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So soll der Elbtower mal aussehen, wenn er fertig ist.
  • So soll der Elbtower mal aussehen, wenn er fertig ist.
  • Foto: SIGNA Real Estate 

„Der Elbtower ist ein Haus für alle“

Mit ihrem Entwurf für den Elbtower konnten David Chipperfield Architects Berlin die Jury aus Architekten, Städtebauern und Immobilienexperten 2018 überzeugen: Christoph Felger, geschäftsführender Partner und federführender Design Director des Elbtowers, spricht über Verantwortung, Herausforderung und die Besonderheiten Hamburgs.

Welche Verantwortung tragen Sie als Architekt für ein Gebäude?

Christoph Felger: Bauwerke übernehmen immer eine gesellschaftliche bzw. soziale Aufgabe. Häuser erzeugen Stadt. Sie legen das Fundament für Urbanität, Lebens- und Möglichkeitsräume der Menschen. Insofern tragen wir als Architekten eine große Verantwortung für den gebauten Raum, die wir insbesondere auch für den Elbtower empfinden.

Was macht das Stadtbild Hamburgs aus?

Kaum eine Stadt in Deutschland hat so viele städtebauliche Wahrzeichen, die mit einer so großen Selbstverständlichkeit in das Gesamtgefüge der Stadt integriert sind. Im Zusammenspiel mit dem Wasser bescheren sie uns unvergleichbare Momente von Anmut und Erhabenheit.

Was bedeutet das für den Elbtower?

Die Fähigkeit, das Außergewöhnliche mit dem Gewöhnlichen zu verbinden, macht Hamburg zu einer einzigartigen Stadt. Diesem Verständnis wohnt die Ahnung oder vielleicht sogar das Wissen inne, dass auf einer höheren Ebene alles eins wird und zusammenfindet. Das macht für mich die Selbstverständlichkeit Hamburgs aus und bildet den geistig-kulturellen Hintergrund für unsere Überlegungen zum Elbtower. 

Wie haben Sie die Integration des Elbtowers in die Stadt gelöst?

Mit einer einfachen formal wirksamen Geste: Wir haben das hohe Haus mit einer geschwungenen, konkaven Form versehen. Dieser städtebauliche Akzent, der dem Gebäude die volumet- rische Wucht der Höhe und Größe nimmt, setzt den Elbtower in eine räumliche Beziehung mit der Stadt und der Elbphilharmonie. In seiner Aufwärtsbewegung manifestiert sich der Elb- tower als ein eigenständiges, selbstbewusstes Gebäude in der Stadt. Gleichzeitig wird er mit seiner Abwärtsbewegung, die den schlanken oberen Teil des Gebäudes in einen breiten Sockelbau überführt, integraler Bestandteil der HafenCity und Hamburgs.

Wie kann das privat genutzte Haus einen öffentlichen Nutzen stiften?

Unser Vorschlag ist ein weitläufig, offener Sockel, der von allen Seiten zugänglich und damit durchlässig ist. Im Zentrum liegt ein lichtdurchflutetes Atrium, aus dem alle Nutzungen des Gebäudes erschlossen werden. Wir verstehen dies als „shared space“, der das Gebäude auf Straßenniveau mit der Nachbarschaft vernetzt.

Wie wirkt sich die aktuelle Dynamik des Arbeitsmarktes in Verbindung mit den Ansprüchen der neuen Generationen auf die Vielfalt der Nutzungsarten des Elbtowers aus?

Gerade bei privatwirtschaftlich genutzten Gebäuden wie dem Elbtower spielt die Bereitstellung maximal flexibler und vor allem tagesbelichteter Räume eine immer bedeutsamere Rolle. Der Arbeitsmarkt und die dazugehörigen räumlichen Bedürfnis- se haben sich in den letzten Jahrzehnten massiv verändert. Wir beobachten eine Auflösung der klaren Trennung zwischen Arbeiten und Wohnen. Die besondere Form des Elbtowers schafft eine ideale Voraussetzung für räumliche Vielfalt und Flexibilität.

DAVID CHIPPERFIELD ARCHITECTS

Christoph Felger hat den Elbtower federführend entworfen. Seit 1999 arbeitet Felger für David Chipperfield Architects, seit 2006 ist er Partner und Geschäftsführer des Berliner Büros. 

Christoph Felger (links) und David Chipperfield. Felder zeichnet für den Entwurf des Elbtower verantwortlich. Chipperfield Architects
Christoph Felder und David Chipperfield
Christoph Felger (links) und David Chipperfield. Felder zeichnet für den Entwurf des Elbtower verantwortlich.

Sir David Chipperfield gilt als Meister des Minimalismus mit einer klaren, reduzierte Formensprache. Zentraler Aspekt seiner Arbeit ist die Auseinandersetzung mit Ort und Kontext eines Gebäudes mit dem Ziel, öffentliche Räume zu schaffen, die ein Mehrwert für die Gesellschaft sind. Zu Chipperfields Hauptwerk zählen unter anderem die James-Simon-Galerie in Berlin, die Amo- repacific Towers in Seoul sowie die City of Justice in Barcelona. 

1985 gründete er das international vielfach ausgezeichnete Architekturbüro David Chipperfields Architects. Mit Standorten in London, Berlin, Mailand und Shanghai haben David Chipperfield Architects mehr als 100 Projekte weltweit realisiert.