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Igel
  • Igeldame Trudi mit ihrer schlimmen Gesichtsverletzung.
  • Foto: Bettina Blumenthal

Schrecklich: Das tun Mähroboter Igeln an

Trudi, die Igeldame aus Poppenbüttel, wird „das Phantom der Igel“ genannt. Weil sie – ähnlich wie das Phantom der Oper – ein entstelltes Gesicht hat. Nicht von Geburt an, sondern infolge eines Unfalls. Trudi ist nämlich mit einem Mähroboter aneinandergeraten. Sie kam unter die Messer des Mähers. Eine Geschichte wie ein Horrorfilm.

„Dieses Jahr haben wir schon 46 Igel mit Schnittwunden,“ erklärt Vanessa Haloui (40) von der Igel- und Wildtierstation Looki e. V. in Bergedorf. Und es werden leider von Jahr zu Jahr immer mehr.

Denn Rasenroboter sind die große Mode in den Gärten. Nur leider kommen Igel, Küken, Salamander, Kröten und Blindschleichen so immer häufiger unter die Räder und Messer der Rasenroboter. Dieses Frühjahr war Trudi von einem Rasenroboter überfahren worden. Nachmittags sah ein Nachbar den Unfall zufällig und eilte herbei. Der Besitzer des Roboters kam hinzu und kickte das Gerät vor Wut weg.

„Für mich spiegeln Rasenroboter die Faulheit der Menschen wider“

„Die Menschen wissen oft gar nicht, was ihre Rasenroboter so alles überfahren. Diese Dinger sind ja immer alleine unterwegs,“ so Vanessa Haloui weiter. „Für mich spiegeln Rasenroboter die Faulheit der Menschen wider. Und gehen dabei über Tierleichen.“

Vanessa Haloui (40) von der Igel- und Wildtierstation Looki e. V. in Bergedorf Bettina Blumenthal
Vanessa Haloui (40) von der Igel- und Wildtierstation Looki e. V. in Bergedorf

Trudi ist zwei bis drei Jahre alt und ein Braunbrust­igel. Igel sind mit die ältesten Säugetiere auf unserem Planeten. Seit 66 Millionen Jahren streifen sie schon weltweit umher. Dabei legen Igel nachts drei bis fünf Kilometer zurück. Die Technik, sich bei Gefahr einzuigeln, zusammenzurollen, hat sich gut bewährt. Bis der Mensch auftauchte.

Igelbestand in Deutschland hat massiv abgenommen

In den vergangenen 150 Jahren hat der Igelbestand massiv abgenommen. Der europäischer Weißbrustigel ist in Deutschland schon ausgestorben. Der Braunbrustigel steht kurz davor, auf die rote Liste gesetzt zu werden. Düstere Aussichten für diese kleinen stacheligen Tiere.

Vanessa Haloui ist über die Entwicklung sehr traurig. Und oft fassungslos: „Leute rufe an und wollen die Igel nicht in ihrem Garten haben. Die Igel wären dreckig und würden den Rasen kaputt machen. Das macht einen schon traurig.“

Tierheim Süderstraße nimmt verletzte Igel auf

Drei Handicap-Gehege gibt es in der Station. Letztes Jahr waren es noch zwei. Täglich kommen immer mehr Igel mit Schnittverletzungen dazu. Auch Christian Erdmann, Leiter des Wildtier- und Artenschutzzentrums in Klein Offenseth-Sparrieshoop beklagt die Zunahme von Verletzungen durch Rasenroboter. Zudem gebe es eine hohe Dunkelziffer. Niemand wisse, wie viele verletzte Igel sich in ihren Bau schleppen und dort verenden.

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Das Tierheim Süderstraße bestätigt die große Gefahr für Igel durch Rasenroboter. Und die Igel-Saison beginnt jetzt erst. Während große Igel von einen Rasenroboter im günstigsten Fall nur angefahren werden, werden Babyigel direkt überfahren. Sie sind einfach zu klein, das geringe Gewicht ist kein ausreichender Widerstand.

Igeldame Trudi kann in der freien Natur nicht überleben

Laut „Stiftung Warentest“ weisen viele Geräte Mängel auf. Denn auch vor Kinderfüßen machen viele Mäher nicht halt. Nur teure Laserroboter bieten besseren Schutz. Im Internet gibt es Basteltipps zum Bau von Gummistoßstangen für Rasenroboter.

„Bitte die Rasenroboter nie in der Dämmerung oder nachts fahren lassen“, so das Anliegen von Vanessa Haloui. „Am besten diese Roboter nicht unbeaufsichtigt mähen lassen. Und auf alle Fälle das Gelände erst nach Tieren absuchen.“ Denn Igel wären durchaus auch tagsüber unterwegs, wenn in der Nacht nicht genügend Futter gefunden wurde.

Für Trudi kommen diese Tipps zu spät. Mit ihrem halben Gesicht und dem offenen Nasenbein hat sie in der freien Natur alleine keine Chance. Sie wird nun in der Station bleiben müssen.

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