilette wurde aufgestellt, die Polizei-Präsenz und Sozialarbeit erhöht. Haben die Maßnahmen etwas gebracht – und wie ist die Stimmung inzwischen vor Ort?
Sie konsumierten auf offener Straße, urinierten in Hauseingänge und hinterließen auch öfter leere Spritzen auf dem Spielplatz: Innerhalb weniger Jahre hatte sich der Bahnhof Holstenstraße und sein Umfeld in eine weitgehend offene Drogenszene entwickelt. Vor etwas mehr als einem Jahr wurde der Bezirk dann aktiv: Eine Toilette wurde aufgestellt, die Polizei-Präsenz und Sozialarbeit erhöht. Haben die Maßnahmen etwas gebracht – und wie ist die Stimmung inzwischen vor Ort?
Wer öfter am Bahnhof Holstenstraße unterwegs ist, dem fällt auf, dass die Gruppen der Abhängigen etwas weniger geworden sind. Noch in den vergangenen Sommer- und Herbstmonaten standen sie hauptsächlich neben den Fahrkartenautomaten, zündeten dort ihre Crack-Pfeifen an oder spritzen sich Heroin. Das ist etwas zurückgegangen, es könnte aber auch an der Jahreszeit liegen.
Bahnhof Holstenstraße: Was ist aus dem Brennpunkt geworden?
Die Szene verlagerte sich in den vergangenen Jahren zudem immer weiter in die kleinen Nebenstraßen rund um den Bahnhof, vor allem der Bertha-von-Suttner-Park war und ist ein beliebter Anlaufpunkt. Auch hier ist es etwas ruhiger geworden, Drogen werden trotzdem nach wie vor konsumiert.

„Ja, die Situation hat sich ein bisschen verbessert“, erzählt Anwohner Christian Caballero, der dort seit 2013 mit seiner Familie wohnt. „Diejenigen, die sich vollständig wegschießen und mit heruntergelassener Hose vor der Tür, auf der Wiese, auf dem Spielplatz oder vor der Kita herumlagen, sind zum Glück nicht mehr da.“ Seiner Meinung nach hat vor allem die verstärkte Polizei-Präsenz die Verbesserungen mit sich gebracht.

Auch nach Einschätzung von Polizei-Sprecher Thilo Marxsen ist eine „verfestigte Drogenszene und auch eine ehemals etablierte Trinkerszene derzeit nicht mehr feststellbar.“ Vereinzelt seien noch Angehörige der „Betäubungsmittelszene“ anzutreffen, die nähmen allerdings vorwiegend die Hilfseinrichtungen oder die Straßensozialarbeit in Anspruch. Nichtsdestotrotz bleibe der Holstenplatz „durch die anhaltenden polizeilichen Überprüfungen und die Arbeit der anderen Player weiter im Fokus.“
Das wurde am Holstenplatz gegen die Drogenszene unternommen
Die anderen Player, damit ist unter anderem das Bezirksamt Altona gemeint. Laut Sprecherin Lea Modrozinski würde der Platz häufiger von der Stadtreinigung gesäubert, deren Mitarbeiter zusätzlich Spritzenabwurfbehälter aufgestellt hatten. „Die aufsuchende Straßensozialarbeit von Palette e.V. findet seitdem auch auf dem Holstenplatz und im Bertha-von-Suttner-Park statt“, sagt sie.
Dazu wurde im April 2022 am Holstenplatz eine öffentliche Toilette für 200.000 Euro aufgestellt, die Wildpinkler zivilisieren und für mehr Hygiene am Ort sorgen soll. Doch während ihrer kurzen Lebensdauer wurde die Toilette schon zweimal mutwillig zerstört – zuletzt erst Anfang des Jahres. Die Tages- und Beratungsstelle in der Stresemannstraße werde inzwischen täglich von durchschnittlich 60 Besuchern sehr gut angenommen. „Alle haben an einem Strang gezogen!“, resümiert Modrozinski die Bemühungen.

Caballero muss angesichts dieser Aussagen bitter auflachen. Denn die Situation für die Anwohner sei immer noch nicht aushaltbar. „Als Anwohner rufen wir immer wieder regelmäßig die Polizei. Vor ein paar Wochen gab es miese Hinterlassenschaften der Abhängigen in den Treppenhäusern“, erzählt er. „Wenn ich mit meinen kleinen Kindern zum Bäcker gehe, muss ich oft immer noch an einer Crackwolke vorbei. Der Bereich um die S-Bahnstation Holstenstraße bleibt für Anwohner und Gäste eine Zumutung.“
Aus seiner Sicht sind die Bemühungen des Bezirks nicht nachhaltig. Es brauche eine ständige Polizei-Präsenz, etwa in einem Container wie es sie in der Stadt vereinzelt schon gibt, und mehr Sozialarbeit.
Der Holstenplatz wird ab März für mehr als ein Jahr umgebaut
Stattdessen wird der Holstenplatz sich jetzt erst einmal optisch verändern. Ab dem 13. März beginnen die Bauarbeiten an der Fahrbahn, die Bushaltestellen werden barrierefrei ausgebaut und die Veloroute errichtet. Diese soll über die Haubachstraße, die Holstenstraße, die Alsenstraße sowie über Teilbereiche der Kreuzung Stresemannstraße/Holstenplatz verlaufen. Autos, Räder und Busse müssen voraussichtlich bis August 2024 umgeleitet werden.
Zudem will die Verkehrsbehörde die „Aufenthaltsqualität vor Ort“ steigern. Dazu werden auf der Ostseite des Holstenplatzes Hochbeete, Bäume und Sitzgelegenheiten errichtet. Christian Caballero ist gespannt – an der Drogen-Lage am Holstenplatz wird sich laut seiner Meinung dadurch natürlich nichts ändern. Da sei weiterhin der Bezirk gefragt.