Der Brummi-Platz vom Heiligengeistfeld – Umweltverbände sind entsetzt
Das Heiligengeistfeld – bald ein möglicher Anziehungspunkt für Busse und Laster? Die Hamburger Umweltverbände zeigen sich angesichts der Pläne entsetzt. Und was sagen Verkehrsbehörde und die betroffenen Bezirke zum Vorgehen der Wirtschaftsbehörde?
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Das Heiligengeistfeld – bald ein möglicher Anziehungspunkt für Busse und Laster? Seit Anfang des Jahres wird der größte Teil der 155.000 Quadratmeter großen Fläche auf St. Pauli von der Parkfirma „Goldbeck Parking Services GmbH“ verwaltet. Diese wirbt explizit um Brummi-Fahrer, hat extra Sanitäranlagen für sie errichtet. Die Hamburger Umweltverbände zeigen sich angesichts der Pläne entsetzt.
„Gerade für die Anwohner würde ein derartiger Mehrverkehr eine große Lärmbelastung bedeuten“, sagt Sönke Diesener vom Nabu Hamburg im Gespräch mit der MOPO. „Außerdem sind die von Lkw und Bussen ausgestoßenen Schadstoffe besonders hoch.“ Schon jetzt liege das Hamburger Viertel in einem diesbezüglich sehr belasteten Bereich. „Selbst wenn es nur wenige Fahrzeuge mehr sind, wäre es trotzdem total falsch.“
Hamburg: Heiligengeistfeld soll Brummi-Parkplatz werden
Ausgewählt wurde die „Goldbeck Parking Service GmbH“ in einem Vergabeverfahren von Wirtschafts- und Finanzbehörde. „Seit dem Jahr 2000 dient das gesamte Heiligengeistfeld in der veranstaltungsfreien Zeit als gebührenpflichtiger Parkplatz. Außerhalb von Veranstaltungszeiten ist es keine öffentliche Fläche“, heißt es von behördlicher Seite. Wie schon der Vorgänger hat das neue Parkunternehmen 110.000 Quadratmeter gepachtet, allerdings wird die Gesamtfläche seit 2013 umfangreich saniert, sodass bisher immer nur ein kleiner Teil des Areals als Parkplatz genutzt wurde.
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Mitte 2023 sollen die Arbeiten dann endgültig abgeschlossen sein. „Die Parkplatzbetreiber wollen die Fläche natürlich möglichst auslasten“, sagt Paul Schmid vom BUND Hamburg. „Alles andere wäre von Seiten des Unternehmens unsinnig.“
Parkplatz Heiligengeistfeld: BUND und NABU entsetzt
Für ihn ist das Vorgehen der Wirtschaftsbehörde (BWI) ein deutliches Zeichen, dass es noch ein weiter Weg bis zur Mobilitätswende ist. „In Hamburg ist das Parkraummanagement allgemein sehr autofreundlich, aber das hier setzt dem Ganzen die schlechte Krone auf“, sagt Schmid. „Dass Parkraum in einer derart urbanen Lage nicht reduziert wird, ist unverständlich.“
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Gerade bei den Lkw seien viele alte Diesel-Fahrzeuge dabei – die Folge: Mehr Emissionen und mehr Lärm. Trotzdem wurden von der Behörde keine neuen Verkehrs- oder Lärmgutachten erstellt. „Die Nutzungsoptionen für den Parkplatzbewirtschafter sind seit dem Jahr 2000 identisch. Ein signifkanter Anstieg parkender Lkw konnte bisher nicht verzeichnet werden“, lautet die Begründung. Damit macht es sich die Behörde aber eventuell ein wenig zu einfach: Denn der neue Parkbetreiber hat bald wieder die ganze Fläche zur Bewirtschaftung frei – aufgerüstet mit Sanitäranlagen.
Planungen Heiligengeistfeld: Was sagen die Bezirke?
Was sagen eigentlich die betroffenen Bezirke Altona und Mitte, wenn von der A7 bald mehr Lkw durch ihre Straßen bis zum Heiligengeistfeld rollen könnten? Aus beiden Ämtern heißt es auf MOPO-Nachfrage nur kurz, man sei an den Planungen nicht beteiligt gewesen, weil die Fläche von der Wirtschaftsbehörde verwaltet würde.
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Auch die Verkehrsbehörde, die sich bisher stets für eine Reduzierung des Verkehrs in der City eingesetzt hat, verweist lediglich auf die BWI. Und die verweist zurück auf die ursprüngliche Nutzung: Seit 22 Jahren ist das Heiligengeistfeld außerhalb der Veranstaltungen ein Parkplatz. Von den Hamburger Grünen erfuhr die MOPO allerdings, dass die Fraktion auf jeden Fall eine Debatte um die Zukunft des Heiligengeistfeldes anregen wird. Das letzte Wort könnte in dieser Sache also vielleicht doch noch nicht gesprochen sein.