Bürokratie-Wahnsinn um Bunker: Engagierte Altonaer befürchten eine „Katastrophe“
Einst suchten Hamburger Schutz vor Bomben in dem 54 Meter langen und knapp 19 Meter hohen Giganten. Heute ist der Bunker an der Schomburgstraße (Altona) dank des Vereins „Kultur Energie Bunker Altona Projekt“ (KEBAP) ein Ort der Gemeinschaft. Und des Klimaschutzes. Seit Jahren kämpfen die ehrenamtlich Aktiven dafür, regenerative Wärme für den Stadtteil im Bunker erzeugen zu können. Ein Projekt, das bei Hamburgern und Behörden gleichermaßen auf Begeisterung stößt. Und dennoch ins Wanken gerät – weil die Stadt versprochene Fördermittel nicht auszahlt. Die Begründung hält man beim Projekt für einen „schlechten Scherz“.
Einst suchten Hamburger Schutz vor Bomben in dem 54 Meter langen und knapp 19 Meter hohen Giganten. Heute ist der Bunker an der Schomburgstraße (Altona) dank des Vereins „Kultur Energie Bunker Altona Projekt“ (KEBAP) ein Ort der Gemeinschaft. Und des Klimaschutzes. Seit Jahren kämpfen die ehrenamtlich Aktiven dafür, regenerative Wärme für den Stadtteil im Bunker erzeugen zu können. Ein Projekt, das bei Hamburgern und Behörden gleichermaßen auf Begeisterung stößt. Und dennoch ins Wanken gerät – weil die Stadt versprochene Fördermittel nicht auszahlt. Die Begründung hält man beim Projekt für einen „schlechten Scherz“.
Bereits im November 2021 hatte die Hamburger Finanzbehörde dem KEBAP eine Förderung in Höhe von 540.000 Euro aus dem „Investiven Quartiersfonds“ der Stadt zugesagt. Damals zeigte sich Finanzsenator Dr. Andreas Dressel begeistert. „Aus einem Bunker aus dunkler Vergangenheit wird ein Gebäude mit Zukunft – für Kultur im Stadtteil, innovative Energiegewinnung und vieles mehr. Das unterstützen wir als Stadt gerne.“ Jedoch ist die Unterstützung bis heute nicht angekommen. Das Projekt ist dringend auf das Geld angewiesen, um damit die Bauplanung finanzieren zu können.
Umweltbehörde fordert künftige Kunden zu präsentieren
Warum die Förderung nicht längst ausgezahlt wurde? Laut KEBAP habe die zuständige Umweltbehörde ihnen erst nach mehr als einjähriger Prüfung im April dieses Jahres mitgeteilt, dass vor einer Zuwendung der Mittel zuerst detaillierte schriftliche Vereinbarungen mit potenziellen Wärmekunden vorgelegt werden müssen. Sie also Kunden präsentieren müssen, noch vor der Bauplanung. Die Umweltbehörde weist die Vorwürfe zurück. „Das Projekt KEBAP ist seit 2020 informiert, welche Unterlagen grundsätzlich vorzulegen sind.“ Dazu gehöre auch ein wirtschaftliches Gesamtkonzept inklusive „Letters of Intent“ mit Wärmeabnehmern.
Marcus Flatten von der „Kultur Energie Genossenschaft Altona“ (KEGA) kann darüber nur den Kopf schütteln: „Hier vertauscht die Behörde die Reihenfolge.“ Der Verein sollte mit der zugesicherten Förderung die Planungsphase finanzieren, um die Baukosten seriös ermitteln zu lassen. „Auf dieser Basis sollten wir dann am Ende der Planungsphase die Absichtserklärungen der ersten Kunden vorlegen. Das Ergebnis des Prozesses zur Startbedingung zu erklären, ist ein schlechter Scherz.“

Die Behörde weist weiter darauf hin, dass das Geld aus dem „Investiven Quartiersfonds“ nicht ohne einen sogenannten Zuwendungsantrag ausgezahlt werden könne. „Nach Informationen der Umweltbehörde liegt bis heute kein Zuwendungsantrag des Projekts KEBAP vor.“ Die Mittel müssten beim Bezirk beantragt werden. Die Mitstreiter von KEBAP sind frustriert. Ja, es stimme, dass noch kein Antrag gestellt wurde. Was aber daran liege, dass sie den Antrag noch nicht stellen dürfen. „Die Zuständigkeit wurde zwischen Bezirk Altona und Umweltbehörde hin- und hergeschoben. Beide sahen jeweils die andere Behörde in der Verantwortung. Erst Ende August 2023 hat KEBAP erfahren, dass der Bezirk dieses Verfahren übernimmt. Bis heute sind sich die BUKEA und der Bezirk aber immer noch nicht über den Verfahrensablauf einig.“ Und bis das nicht geklärt sei, sollen sie auch noch keinen Antrag stellen, so Marcus Flatten.
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Zumindest liegen mittlerweile die von der Stadt geforderten Vereinbarungen mit potenziellen Wärmekunden vor. Der Altonaer Spar- und Bauverein (altoba), die Bäderland GmbH, die ihr Festlandbad mit erneuerbarer KEBAP-Wärme versorgen möchte, und die SAGA haben Absichtserklärungen unterschrieben. Diese klären technische Details der Wärmelieferung sowie einen Wärmepreis ab Lieferbeginn im Jahr 2026. Doch das dürfte knapp werden.
Die Ehrenamtlichen von KEBAP kämpfen seit 2011 für eine Umnutzung des Bunkers. Schon seit Jahren werden Workshops, Lesungen, offene Treffen, Führungen und ein Gemeinschaftsgarten mit Hochbeeten angeboten. Weil die Mitglieder in dem Bunker auch Energie erzeugen wollen, wurde 2015 die „Kultur Energie Genossenschaft Altona“ gegründet. Um Kultur und Energie an dem Standort zu vereinen, soll der Zwillings-Hochbunker, der in der Mitte geteilt ist, umgebaut werden.
Zwillings-Hochbunker soll Wärmeproduktion und Kultur bieten
Auf der rechten Seite sollen die Kultur- und Stadtteilangebote stattfinden. Auf der linken Seite ist die Wärmeproduktion mit Luftwärme-, Grundwasserwärmepumpen und Blockheizkraftwerk geplant. KEBAP will gemeinsam mit seinem Partner, dem Energieunternehmen GP Joule, „das mit Abstand klimafreundlichste Wärmenetz in Hamburg“ schaffen. Mit einem Anteil von 99,45 Prozent an erneuerbarer Energie (EE). Zum Vergleich: Die städtische Fernwärme hat aktuell einen EE-Anteil von 20,2 Prozent.
Saubere Wärme aus dem Stadtteil – für den Stadtteil. Das ist das Ziel. Das nun auf dem Spiel steht. „Es gibt in den Behörden viele engagierte Menschen, die unser Projekt unterstützen. Aber insgesamt scheint die Verwaltung mit einem ressortübergreifenden Projekt wie dem unseren hoffnungslos überfordert. Wenn daran ein am Gemeinwohl orientiertes und von ehrenamtlich arbeitenden Bürgerinnen und Bürgern getragenes Projekt scheitern würde, wäre das nach zwölf Jahren Aufbauarbeit eine Katastrophe“, sagt Marcus Flatten.