Warum diese Fahrradhäuschen für Zoff in Hamburg sorgen
Sie sind achteckig, von außen oft mit Graffiti besprüht und prägen seit vielen Jahren das Stadtbild der Bezirke Eimsbüttel, Altona, Hamburg-Nord und -Mitte: Die berühmten Fahrradhäuschen. Doch ihre Zeit ist abgelaufen – schon bald soll es ein komplett neues Modell davon geben, das sich wohl deutlich von der bestehenden Konstruktion unterscheiden wird. Dieser Prozess zieht sich allerdings schon seit ein paar Jahren: In der Eimsbütteler Bezirkspolitik ist deshalb ein hitziger Streit entbrannt.
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Sie sind achteckig, von außen oft mit Graffiti besprüht und prägen seit vielen Jahren das Stadtbild der Bezirke Eimsbüttel, Altona, Hamburg-Nord und -Mitte: die berühmten Fahrradhäuschen. Doch ihre Zeit ist abgelaufen – schon bald soll es ein komplett neues Modell davon geben, das sich wohl deutlich von der bestehenden Konstruktion unterscheiden wird. Dieser Prozess zieht sich allerdings schon seit ein paar Jahren: In der Eimsbütteler Bezirkspolitik ist deshalb ein hitziger Streit entbrannt.
Bis zu zwölf Fahrräder gleichzeitig können in den markanten Häuschen geparkt werden – doch sie sind aus der Zeit gefallen, findet die Verkehrsbehörde des grünen Senators Anjes Tjarks: Sie sind nicht barrierefrei, die Fahrräder müssen umständlich hochgestemmt werden und für schwere E-Bikes oder Lastenräder sind sie auch nicht geeignet. Schon im Jahr 2020 kündigte die Behörde deshalb an, nach neuartigen Fahrradgaragen Ausschau zu halten.
Ab April sollen neue Fahrradhäuschen getestet werden
„Heimathafen für das Rad“, heißt das Projekt, das von der P+R Betriebsgesellschaft umgesetzt wird. Anders als bei den Fahrradhäuschen werden die Unterstände also nicht mehr von Privatpersonen, sondern kommerziell betrieben. Alle Hamburger können dann einen Platz für ihr Rad in so einer Kleingarage mieten.
Ab April beginnt jetzt laut Behördensprecher Dennis Krämer die einjährige Testphase von 20 solcher Boxen an zwölf Standorten in den Bezirken Altona, Eimsbüttel, Hamburg-Nord und -Mitte. Dabei würden sechs verschiedene Modelle erprobt, unter anderem eins vom niederländischen Unternehmen „Fietshangar“. Dieses ist laut den Herstellerangaben für jeden ab neun Jahren einfach zu bedienen und nimmt etwa den Platz von einem Parkplatz ein. So funktioniert’s: die Klappe nach oben öffnen, Rad reinschieben, Klappe wieder zu.
Laut Robert Klein, verkehrspolitischem Sprecher der Eimsbütteler Grünen, zieht sich das Projekt allerdings in die Länge. Aus seiner Sicht sollten die herkömmlichen Fahrradhäuschen deshalb erst einmal weiter genehmigt werden. „Auch heute gibt es noch einen deutlichen Bedarf in Form von neuen Anträgen – selbst im Wissen um deren Einschränkungen“, sagt er. „Zumal immer noch unklar ist, wann das neue Modell tatsächlich serienreif ist.“
Sollten noch alte Fahrradhäuschen genehmigt werden?
Laut Klein wurden im Jahr 2022 und 2023 allerdings kein einziges neues Häuschen mehr in Eimsbüttel bewilligt. „Obwohl die Verkehrsbehörde explizit empfiehlt, bis zur Einführung des neuen Modells die alten Fahrradhäuschen weiter zu genehmigen“, sagt er. Der Grünen-Politiker kritisiert vor allem die Eimsbütteler SPD, die einen Antrag dazu in der Bezirksversammlung zusammen mit CDU, FDP und AfD abgelehnt habe.
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„Wir haben faktisch nichts gegen die alten Fahrradhäuschen“, wehrt sich jetzt Koorosh Armi, verkehrspolitischer Sprecher der SPD Eimsbüttel. „Aber aus unserer Sicht macht das herzlich wenig Sinn, alte Modelle zu genehmigen und zu bezuschussen, wenn sie dann in einem Jahr nicht mehr erwünscht sind. Die bestehenden Unterkünfte können natürlich gerne verlängert werden.“
Eimsbüttel: Warten oder nicht warten auf das neue Fahrradhaus?
Gerade im Eimsbütteler Kerngebiet sei der Platz eben sehr begrenzt. „Wenn wir da jetzt alte Modelle neu genehmigen ist die Fläche erstmal für fünf Jahre weg. Was, wenn es für die neuen Modelle dann nicht genug Platz gibt?“ Er empfindet es als sinnvoller, auf die neuen Fahrradgaragen zu warten. Darüber kann Klein wiederum nur den Kopf schütteln. „Nach der einjährigen Testphase muss das ja erstmal ausgewertet werden. Vor Mitte 2025 wird das also nichts. Der Bedarf ist aber jetzt da.“
Insgesamt gibt es in den vier Bezirken 433 solcher Fahrradhäuschen, die in den 80er-Jahren von der Grünen-Bezirksfraktion Altona vorangetrieben wurden. Vor allem in den dicht bebauten Quartieren wie Eimsbüttel, wurden die Häuschen schnell zum Erfolgsmodell. Nachbarn taten sich zusammen, beantragten diese entweder auf privatem oder öffentlichem Grund und erhalten von den Bezirken einen finanziellen Zuschuss.